Personalnot in Salzburg
"Der Pflegemangel betrifft das ganze Land"

"Ist da jemand, der mir hilft?", diese Frage könnten sich in Zukunft vermehrt ältere Menschen stellen. Denn Nachwuchs für den Pflegeberuf ist derzeit Mangelware. | Foto: Symbolbild: pixabay
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  • "Ist da jemand, der mir hilft?", diese Frage könnten sich in Zukunft vermehrt ältere Menschen stellen. Denn Nachwuchs für den Pflegeberuf ist derzeit Mangelware.
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Wegen des Pflegekräftemangel schließt zum Sommer, in der Stadt Salzburg, das Seniorenwohnhaus Bolaring. Der Leiter der städtischen Senioreneinrichtungen fordert die Politik zum Handeln auf. Auch andere Parteien kritisieren den Notstand in der Pflege und appellieren an die Landespolitik. 

SALZBURG. Ab 1. Juni 2022 sind die Türen des Seniorenwohnhaus Bolaring im Salzburger Stadtteil Taxham geschlossen. Christoph Baumgärtner, Leiter der Senioreneinrichtungen, teilte heute dem Sozial- und Wohnungsausschuss mit, dass es kaum Bewerbungen in diesem Bereich der Pflege gebe.

Das Haus Bolaring im Salzburger Stadtteil Taxham wird aus Personalmangel geschlossen. Die Bewohner und Bewohnerinnen werden umgesiedelt.  | Foto: Archivbild sm
  • Das Haus Bolaring im Salzburger Stadtteil Taxham wird aus Personalmangel geschlossen. Die Bewohner und Bewohnerinnen werden umgesiedelt.
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Zusätzlich gingen in den nächsten Monaten vier Kollegen und Kolleginnen in Pension und eine in Mutterschutz.

"Wir setzen diesen Schritt im Sinne der Vernunft und handeln damit verantwortungsvoll gegenüber Bewohner:innen und Mitarbeitenden." Christoph Baumgärtner

Zu wenig Personal in der Pflege

Von den 282 Planstellen im städtischen Pflegebereich sind insgesamt aktuell nur 230 besetzt, wie die Stadt informierte. Hinzu kommen coronabedingte Ausfälle. So konnten während der letzten drei Monate durchschnittlich 25 Prozent der Pflegekräfte nicht zur Arbeit kommen. Allein von den 107 Planstellen für diplomierte Pfleger und Pflegerinnen sollen aktuell nur 68 besetzt sein. 

"Wenn man einem, für die Gesellschaft elementaren Berufsbild nicht die nötige Anerkennung und monetäre Perspektive gibt, darf man sich nicht wundern, wenn einem das Personal davonläuft." Dominic Maier, FPÖ

Maßnahmenpaket von der Politik gefordert

Ein Positionspapier seitens Anja Hagenauer (SPÖ) mit verschiedenen Maßnahmen wurde bereits Anfang des Jahres (wir berichteten hier) vorgelegt. Es enthält konkrete Maßnahmen, wie die Verwaltung entlastet werden kann und man die Ausbildung verbessern könnte.

Beim Pressegespräch über den Pflegenotstand Anfang Februar war neben: Sozialstadträtin Anja Hagenauer (2.v.l.), Sozialabteilungs-Leiter Patrick Pfeifenberger und die Leiterin der Seniorenberatung, Susanne Mayer-Seeleitner (r.) auch der Leiter der Seniorenwohnhäuser, Christoph Baumgärtner (l.) anwesend.
 | Foto: Stadt/Alexander Killer
  • Beim Pressegespräch über den Pflegenotstand Anfang Februar war neben: Sozialstadträtin Anja Hagenauer (2.v.l.), Sozialabteilungs-Leiter Patrick Pfeifenberger und die Leiterin der Seniorenberatung, Susanne Mayer-Seeleitner (r.) auch der Leiter der Seniorenwohnhäuser, Christoph Baumgärtner (l.) anwesend.
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"Das Land ist jetzt aber am Zug. Die Stadt Salzburg als Rechtsträgerin kann nichts mehr tun", sagt Baumgärtner. "Es würde mich nicht wundern, wenn es auch in anderen Gemeinden bereits schwierig ist, die Betreuung aufrechtzuerhalten. Der Pflegemangel betrifft das ganze Land", mahnt auch SPÖ-Sozialsprecherin Barbara Thöny.

Pflegeberuf attraktiver gestalten

Von einer "traurigen Realität" spricht auch Stadtparteiobmann Dominic Maier von den Salzburg Freiheitlichen. "Der Pflegeberuf ist mit enormer physischer und psychischer Belastung verbunden. Eine Reduktion der Arbeitszeit ist ein Anreiz, mit dem vor allem junge, an dem Beruf Interessierte, zu begeistern wären", sagt Maier (FPÖ) und fordert ein Umdenken.

Dominic Maier (links), Nachfolger des jetzigen FPÖ-Stadtparteiobmanns Andreas Reindl fordert ein Aufstocken in Form eines Pflegestipendiums.
 | Foto: FPÖ Stadt Salzburg
  • Dominic Maier (links), Nachfolger des jetzigen FPÖ-Stadtparteiobmanns Andreas Reindl fordert ein Aufstocken in Form eines Pflegestipendiums.
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Er ergänzt: "Uns muss bewusst sein, dass wir alle irgendwann von gutem Pflegepersonal abhängig sein könnten."

Landespolitik soll Pflegenotstand abmildern

Viele, die im Bereich der Pflege tätig sind, wie etwa die städtische Seniorenberatung appellieren an die Landesregierung. Seitens der ÖVP-Sozialsprecherin und Landtagsabgeordnete Daniele Rosenegger hieß es in der gestrigen Landtagssitzung:

"Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege steht daher in der Agenda der Landesregierung ganz weit oben, und das schon lange vor der Pandemie und unabhängig von Landtagsinitiativen der SPÖ. Bereits 2018 wurde die Pflegeplattform ins Leben gerufen, in der zahlreiche Maßnahmen auch und besonders zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege und in der Ausbildung erarbeitet und mittlerweile in vielen Bereichen auch umgesetzt wurden. Uns ist aber sehr wohl bewusst, dass in diesem sehr dynamischen Bereich ständig weitere Adaptierungen notwendig sind. Daher nimmt sich auch die ´Pflegeplattform 2.0´, die gerade ihre Arbeit aufgenommen hat, wieder dieses Themas an." Daniele Rosenegger, ÖVP

Wer pflegt Oma & Opa?

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