Regionales Hundefutter Salzburg
Vegetarier verkauft Fleisch für Hunde

"Wenn einer ins Geschäft kommt und fragt: 'Wo kommt das Rind her? Wo kommt das Wild her? Das kann ich ihm alles erzählen. Ich kenn die Bauern", sagt Salzburger Stefan Wiederin. In seiner "fressbar" gibt es regionales und nachhaltiges Hundefutter. 

SALZBURG. Stefan Wiederin ist Vegetarier. Dass er jeden Tag mit Fleisch arbeitet, stört ihn aber nicht. Fleisch, das eigentlich in der Tierkörperverwertung landen würde, verarbeitet er zu Hundefutter. 

Vegetarier und Hundebesitzer

"Für mich ist die klare Entscheidung gefallen: Ich kann nicht sagen, ich bin tierlieb, esse aber gerne Tiere", sagt Stefan Wiederin zu seinem Entschluss vor ein paar Jahren, sich zukünftig fleischlos zu ernähren. Für ihn ist nicht klar, warum man Schwein isst, Hunde aber für viele wie ein Familienmitglied sind. "Ein Schwein ist viel klüger als ein Hund", so der Salzburger.  

"Für mich ist die klare Entscheidung gefallen: Ich kann nicht sagen, ich bin tierlieb, esse aber gerne Tiere", sagt Stefan Wiederin.  | Foto: Anna-Katharina Wintersteller
  • "Für mich ist die klare Entscheidung gefallen: Ich kann nicht sagen, ich bin tierlieb, esse aber gerne Tiere", sagt Stefan Wiederin.
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Jeden Tag mit Fleisch zu arbeiten, störe ihn aber nicht. "Ich wollte nie, dass extra für Hundefutter ein Tier stirbt", so Wiederin. Umso mehr freue er sich, dass es so eine Verwertung für das Fleisch gibt, das sonst in der Tierkörperverwertung landen würde. "Der Geruch stört mich nicht. Da bin ich sehr schmerzbefreit", sagt der Salzburger. 

Die Barf-Methode

Eine Besonderheit in der "fressbar": Hier gibt es kein klassisches Trockenfutter, sondern rohes Fleisch aus allen Teilen des Tieren - auch aus sehnigem Fleisch oder Organen, die der Mensch nicht essen würde.  "Barf", kurz für "biologisch artgerechte Rohfütterung", nennt sich diese Fütterungsmethode. "Wenn ein Hund in der Freiheit leben würde, würde er nur das Brustfleisch oder das ganze 'Hendl' essen? Das ganze Tier würde er verzehren. Da gehören Innereien genauso dazu", erklärt Wiederin das Konzept hinter "Barf". 

Was bei der Tierkörperverwertung landet, hol ich mir. Das ist nach wie vor ein gutes Fleisch, nur eben ein bisschen mit Sehnen durchzogen. Flachsen mag der Mensch nicht, aber für den Hund ist das super.
 - Stefan Wiederin, Besitzer "fressbar

Mit der Methode habe man maximale Kontrolle darüber, was sein Hund frisst. Das Futter wird selbst zubereitet und man ist flexibel in der Wahl der Zutaten. "Es muss jedem klar sein, dass es bei mir kein Trockenfutter gibt. Ich persönlich sehe die Vorteile von Barf. Es gibt auch Leute die das Gegenteil behaupten", sagt Wiederin.

Für Allergikerhunde oder Hunde, die wenig essen, sei die Barf-Methode besonders gut geeignet. "Stefan kennt sich auch gut aus, auch wenn der Hund einmal etwas empfindlicher ist", sagt eine Kundin bei unserem Besuch der "fressbar". 

Vom Installateur bis zum Akademiker

Die Kunden von Stefan Wiederin sind ganz unterschiedlich: Neben einem jungen Paar aus dem Pinzgau und einer Mama mit Kind kommt bei unserem Besuch in seinem Geschäft auch die Salzburgerin Conny Billmaier ins Geschäft. "Ich kaufe gerne in der fressbar ein, weil die Qualität einfach supergut passt und weil es regional ist", sagt sie über die "fressbar". Durch Zufall sei sie auf das Geschäft gestoßen, sie wollte das Barf-Konzept ausprobieren. "Ich und mein Labrador Georg sind treue Kunden", scherzt die Salzburger Kundin.

