Zehn Sommer in St. Gilgen: von Räuberhöhlen und Sonntagsräuschen
Das Heimatkundliche Museum St. Gilgen widmet seiner Ehrenbürgerin Marie von Ebner-Eschenbach zum 100. Todestag eine Sonderausstellung.
Die 1916 verstorbene österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach verbrachte seit ihrem 60. Lebensjahr zehn Jahre lang ihre Sommerfrische in St. Gilgen. An sie erinnert nicht nur ein Denkmal im Seepark in der Flachgauer Gemeinde, sondern noch bis 30. September auch die österreichweit einzige Ausstellung zu ihrem 100. Todesjahr im Heimatkundlichen Museum St. Gilgen.
Tagebucheintrag: "Hotel ist eine Räuberhöhle"
Dabei hatte die "Baronin", wie Ebner-Eschenbach von der Bevölkerung genannt wurde, nicht mit Kritik an ihrem ansonsten heiß geliebten "herrlichen St. Gilgen, umgeben von Güte, Wohlstand, Ehrlichkeit" gespart. Über ihre erste Bleibe, das Seehotel (dort steht heute der Fischerwirt) schrieb sie etwa in ihr Tagebuch: "Das Seehotel ist eine Räuberhöhle. Alles schlecht, dafür aber teurer als im Sacher (Wien)". Oder in einem späteren Eintrag: "Das Wetter bessert sich, vielleicht weil die Sonntagsräusche anfangen zu verdunsten."
Kustos Augustin Kloiber hat die Ausstellungsstücke mit der ihm eigenen Akribie über Jahrzehnte gesammelt. Darunter befinden sich nicht nur original Briefe der Schriftstellerin und ein Abdruck einer Büste von Ebner-Eschenbach, die Kloiber im Jahr 2000, als er erstmals auf Schloss Zdislavic in Mähren, dem Geburtsort Ebner-Eschenbachs war, entdeckt hatte. Er erhielt die Genehmigung, die Marmorbüste in Bronze nachzugießen. Heute ist das Original verschollen, die Bronzebüste steht im erwähnten Seepark.
"Älteste offizielle Fotografie zeigt Schriftstellerin als Zehnjährige"
Besonders stolz ist Augustin Kloiber aber auf eine Fotografie auf Silberplatte, die die zehnjährige Marie von Ebner Eschenbach zeigt. "1839 wurde die Fotografie als Technik erstmals patentiert, das Foto der Zehnjährigen stammt aus 1840 und ist damit wahrscheinlich die älteste offizielle Fotografie."
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