Gewalt gegen Frauen
Mehr Frauen bringen sexuelle Gewalt zur Anzeige

Gerlinde Härting-Hopfner von Inner Wheel (li.) und Präsidentin Karoline Kühlwein-Simmenroth (re.) mit Agnes Menapace, Leiterin des Frauennotruf Salzburg (Mitte).  | Foto: Julia Hettegger
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Der Frauennotruf ist eine Beratungs- und Opferhilfeeinrichtung für Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Die Anfragen in Salzburg steigen von Jahr zu Jahr. Damit der Frauennotruf noch leichter erreichbar für die Salzburgerinnen wird, hat die Organisation mit finanzieller Unterstützung von "Inner Wheel" eine neue Onlineplattform in Betrieb genommen. 

SALZBURG. Drei Viertel aller Frauen in Österreich haben sexuelle Belästigung erlebt (74,2 Prozent). Nahezu jede dritte Frau (29,5 Prozent) hat schon einmal sexuelle Gewalt erfahren. Der Frauennotruf Salzburg ist die richtige Anlaufstelle für Beratung und Opferhilfe bei sexualisierter Gewalt. Betroffene erhalten dort umfassende Beratung sowie psychosoziale und juristische Begleitung im Strafverfahren.

Spannendes zum Thema"Vergewaltigungen sind keine sexuellen Akte sondern Gewalttaten" 

Anfragen und Prozessbegleitungen verdoppelt

Agnes Menapace ist die Leiterin des Frauennotruf Salzburg. Im Jahr 2021 war die Organisation mit 568 Anfragen von Salzburgerinnen konfrontiert, das sind fast doppelt so viele, wie noch im Jahr 2020 (314). Auch die Prozessbegleitungen haben sich von 23 im Jahr 2020 auf 56 im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. "Wir bemerken einen Anstieg an Beratungen seit Herbst 2020", sagt Agnes Menapace. Die Gründe dafür können vielfältig sein: "Ob sexuelle Übergriffe generell steigen oder, ob einfach mehr Frauen unser Angebot durch unsere Öffentlichkeitsarbeit kennenlernen und sich trauen, sich zu melden, kann ich nicht abschätzen." 

Podcast mit Agnes Menapace:

Übergriffe durch Fremde im Dunkeln – das ist ein Mythos 

Dass die Fallzahlen steigen, obwohl die Nachtgastronomie in den vergangenen Jahren lange geschlossen war, zeigt jedenfalls, dass sexuelle Belästigung und Gewalt nicht nur im Nachtleben stattfindet. "Viele glauben, dass Vergewaltigungen nachts auf dem Heimweg in dunklen Parks durch einen Unbekannten passieren", sagt Menapace. "Das ist ein Mythos. Übergriffe passieren aber überall dort, wo sich die Gelegenheit dafür bietet – am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder zu Hause, meist dann, wenn sich Täter und Betroffene bereits auf irgendeine Weise kennen: 73 Prozent der Opfer kennen den Täter schon bevor der Übergriff stattfindet.“ 

Kennst du schon die Aktion "Ist Luisa hier" vom Frauennotruf Salzburg?
>>HIER<< erfährst du mehr. 

Die neue Plattform des Frauennotruf Salzburg | Foto: Screenshot: www.frauennotruf-salzburg.at
  • Die neue Plattform des Frauennotruf Salzburg
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Mail-, Chat- oder Videoberatung

Damit der Frauennotruf für die Salzburgerinnen noch leichter erreichbar wird, hat die Organisation mit finanzieller Unterstützung des Clubs "Inner Wheel" eine neue Onlineplattform in Betrieb genommen. Darauf gibt es verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten für Frauen. "Man kann mit unseren Beraterinnen über ein persönliches Postfach in Verbindung treten, live chatten oder eine Videoberatung buchen", so Menapace über die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. "Mail und Chat können auf Wunsch komplett anonym genutzt werden. Man muss sich zwar registrieren, braucht dafür aber keine Mailadresse hinterlegen. Somit kann man auch unter einem erfundenen Namen mit uns in Kontakt treten." Bei der Auswahl der Plattform sei besonders auf den Schutz der sensiblen Daten geachtet worden und die Videoberatung werde nicht gespeichert, so Menapace.
>>HIER<< gehts zur Online-Beratung des Frauennotruf Salzburg. 

