Gesundheit
Frauen durch die Corona-Krise massiv benachteiligt

Frauen sind die Superheldinnen der Krise und sind von ihrer Auswirkung besonders stark betroffen. | Foto: Symbolbild: Unsplash
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Die Corona-Krise hat existierende gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt - die Leidtragenden sind in diesem Fall die Frauen. Fast 84 Prozent des Pflegepersonals der österreichischen stationären Betreuungs- und Pflegedienste sind Frauen. Doch auch darüber hinaus hat die Pandemie auf Frauen massive negative Auswirkungen. Sie tragen in fast allen Bereichen der Pandemie die Hauptlast und sind von der Corona bedingten Arbeitslosigkeit stärker betroffen als Männer.

SALZBURG. Sogar gesundheitlich sind Frauen die besonders Leidtragenden, wie etwa der Rückgang von Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen nahelegt und auch die Gewalt an Frauen hat in der Corona-Pandemie zugenommen. "Seit zwei Jahren tragen Frauen in der Krise die Gesellschaft und halten das System am Laufen. Wir sind nicht die armen Hascherln, sondern die Superheldinnen in dieser Pandemie und trotzdem die Geschnapsten“, so die Salzburger SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Karin Dollinger und verweist darauf, dass Frauen gesundheitlich, wirtschaftlich und sozial noch stärker negativ von der Corona-Krise betroffen sind als Männer. „Und das verschärft leider die Schieflage, die schon vorher bestand“, so Dollinger.

Rückgang bei Vorsorge Untersuchungen

Unter dem Motto‚ P.S.: Frauen nicht vergessen wollten die Salzburger SPÖ Frauen den Fokus auf dieses Problem richten. Allein im Jahr 2020 sind die Mammografie-Untersuchungen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 13 Prozent zurückgegangen. Ebenso erfolgten um acht  Prozent weniger PAP-Abstriche zur Gebärmutterhalskrebsprävention.

Im Jahr 2020 nutzen weniger Frauen die Möglichkeit zur Vorsorgeuntersuchung, aber auch Männer nutzten diese Möglichkeit deutlich weniger. | Foto: Symbolbild: Unsplash
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Doch auch Männer sind betroffen: Bei beiden Geschlechtern wurde beim allgemeinen Untersuchungsprogramm ein Rückgang von 11 Prozent verzeichnet, bei der Koloskopie (Darmspiegelung) waren es 13 Prozent weniger, ja sogar Hörgeräte wurden zu 12,5 Prozent weniger in Anspruch genommen. Allein im Jahr 2020 sind laut einem gemeinsamen Bericht der OECD und der EU-Kommission im EU-Raum pandemiebedingt bis zu einer Million Krebserkrankungen unentdeckt geblieben. Die SPÖ-Frauen fordern mehr Information und Aufklärung und einen Ausbau des wohnortnahen Gesundheitsangebots in ganz Österreich.

Erziehungsarbeit mehr wertschätzen

Für die SPÖ-Sozialstadträtin in der Stadt Salzburg Anja Hagenauer ist es angesichts der Corona- Pandemie und ihrer besonders harten Nebenwirkungen für Frauen Zeit, über die monetäre Wertschätzung jener Arbeit zu sprechen, die hauptsächlich von Frauen verrichtet wird. Frauen kümmern sich vermehrt um die Kinderbetreuung und eine Studie zeigt das sich diese Zeit auf 32 Stunden pro Woche unbezahlte Arbeit beläuft.

Der unbezahlte „Halbtagsjob“, den Frauen in Österreich leisten, hat jede Menge weiterer systematischer Benachteiligungen zur Folge: Vom Gender Pay Gap über den Gender Pension Gap bis zu geringerem Arbeitslosengeld rächt sich diese unbezahlte Arbeit bei Frauen quer durch ihren Lebenslauf. Die Arbeitsleistungen Kinderbetreuung und Pflege bleiben ohne Gegenleistung. Anstatt die Missstände besser zu machen, habe die Pandemie die Belastungen sogar noch verstärkt.

