Arbeit mit Gewalttätern
"Neustart gelingt in 70 Prozent der Fälle"

- Simone Meidl-Düringer ist Leiterin von "Neustart".
- Foto: Thomas Fuchs
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Gewalttäter sind fast immer Männer: Ein Verein setzt sich dafür ein, dass Täter nicht rückfällig werden.
SALZBURG. Es ist ein auffälliges, bunt bemaltes Gebäude, in dem hier in Salzburg Hilfe einer besonderen Art geleistet wird: Denn hier, dem Verein "Neustart" geht es um die Folgen von Gewalt. Hier wird mit Tätern gearbeitet, um weitere Opfer zu vermeiden. "Wir unterstützen Menschen dabei, dass sie ein Leben ohne Kriminalität führen können", fasst Leiterin Simone Meidl-Düringer zusammen.
Erfolg bei 70 Prozent
"Neustart" gibt es seit rund 60 Jahren, in allen Bundesländern arbeitet der Verein aufs engste mit der Justiz zusammen: Denn wer zu "Neustart" geschickt wird, entscheiden die Gerichte. Haftentlassungshilfe, Bewährungshilfe, die tägliche Arbeit mit Klienten: Das ist, was "Neustart" ausmacht. Wohlgemerkt: Klienten. "Hier werden wir nicht gendern", merkt Meidl-Düringer an. Denn fast alle Klienten sind Männer. Kriminalität, Gewalt gegen andere Männer oder gegen Frauen, das sind die Gründe, weshalb Gerichte sich dafür entscheiden, straffällige Männer hier herzuschicken. Vieles hier hat mit der klassischen Bewährungshilfe zu tun. Die Angestellten und Ehrenamtlichen nehmen sich Zeit, gehen auf die Täter ein, versuchen ihnen in Zukunft ein straffreies Leben zu ermöglichen.
Bei Jugendlichen stellt Neustart auch Sozialarbeiter an den Schulen. Bei den Tätern ist das Spektrum breit gestreut, von einer Schlägerei bis hin zu Diebstahl und schweren Sexualstraftätern. "Wir unterstützen die Klienten dabei, ein Leben ohne Kriminalität zu führen", erklärt Meidl-Düringer. Aber wie erkennen die Experten vor Ort, dass der Täter dazugelernt hat? "Es geht vor allem um das Bewusstsein, dass dem Gegenüber ein Schaden entstanden ist", so die Leiterin. Erst wenn Täter begreifen, dass es eben keine Kleinigkeit war, sehen die Experten vor Ort Licht am Ende des Tunnels. Dann kann es in die Richtung der Aufarbeitung gehen, doch die Empathie mit den Opfern ist der erste, absolut notwendige Schritt. "Wir fragen auch: Wo war der Moment, wo ich sage, da steige ich aus. Was gab es für Alternativen? Wie kann man so etwas in Zukunft vermeiden, wie nächstes mal handeln, wenn sich so etwas anbahnt? Zentral ist dann das Erarbeiten von Perpektiven", erklärt Meidl-Düringer.
Drei Jahre "Therapie"
Im Schnitt befinden sich die Klienten dann drei Jahre vor Ort. Die Erfolgsquote ist von vielen Faktoren abhängig, von der Persönlichkeit wie von der Schwere des Verbrechens. "Im Schnitt liegt sie aber bei 70 Prozent", erklärt Meidl-Düringer. Leider gibt es auch Klienten, die rückfällig werden, auch "Stammgäste" mit zahlreichen Haftstrafen sind den Experten vor Ort nicht unbekannt. "Wenn es keine Vorfälle mehr gibt, eine stabile Beziehung, Verantwortung übernommen wird, Wohnung und Arbeit, dann ist der Neustart gelungen."
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