"Junge Klientinnen schreiben viel lieber, als sie telefonieren. Ihnen kommt die Plattform entgegen."
Agnes Menapace, Leiterin Frauennotruf Salzburg 

Mit Beraterinnen kann auf Plattform live gechattet werden.  | Foto: Screenshot: www.frauennotruf-salzburg.at
  • Mit Beraterinnen kann auf Plattform live gechattet werden.
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Prozessbegleitungen dauert rund ein Jahr 

Die neuen Möglichkeiten der Kommunikation nutzen die Beraterinnen auch für Klientinnen aus dem Ausland. "Wenn ein Fall im Bundesland Salzburg passiert, sind die Gerichte vor Ort zuständig. Daher haben wir auch Klientinnen aus dem EU-Ausland oder Drittländern, denen im Urlaub bei uns sexuelle Gewalt passiert ist", erklärt Menapace. Aber auch Frauen aus dem Salzburger Innergebirg würden die Kommunikation über die Plattform schätzen, um sich den Weg nach Salzburg in die Beratung zu sparen. Immerhin dauern Prozessbegleitungen bei Sexualdelikten rund ein Jahr. 

Video: Frauennotruf Salzburg

Die Chatfunktion ist vollkommen anonym.  | Foto: Screenshot: www.frauennotruf-salzburg.at
  • Die Chatfunktion ist vollkommen anonym.
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"Inner Wheel" finanziert Lizenzierung der Plattform 

Dass es die Plattform und die neuen Kommunikationsmöglichkeiten gibt, verdankt der Frauennotruf Salzburg der Organisation "Inner Wheel Salzburg". Der Club veranstaltete im Mai 2021 ein Konzert in der Müllner Kirche, um Berufsmusikerinnen in der Pandemie zu unterstützen. Die Spenden beim Konzert gingen wiederum an den Frauennotruf Salzburg. "Inner Wheel  unterstützt Frauen und Kinder aus Salzburg in Notsituationen", erklärt Gerlinde Härting-Hopfner von Inner Wheel. "Bereits beim Umzug in die neue Beratungsstelle haben wir den Frauennotruf Salzburg finanziell unter die Arme gegriffen", ergänzt Präsidentin Karoline Kühlwein-Simmenroth. 1.785 Euro spendete der Club, die komplett in die Lizenzierung der Plattform geflossen sind. 

"Als Frauen sind wir alle von sexualisierter Gewalt betroffen. Was jede (und auch jeder) tun kann: Helfen Sie mit, unsere Welt weniger frauenfeindlich zu machen: Lachen Sie zum Beispiel nicht mit über sexistische Witze." 
Agnes Menapace, Leiterin Frauennotruf Salzburg

Sexuelle Gewalt in Kriegsgebieten 

In Zukunft werden die Beratungen von geflüchteten Frauen aus der Ukraine steigen, prognostiziert Menapace. "In Kriegsgebieten ist oft auch sexuelle Gewalt Thema", so die Expertin. Fehlen würde es an ausreichenden angeboten für Psychotherapie in Fremdsprachen.  

>>HIER<< gehts zur Webseite des Frauennotruf Salzburg.

Über den Verein Inner Wheel:
Die Gründung des Inner Wheel Clubs (IWC) in Salzburg erfolgte im Jahre 2008. Der IWC Salzburg hat in den letzten Jahren durch seine ehrenamtliche Tätigkeit viele wohltätige Organisationen oder auch wohltätige Projekte finanziell unterstützt, sodass diese realisiert und weitergeführt werden konnten. Die Spendengelder stammen hierbei zum größten Teil aus Veranstaltungen, welche die Mitglieder eigenständig organisieren und durchführen. Der Verein Inner Wheel ist die weltweit größte und eigenständige Frauen-Service-Organisation. Die historische Wurzeln liegen bei den Rotary-Clubs. Der Verein Inner Wheel als globale Organisation besteht aus rund 100.000 Mitglieder in über 100 Ländern und hat in diesem Jahr sein 98-jähriges Bestehen gefeiert.

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