Sozialstadträtin Anja Hagenauer fordert ein an die Inflation angepasstes Betreuungsgeld für Familien. | Foto: Lisa Gold
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Ein Blick auf die Erziehungsarbeit zeigt: Gerade einmal zehn Prozent der Väter gehen überhaupt in Karenz. Nur ein Prozent davon länger als sechs Monate. „Ich stelle jetzt die Behauptung auf, dass Karenzgeld höher wäre, wenn die Karenz eine Männerdomäne wäre. So aber ist das Kinderbetreuungsgeld seit seiner Einführung im Jahr 2001 nicht mehr angepasst worden. Damals, vor 21 Jahren, war das Nokia 3310 das beliebteste Handy, Herrmann Maier gewann den Ski Weltcup und die Lebenserhaltungskosten waren deutlich geringer als heute“, schildert Anja Hagenauer SPÖ-Sozialstadträdtin

Forderung nach angepasstem Kindergeld

Denn egal, ob kurze oder lange Auszahlungsmodelle gewählt werden, die finanzielle Unterstützung die (zu 90 Prozent) Mütter ab der Geburt für ihr Kind erhalten, liegt seit 2001 unverändert bei 12.366 € für maximal drei Jahre Karenz. Übrigens ein Unikum unter den staatlichen Unterstützungen. Hätte man zumindest eine 2,6-prozentige Inflationsanpassung des Kinderbetreuungsgeldes vorgenommen, stünden jungen Eltern mittlerweile mit rund 20.662 € um 67 Prozent mehr Mittel für die Betreuung ihrer Kinder zur Verfügung. So haben Eltern in den letzten 20 Jahren real massiv an finanzieller Unterstützung verloren.

Seit 2001 wurde das Karenzgeld nicht an die Inflation angepasst obwohl die Lebenserhaltungskosten gestiegen sind. | Foto: Symbolbild: Unsplash
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Die einzige Ausnahme bilden Besserverdienerinnen insofern sie nicht auf eine öffentliche Kinderbetreuungseinrichtung angewiesen sind. Denn seit 2017 gibt es abhängig vom Einkommen für das erste Karenzjahr bis zu 2000 Euro. Der finanzielle Vorteil dieses Modells verpufft jedoch spätestens im zweiten oder dritten Jahr, wenn die Kosten der Krabbelstube zu berappen sind, oder das Einkommen aufgrund der unentgeltlich geleisteten Betreuungszeiten dementsprechend sinkt.

Pflegende Angehörige mit Anstellung absichern

Neben der Forderung nach einer Inflationsanpassung des Kinderbetreuungsgeldes wiederholt Hagenauer einmal mehr die Forderung der Salzburger SPÖ, dass das Land Salzburg nach dem burgenländischen Modell endlich pflegende Angehörige anstellen möge. „Auch in der häuslichen Pflege sind es hauptsächlich Frauen, die Verantwortung übernehmen, ihren Beruf aufgeben oder Stunden reduzieren und dafür in Kauf nehmen, Versicherungsjahre zu verlieren. Die Anstellung pflegender Angehöriger würde nicht nur den Pflegemangel abfedern, sondern gerade Frauen einen Weg aus der unbezahlten Arbeitsfalle ebnen“, so Hagenauer weiter.

Meistens übernehmen Angehörige die Pflege von älteren Personen im Haushalt und überdurchschnittlich oft Frauen. | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Meistens übernehmen Angehörige die Pflege von älteren Personen im Haushalt und überdurchschnittlich oft Frauen.
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Die SPÖ-Gemeinderätin, Elternvertreterin, Bezirksfrauenvorsitzende und SALK-Betriebsrätin Sabine Gabath bekräftigt die Problematik der Schieflage in der Aufteilung unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern: „Männer verbringen gut 63 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit in bezahlter Arbeit und 37 Prozent in unbezahlter Arbeit. Bei Frauen ist es genau umgekehrt. 37 Prozent ihrer Arbeit werden bezahlt, während 63 Prozent nicht bezahlt werden.“

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