trans*ident/ trans*gender
Kostenlose online Supervisionsgruppe
Gruppensupervision für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innenund Gutachter*innen
Ich biete an einem Samstag im Monat eine kostenlose online Supervisionsgruppe / Intervisionsgruppe für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die trans*Personen auf ihrem Weg der Transition in ihr Wunschgeschlecht begleiten und/oder Gutachten bzw. Stellungnahmen für Hormontherapien und Operationen verfassen.
In dieser Gruppe können wir alle viel voneinander lernen, Fallvignetten einbringen, unser Schwarmwissen bündeln, netzwerken und auch Länder übergreifend zusammenarbeiten.
Wann: Der nächste Termin findet online am Samstag, den 6. April 2024 von 10 bis 12 Uhr statt.
Weitere Termine: Samstag, 4. Mai 2024 von 10 bis 12 Uhr
Samstag, 8. Juni 2024 von 10 bis 12 Uhr
Tipps für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen
Viele Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sind sich unsicher, wie sie mit trans*Personen und der Geschlechtsidentität von Menschen arbeiten und therapeutisch vorgehen sollen und lehnen dann trans*idente und non-binäre Menschen ab. Unter Umständen liegt dies daran, dass trans*Personen oft gar keine klassische Psychotherapie benötigen, da es ja nicht um die Heilung von Symptomen oder einer psychischen Erkrankung geht, sondern vielmehr um eine aktive Unterstützung auf dem Weg der Transition und der persönlichen Entwicklung.
Gutachter*innen
Besonders Menschen, die Gutachten und Stellungnahmen schreiben, welche trans* (transidente, transsexuelle, transgender, nicht binäre, diverse) Personen benötigen, um mit hormonellen und chirurgischen Maßnahmen zu beginnen, spüren oft Sorgen und Unsicherheiten. Immerhin sind sie selbst ja haftbar, wenn ein Mensch wieder zurück in sein biologisches Geschlecht möchte (Detransition).
Gutachter*innen, Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, die Stellungnahmen für die Krankenkassen oder für die Freigabe zu hormonellen und chirurgischen Maßnahmen schreiben, haben oft eine undankbare Doppelfunktion: Einerseits arbeiten sie mit ihren trans*identen Klient*innen therapeutisch und haben somit eine besondere Beziehung und ein großes Vertrauensverhältnis zu ihnen. Anderseits sollen und müssen Sie beurteilen, ob die trans*Geschlechtlichkeit oder Geschlechtsdysphorie auch stabil und echt ist. Dies wiederum erleben trans*Menschen als Fremdbestimmung und Entmündigung.
trans*Identität bei schweren psychischen Störungen
Besonders komplex wird es dann, wenn trans*idente Personen schwere psychische Erkrankungen haben, wie etwa Schizophrenie, Psychosen, Borderline mit desintegriertem Strukturniveau, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen mit dissoziativen Zuständen, dissoziative Persönlichkeitsstörungen etc. Hier muss dann die Diagnostik besonders sorgfältig sein, und Gutachter*innen sollten sich auch auf ihre eigene Intuition und ihr Spüren verlassen.
Auch bei Personen, die sich im Autismusspektrum befinden, wo trans*Identität gehäuft auftritt, und bei Menschen mit ADHS ist eine sorgfältige Diagnostik Pflicht.
Klären Sie als Psychotherapeut*in psychische Symptome und Erkrankungen sorgfältig ab.
Folgende Fragen können Ihnen hierzu hilfreich sein:
- Stehen Symptome, wie etwa Ängste, Depressionen, psychosomatische Beschwerden und Schlafstörungen in Zusammenhang mit der trans*Identität? So kann es viel Kraft kosten, depressiv machen und zu somatoformen Störungen führen, wenn die Geschlechtsinkongruenz nicht gelebt werden kann oder darf.
- Gibt es negative Reaktionen, Ablehnung, Ausgrenzungen, Diskriminierungen, Stigmatisierungen oder psychische Gewalt vom sozialem Umfeld wegen der trans*Identität des Klienten*/der Klientin, welche zu Minderheitenstress, Ängsten, Belastungsreaktionen und anderen Symptomen führen?
- Wie erlebt mein*e trans*Klient*in sein/ihr Passing?
Wenn Menschen nur vorgeben, trans* zu sein - ein Hype
Einerseits sollten wir als Psychotherapeut*innen oder Ärzt*innen trans*affirmativ sein und das Erleben unserer Klient*innen immer validieren und bestärken. Andererseits lerne ich aber auch in meiner eigenen Praxis (sehr selten!) Menschen kennen, die Hormontherapien und körpermodifizierende Maßnahmen anstreben und die mich ganz unsicher werden lassen, ob hier auch wirklich eine echte trans*Identität vorliegt. Hier bin ich dann meinem Gewissen, meiner Berufsethik und Sorgfalt verpflichtet und darf der Hormontherapie und/oder chirurgischen Maßnahmen nicht zustimmen. Diese Schwierigkeiten kennen wohl viele Gutachter*innen und Sachverständige.
Wenn wir als Therapeut*innen Zweifel und Sorgen spüren, dass die Geschlechtdysphorie der Jugendlichen nicht stabil sei, dann sollten wir unsere Gegenübertragung und Resonanz unbedingt ernst nehmen. Freilich bringt uns dies ist eine äußerst unangenehme und schwierige Lage. Auf alle Fälle ist es sinnvoll, wenn wir unsere Ambivalenz den Jugendlichen und deren Eltern offenlegen. Dies allein kann schon einmal für alle entlastend sein.
Immer mehr Mädchen, die Jungen werden wollen
Zudem ist es auch in und en vogue, trans* zu sein. Das zeigen vor allem die Zahlen bei geschlechtsdysphorischen Mädchen, die extrem stark, nämlich exponentiell ansteigen, was sich nicht allein durch eine höhere Akzeptanz der trans*Geschlechtlichkeit erklären lässt, sondern vielmehr durch eine regelrechte Modeerscheinung.
Echte trans*Identität immer unterstützen
Pubertätsblocker dürfen auch bei Kindern nie rigoros ausgeschlossen werden. Bei echter trans*Identität haben wir als Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sogar die ethische Verpflichtung, einem Kind möglichst vor der Pubertät pubertätsblockierenden Medikamenten zuzustimmen, damit es nicht zu einer irreversiblen Pubertät im abgelehnten biologischen Geschlecht kommt. Der psychische Schaden ist bei echter trans*Identität für Körper und Seele nämlich weitaus schädlicher als die Nebenwirkungen von Pubertätsblockern und Hormontherapien. Des Weiteren ist eine Aussöhnung mit dem Geburtsgeschlecht nur ganz selten möglich - gerade das ist ja das Wesentliche der trans*Geschlechtlichkeit.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)
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