Kaum Touristen
"Unser beruflicher Alltag hat sich völlig verändert"
Die Salzburger Fremdenführerin Inez Reichl über den veränderten Berufsalltag durch das Ausbleiben vieler Touristen.
SALZBURG. "Es fühlt sich an wie ein endloser Winterschlaf, in dem wir uns seit September des Vorjahres befinden" – so beschreibt Inez Reichl, Obfrau der Salzburger Fremdenführer, die Situation, mit der sie und viele ihrer Kollegen konfrontiert sind. Vom Massentourismus, der gerade in Salzburg vor der Corona-Pandemie eines der beherrschenden Themen war, ist nichts mehr übrig geblieben.
"Wie ein endloser Winterschlaf"
Seither hat sich auch der Arbeitsalltag für die Fremdenführer stark verändert. "Seit September 2021 ist es sehr still, auch der Sommer war natürlich nicht vergleichbar mit früher. Im August etwa war wenig los, im September war es etwas besser, da haben Touristen aus Österreich und Deutschland Touren gebucht. Aber die Italiener, die sonst immer im Advent in Salzburg sind, sind völlig ausgeblieben. Der Jänner war generell immer eine ruhigere Zeit, aber auch hier merken wir den Wegfall der russischen Gäste sehr stark. Touristen aus Amerika und aus dem asiatischen Raum sind ohnehin fast gänzlich ausgeblieben", schildert Reichl die Situation.
Historisches zur Universität am Welttag der Fremdenführer
Vor kurzem habe man sich auch dazu entschlossen, das für 26. Februar geplante Programm zum Welttag der Fremdenführer zu verschieben. Dieser steht in diesem Jahr unter dem Motto "400 Jahre Universität" und lädt zu Führungen durch die historischen Räume der Universität Salzburg. "Etwa durch die alte Aula oder die alte Bibliothek. Es wird ein sehr spannendes, informatives Programm, aber wir sehen für den Februar einfach noch zu viel Unsicherheit. Wir spüren die Zurückhaltung auch bei den Salzburgern, viele sind verunsichert, ziehen sich ein bisschen zurück und sind nicht mehr so aktiv", sagt Reichl.
Im April hoffe man auf eine stabilere Situation. "Daher wollen wir den Welttag der Fremdenführer nach Ostern im April nachholen."
Stadtführungen für Einheimische
Reichl möchte so auch bei den Salzburgern das bunte Potpourri an Touren und die speziell für Einheimische konzipierten Stadtführungen wieder in den Fokus rücken. Diese hätten in letzter Zeit ebenso ein bisschen "nachgelassen", meint die Fremdenführerin. Zuvor hätten das manche als Programm für Familienfeiern gebucht, auch Firmen oder Vereine nahmen dieses Angebot immer wieder in Anspruch. "Aber das ist durch die unsichere Lage alles reduziert, das möchten wir im Frühjahr wieder mehr forcieren", ergänzt Reichl.
Anstatt Gruppen durch die Gassen und Plätze der Stadt zu führen, nutzen sie und ihre Kollegen die Zeit für Weiterbildungen, sei es durch die Lektüre von Fachliteratur oder die Teilnahme an Vorträgen in Museen. "Aber das ist natürlich nicht dasselbe. Wir machen unseren Beruf mit Leidenschaft, wollen unser Wissen mit anderen teilen und es fehlt derzeit oft die Perspektive. Ich denke aber, dass, wenn sich die Situation wieder mehr stabilisiert, dann auch der Tourismus wieder zurückkommen wird. Die Menschen wollen ja reisen", so Reichl.
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