„Ich bin im Weg gestanden!“

Erschüttert über die ÖVP ist Finanz-Hofrat Eduard Paulus im Gespräch mit Redakteurin Ricky Knoll. | Foto: Andreas Farcher
  • Erschüttert über die ÖVP ist Finanz-Hofrat Eduard Paulus im Gespräch mit Redakteurin Ricky Knoll.
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Bezirksblätter: Wie geht es Ihnen, Herr Hofrat?
Eduard Paulus:
Es geht besser, als meine Feinde wollen.

Wie beurteilen Sie den Finanzbericht des Landes, der ein leichtes Plus ausweist?
Paulus:
Für mich ist der Bericht sehr plausibel und eine große Erleichterung, dass offensichtlich dem Land kein Schaden entstanden ist. Auch die Bewertung der Experten ist für mich seriös und nachvollziehbar. Ich glaube, dass mit Klugheit und Bedacht und wenn sich die Politik nicht zu sehr ein-
mischt, ein geordneter Ausstieg möglich ist. Aber es ist natürlich ungeheuerlich, dass hinter unserem Rücken Wertpapiere in Milliardenhöhe auf Kredit gekauft wurden.

Das heißt, Sie wussten rein gar nichts über ein Schattenportfolio in Höhe von 1,8 Milliarden Euro?
Paulus:
Das ist alles ohne mein Wissen passiert und die Kollegin Monika R. hat seit 2008 sechs intensive Rechnungshofüberprüfungen, vier Rechnungsabschlussprüfungen durch den Landesrechnungshof und zwei Spezialüberprüfungen durch den Bundesrechnungshof schadlos überstanden.

„Peinlich ist es für uns alle, aber ich bin nicht bereit, mich opfern zu lassen.“

Ist das nicht unglaublich peinlich für Sie?
Paulus:
Peinlich ist es auf jeden Fall –– für uns alle, auch für mich. Aber ich bin nicht bereit, mich opfern zu lassen, weil ich genau belegen kann: Ich habe es nicht gewusst, ich bin nicht schuld daran, die Kollegin hat alle Regeln gebrochen, sämtliche Anweisungen missachtet und sie hat das so geschickt gemacht, dass es sogar die Rechnungshöfe nicht bemerkt haben. Sie galt ja österreichweit als eine der besten Buchhaltungsexpertinnen.

Müssten Sie nicht trotzdem an sich zweifeln?
Paulus:
Ich habe mich sehr oft gefragt, was ich falsch gemacht habe. Aber wenn jemand anscheinend zu 50 Banken weltweit geht, ohne jemanden zu informieren, dort mit einer umfassenden Vollmacht Wertpapiergeschäfte alleine abschließt und Kredite aufnimmt und das in der Buchhaltung gar nicht oder zumindest so darstellt, dass es niemand merkt, dann frage ich Sie: Wo liegt die Schuld eines Vorgesetzen? Es hat niemand angenommen, dass Frau R. so etwas tun würde. Warum hätten wir an ihr zweifeln sollen?

Ist es denn dann überhaupt gerechtfertigt, dass LHStv. David Brenner zurücktritt?
Paulus:
Das ist eine politische Frage, aber für mich war es schon überraschend, wie rasch die SPÖ ihn hat fallen lassen. David Brenner trifft sicherlich keine Schuld. Und wenn das Portfolio und das Wertpapierdepot so gestaltet werden kann, dass es allen Richtlinien entspricht – wovon ich überzeugt bin – und kein Schaden entsteht, dann frage ich mich schon, warum die SPÖ auf ihn verzichtet.

Geht es um Schuld, um die Optik oder die politische Verantwortung?
Paulus:
Es geht in unserer Gesellschaft nur mehr um die Optik und um die Darstellung in den Medien.

Stimmt jetzt das Plus von 74 Mio. Euro, von dem die SPÖ spricht, oder der Verlust von 103 Mio. Euro den die ÖVP nennt, weil bestimmte Beträge nicht hineingerechnet hätten werden dürften?
Paulus:
Ich habe bei der Berichtspräsentation sehr genau zugehört und meiner Ansicht nach stimmt das Plus. Für mich ist aber schon unglaublich, wieso ein hoher Landespolitiker derart enttäuscht ist, dass kein Schaden entstanden ist. Es war erschütternd zu sehen, wie enttäuscht Herr Haslauer war, dass der Bericht relativ gut ausgefallen ist.

„Die Spitze der ÖVP sucht mit aller Gewalt einen Skandal und einen Schaden, um eine Wahl zu gewinnen.“

Heißt das, die ÖVP sucht förmlich nach Haaren in der Suppe?
Paulus:
Die Spitze der ÖVP sucht mit aller Gewalt nach einem Skandal und einem Schaden, um damit eine Wahl zu gewinnen und sie wird weiter versuchen zu skandalisieren.

Das heißt, das war von langer Hand geplant?
Paulus:
Haslauer und Ro-gatsch arbeiten seit Wochen daran. Mir wurde ja immer eine Nähe zur SPÖ unterstellt, weil ich stets mit dem Ressortchef gut zusammengearbeitet und keine Details weitergegeben habe, die man gegen ihn verwenden hätte können. Wenn man bedenkt, dass sich Haslauer sogar mit der Hauptbeschuldigten zu einer Besprechung getroffen hat, ist das mehr als seltsam. Die Kollegin R. war nicht die kleine, arme Beamtin, wie sie gerne dargestellt wird, ganz im Gegenteil, sie war als Budgetchefin sehr mächtig. Und mich hat man fallen gelassen – ich bin der Kollateralschaden, denn ich stand im Weg, um an Brenner heranzukommen.

„R. stand unter dem besonderen Schutz von Eisl. Sie machte seine private Vermögensberatung.“

Die Vorfälle waren doch schon länger bekannt?
Paulus:
Die Kollegin hat schon im Mai 2012 Geschäfte abgeschlossen, die wir nicht wollten und trotz Verwarnung im Sommer wieder. Darüber waren sowohl Haslauer als auch Personalreferent Eisl informiert. Sie stand aber unter besonderem Schutz von Landesrat Eisl, denn sie hat auch seine private Vermögensberatung gemacht. Mir war damals schon klar, dass eine weitere Zusammenarbeit mit ihr nicht mehr möglich sein konnte. Im Herbst hieß es dann von Eisl, er wolle keine weiteren Meldungen mehr diesbezüglich, sondern wir sollten erst das Budget machen. Umso überraschender kam dann Anfang November ein grober Brief von Eisl an Brenner mit der Aufforderung, die Kalamitäten im Ressort aufzuklären.

Worauf führen Sie diese Vorgänge zurück?
Paulus:
Ich hoffe, dass sich das alles noch aufklären wird, aber das ist die große Frage.

Wollen Sie überhaupt noch an Ihren Arbeitsplatz zurück?
Paulus:
Selbstverständlich, ich will für das Geld des Steuerzahlers arbeiten und nicht spazieren gehen. Außerdem will ich meinen Beitrag zur Aufarbeitung leisten.

Wo: Landesregierung, Kaigasse 14, 5020 Salzburg auf Karte anzeigen
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