"Raumordnung ist ein starkes Instrument der Integration"
Thomas Lainer, Geschäftsführer von Realwert Immobilien und Vorstand des Immobilienring Salzburg, im Stadtblatt-Interview
Mindestsicherungsbezieher erhalten einen maximalen Wohnungsaufwand von 380 Euro für eine Einzelperson. Wie realistisch ist das?
THOMAS LAINER: Dieser Zuschuss liegt 15 bis 20 Prozent unter dem, was Vermieter im günstigsten Fall verlangen. Aber es gibt noch eine weitere Hürde für Mindestsicherungsbezieher: Weil der Zuschuss eben nicht reicht, haben Vermieter Angst, dass die restliche Miete nicht bezahlt wird.
Das heißt, sozial Schwache sind auf geförderte Mietwohnungen angewiesen. Hier fehlt es an vorhandenen Grundstücken. Bemerken Sie etwas von der "Mobilisierung" dieser Grundstücke?
THOMAS LAINER: Wenn wir jetzt beim gemeinnützigen Wohnbau bleiben, dann funktioniert das sehr oft über Umwidmung von Grünland in Bauland. Dann kann die Stadt vorschreiben, dass ein Anteil – das war bis jetzt in der Regel die Hälfte – der neu entstehenden Wohnungsflächen für geförderten Mietwohnbau reserviert sein muss. Jetzt wird dieses Verhältnis auf 70:30 für geförderten Mietwohnbau geschraubt. Für den sozialen Wohnbau ist bei einem Grundstückspreis von etwa 350 Euro Ende der Fahnenstange. Die Marktpreise für Bauland liegen aber bei mindestens 500, in guten Lagen zwischen 800 und 1.000 Euro pro Quadratmeter. Viele Grundstücksbesitzer lassen deshalb dann eben lieber nicht umwidmen.
Was wird denn die neue Wohnbauförderung bringen?
THOMAS LAINER: Positiv ist die weitere Förderung von Baurechtswohnungen. Baurecht bedeutet, der Grund bleibt beim Eigentümer, das senkt die Baukosten. Mit dem Einmalzuschuss wird der Eigenmittelknappheit vieler Wohnungskäufer entgegengewirkt. Ebenfalls positiv wird sich die Öffnung der Förderung für die Errichtung von Mietwohnungen auch auf gewerbliche Bauträger auswirken. Aber alle guten Ideen stehen und fallen mit der Mobilisierung von zusätzlichem Bauland. Und hier haben wir – vor allem im Süden – starke Grünlandschützer auf der einen und jene, die dringend eine Wohnung suchen, auf der anderen Seite.
Gelingt der Ausgleich zwischen den beiden Gruppen?
THOMAS LAINER: Die Stadt ist hier zu wenig flexibel. Ein Beispiel: Wir hatten ein Grundstück in einem Gewerbegebiet in Liefering – das liegt unmittelbar neben einem Landschaftsschutzgebiet und ist außerdem in der Nähe einer Siedlung und mehrerer Einfamilienhäuser. Dort hätten wir einen erträglichen Quadratmeterpreis geschafft. Die Stadt hat das abgelehnt – und wir haben das Grundstück dann an einen Gewerbetreibenden verkauft.
Müssen für den sozialen Wohnbau verwendbare Grundstücke immer sehr groß sein oder eignen sich dafür auch kleinere?
THOMAS LAINER: In Morzg haben wir kürzlich eine Umwidmung geschafft, hier entstehen zehn Eigentums- und 26 geförderte Mietwohnungen. Man sieht also, es geht auch bei kleineren Einheiten und im Süden der Stadt. Es muss also nicht immer so dicht wie beim Stadtwerkeareal in Lehen sein. Die Raumordnung ist ein starkes Instrument für Integration – und das sollte mehr genutzt werden.
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