Conny Billmeier aus der Stadt Salzburg kauft gerne in der "fressbar" ein. | Foto: Anna-Katharina Wintersteller
  • Conny Billmeier aus der Stadt Salzburg kauft gerne in der "fressbar" ein.
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Stefan Wiederin bereitet besonders der Kundenkontakt in seiner Arbeit Freude. Vom Installateur bis zum Akademiker kämen Kunden in sein Geschäft. "Jeder der ein Geschäft hat, das etwas mit Tieren zu tun hat, weiß, dass die Kunden immer gut gelaunt sind . Es ist keiner 'zwider'. Jeder hat eine Geschichte über Hunde zu erzählen", so der Besitzer der "fressbar".  

Kennt die Bauern

Als Vegetarier ist es für Stefan Wiederin wichtig zu wissen, woher das Fleisch kommt, dass er einkauft. Nur von kleinen Hof-Schlachtbetrieben kaufe er sein Fleisch. "Die schlachten ein Tier in der Woche. Das ist bei anderen Schlachtbetrieben in Salzburg anders, wenn man sich die Zahlen anschaut. Die schlachten um die vierhundert Tiere pro Tag", so Wiederin. 

"Ich schau mir das vor Ort an. Ich rede sehr offen und ehrlich mit dem Landwirt und wenn das passt und das Sympathie da ist und der sagt 'Du kannst reinkommen, dir alles anschauen, wie ich das da mach', dann hab ich da ein gutes Gefühl und werde da auch etwas abkaufen."
- Stefan Wiederin, "fressbar"

Für Wiederin ist wichtig, sich vor Ort ein Bild zu machen, wie es den Tieren auf den Bauernhöfen geht. Zeigen sich Landwirte und Landwirte offen und transparent, kauft er die Tier-Überreste gerne ab. 

Regionalität und Nachhaltigkeit

"Das Fleisch, das ich zukaufe, kommt zu 99 Prozent ausschließlich aus Salzburg", erzählt Wiederin. Aus unternehmerischer Sicht wolle er, dass die Wertschöpfung im eigenen Bundesland bleibt. "Ich könnte ja auch das Fleisch irgendwo aus Holland zukaufen, wo es noch billig ist. Das mache ich nicht", sagt der Salzburger bestimmt. 

Stefan Wiederin vor seiner "fressbar" mit Hund Goswin.  | Foto: fressbar

Neben Regionalität ist ihm auch Nachhaltigkeit ein großes Anliegen. "Nachhaltigkeit hört bei mir nicht unbedingt beim Fleisch auf. Ich lebe das auch", so Wiederin. Dazu gehört für ihn auch, dass er sein Futter nicht online verkauft. Er persönliche trage nur nachhaltige Kleidung  aus Europa oder Second Hand-Sachen. 

Zeit wichtiger als Geld

"Da war eine großer Anteil an Idealismus auch dabei", sagt Wiederin über seinen Antrieb, sich mit 2020 mit der "fressbar" selbstständig zu machen. Bevor er zum Unternehmer wurde, arbeitete er viele Jahre erfolgreich im Vertrieb einer großen Firma. Für ihn sei damals aber Zeit für etwas Neues gekommen. 

"Wenn man wirklich einmal in sich geht: Was will ich denn machen? In welche Richtung geht die Reise? Das ist schwer zu beantworten. Das geht nicht innerhalb von 2 bis 3 Wochen. Das hat bei mir eineinhalb Jahre gedauert. Und jetzt bin ich da."
 - Stefan Wiederin, "fressbar"

Anfang April 2020, mitten Lockdown, machte sich Wiederin schließlich selbständig. Das sei zu Beginn nicht immer leicht gewesen.  Mittlerweile zeigt sich der Salzburger Unternehmer zufrieden mit seinem Geschäft: "Ich habe gelernt, dass die Zeit wichtiger ist als das Geldtascherl. Für mich reicht es zum Leben. Wenn es weiter so läuft, bin ich wahnsinnig zufrieden."

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