Plenarsitzung und Ausschussberatungen des Salzburger Landtags
Aktuelle Stunde zum Thema: Zukunft des Tourismus
SALZBURG. Klubobfrau der Grünen, Martina Berthold: "Während die Nächtigungen bei uns steigen und die Schlagzeilen immer Richtung höher und weiter deuten, haben wir 250 offene Stellen in der Hotellerie und Gastronomie und Seilbahnen, die heuer 200 Millionen Euro investieren werden. 25.000 Menschen arbeiten bei uns im Tourismus und jeder vierte Arbeitsplatz hängt in Salzburg direkt oder indirekt am Tourismus. Angezogen werden die Menschen aber von unserer Natur. Schneller höher und weiter kann daher nicht unser Erfolgsrezept sein. Weil wir sonst an Lebensgrundlagen und Lebensqualität einbüßen. In diesem Sinne müssen wir der Spekulation mit Grund und Boden ein Ende setzen. Es darf keinen Ausverkauf an ausländische Investoren geben, keine Geisterdörfer und keine weitere Zersiedelung durch Chalets. Für den Schutz unseres Klimas müssten wir uns alle mehr anstrengen und einsetzen, denn der Klimawandel ist in den Salzburger Bergen schon massiv zu spüren. Das heißt konkret: Weiterer Ausbau umweltfreundlicher Mobilität und erneuerbarer Energien, mehr Investitionen in ökologische Qualität statt Quantität.
80 Prozent der Nächtigungen im Innergebirg
Landeshauptmann Wilfried Haslauer: "Die Rahmenbedingungen spielen uns in die Hände. Wir können den Klimawandel für uns nutzen. Wenn es überall heiß ist, gibt es Sehnsucht nach kühlen Nächten. Wenn der Süden mit Trockenheit zu kämpfen hat, können wir mit unserem Wasser punkten. Auch die politische Instabilität in anderen Ländern spielt uns in die Hände. Der unsichere internationale Flugverkehr und die klimapolitischen Bedenken bei Langstreckenflügen sprechen ebenfalls für Salzburg. In unserem Tourismus sehe ich folgende Schwerpunkte: Sport, Kultur, Gesundheit und Kongressveranstaltungen – aus letztem Grund haben wir uns auch um den EU-Gipfel beworben. Quer über all diese Handlungsfelder steht die Qualität. Hier sind wir gut, aber wir haben zu wenig 5-Stern-Häusern und gute 3-Stern-Häuser für Familien. Und wenn jemand etwas gegen die Investitionen der Seilbahnen sagt, dem möchte ich vor Augen führen, dass fast 80 Prozent der Nächtigungen Salzburgs im Innergebirg gemacht werden. Wir müssen aber auf die Akzeptanz für den Tourismus in der Bevölkerung achten."
Fokus auf Nachhaltigkeit, Konzentration auf Qualität
ÖVP-Klubobmann-Stv. Tourismussprecher Hans Scharfetter: „Salzburg ist nach Tirol die zweitgrößte Tourismusregion Österreichs. Mit fast 28 Millionen Nächtigungen jährlich und mehr als 11.000 Beherbergungsbetrieben ist der Tourismus ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor, wichtiger Arbeitgeber und Innovations- und Investitionsmotor in unserem Bundesland. Engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer, motivierte Mitarbeiter und richtige Weichenstellungen der Tourismuspolitik haben dazu beigetragen, dass die Entwicklung des Tourismus in den vergangenen Jahren als Erfolgsgeschichte zu bezeichnen ist. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen dürfen wir die Herausforderungen der Zukunft nicht aus den Augen verlieren, wenn ich beispielsweise an neue globale Mitbewerber, geänderte Ansprüche unserer Gäste, aber auch an den Fachkräftemangel denke. Ein verstärkter Fokus auf Nachhaltigkeit, eine noch stärkere Konzentration auf Qualität, der Ausbau Salzburgs als Ganzjahresdestination durch saisonverlängernde Maßnahmen, aber auch eine kritische und offene Diskussion über die Grenzen des Tourismus sehe ich als Ansätze, diesen Herausforderungen gerecht zu werden."
Vernetzung zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie
Liesl Weitgasser, Tourismussprecherin der Neos: „Der Tourismus ist mit Abstand die größte Stütze für unseren attraktiven Arbeits-, und Wirtschaftsstandort. Jede fünfte Vollzeitstelle in Salzburg hängt direkt oder indirekt vom Tourismus und der Freizeitwirtschaft ab. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels steht diese Branche aber vor großen Herausforderungen. Der Bedarf an guten Leuten steigt, gleichzeitig wollen aber immer weniger in diesen Bereichen arbeiten. Wir müssen den Tourismus als Arbeitswelt wieder attraktiver machen, die Lehre darf dabei nicht als minderwertig gegenüber einem Studium angesehen werden. In Deutschland entscheiden sich 27 Prozent der Maturantinnen und Maturanten für eine Ausbildung, in Österreich ist die Zahl verschwindend gering. Das gesamte Thema muss aber weitergedacht werden, eine Vernetzung zwischen den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie ist dabei immens wichtig."
Faire Arbeitszeiten, gute Bezahlung
"Dass wir auf unsere Lebensgrundlage im Tourismus, die schöne und intakte Natur in Salzburg, achten müssen, steht außer Zweifel. Sorgfältig umgehen müssen wir aber auch mit den Beschäftigten im Tourismus ", erklärt SPÖ-Tourismussprecher Gerald Forcher und fordert faire Arbeitszeiten, gute Bezahlung und eine ausgewogene Work-Life-Balance ebenso, wie größere finanzielle Unterstützung von Land und Bund für Vereine wie Bergrettung, Naturfreunde und Alpenverein. Diese würden mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit maßgeblich zum touristischen Erfolg Salzburgs beitragen.
Region nicht zerstören durch Steinbrüchen oder Stromleitungen
Andreas Teufl, Tourismussprecher der FPÖ: „Tourismus definiert sich nicht über die Entfernung einer Destination, sondern über dessen Qualität. Seit wenigen Jahren ist daher ein Trend zu beobachten: Die Salzburger verbringen vermehrt ihre Ferien an heimischen Seen, in den Wäldern und Tälern. Sowohl im Sommer als auch im Winter. Wenn wir weiterhin Anreize setzen möchten, Urlaub ‚daheim‘ zu verbringen, sollten wir auf eines ganz genau achten: Dass wir uns das Malerische unserer Region nicht zerstören lassen. Von Steinbrüchen oder etwa Stromleitungen.
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