Kunstbox Seekirchen
Wirtschaftswende - Warum sie nötig ist und wie sie aussehen könnte

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Warum müssen wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise ändern?
Der Seekirchner Transformationsforscher Hans Holzinger nannte bei der Präsentation seines Buches „Wirtschaftswende“ im Emailwerk Seekirchen acht Gründe:

1) Wir verbrauchen zu viel sowie die falsche Energie und heizen damit die Erde auf – 80 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs beruhen nach wie vor auf fossiler Basis; in Österreich sind es fast zwei Drittel. 2) Wir verbrauchen zu viele Rohstoffe und machen diese fahrlässig zu Abfall – nur 10 Prozent der Ressourcen in der EU werden einer Wiederverwertung zugeführt. 3) Wir laugen unsere Böden aus und gefährden damit unsere Lebensgrundlagen – laut EU sind 60 Prozent unserer Böden nicht mehr gesund. 4) Wir dezimieren in raschem Tempo die Artenvielfalt und riskieren damit den Verlust lebenswichtiger Ökosystemleistungen. 5) Wir produzieren für Menschen mit genügend Kaufkraft statt für jene mit Bedarf – 700 Milliarden Dollar werden jährlich für Wirtschaftswerbung ausgegeben, zugleich hungern an die 700 Millionen Menschen. 6) Wir häufen immer mehr Güter an ohne dass damit die Lebensqualität steigt, wie Ergebnisse der Zufriedensheitsforschung zeigen. 7) Wir lassen eine immer größer werdende Vermögens- und Einkommensspreizung zu, zugleich hadern wir 8) mit der immer größer werdenden öffentlichen Verschuldung.

Vier zentrale Schritte für den Umbau skizzerte Holzinger:

1. Strukturwandel statt weiteres Wachstum: Die Transformation erfordere neue Prioritäten, so Holzinger. Wenn wir einen Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr und das Fahrrad wollen, sinkt automatisch die Nachfrage nach PKWs, was zur Schrumpfung der Autombilindustire führt. E-Mobilität sei wichtig, aber nur ein Teil der Lösung. Die Transformation sei kein Spaziergang, wie die aktuellen Krisen der Autoindustrie zeigen würden, aber es sei Aufgabe der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolitik, Konzepte für Wachstumsunabhängigkeit zu entwickeln. Die im Buch skizzierten Ansätze einer Postwachstumsökonomie würden erste Hinweise geben, etwa die Konzentration auf die Sicherstellung der Grundgüter und öffentlichen Leistungen für alle, was eine Neujustierung der Steuersysteme erfordere.

2. Faire Verteilung statt Vergößerung des Kuchens: Wenn Wachstum ein Ersatz für Verteilung war, dann sei Verteilung auch ein Ersatz für Wachstum, so Holzinger weiter. Das Wirtschaftsprodukt müsse zukünftig besser verteilt, die Schere bei den Vermögen wie den Einkommen wieder verringert werden. Notwendig seien neben Ressourcensteuern auch mehr vermögensbezogene Steuern, nur so könnten die öffentlichen Aufgaben auch in Zukunft erfüllt werden, ohne die Staatsverschuldung weiter anzutreiben. Eine noch stärkere Besteuerung der sehr hohen Einkommen würde es weniger attraktiv machen, so viel zu verdienen, was auch den Unternehmen Vorteile bringen könnte. Auch hohe Renditen würden weniger lukrativ werden und die Verteilungsspielräume der Betriebe erhöhen. Niemand könne das Hundertfache eines anderen leisten, die aktuellen Spitzeneinkommen von Vorstandsmitgliedern großer Konzerne entsprächen keiner Leistungsgerechtigkeit.

3. Neue Energiebasis als Herausforderung: Bis zur Mitte des Jahrhunderts müssen wir Klimaneutralität erreichen, dies erfordert insbesondere den Ausstieg aus Erdöl, Kohle und Gas – eine gigantische Herausforderung, so Holzinger. Die Technologien für Sonnenenergie und Windkraft werden immer besser, notwendig seien aber auch drastische Einsparungen im Energiebereich. Dies erfordere neben einer thermischen Sanierung aller Gebäude und einer Mobilitätswende auch eine Reduktion des privaten Konsums, da in allen Produkten Energie und Rohstoffe stecken. Die Formel hier laute: Naturverbrauch = Bevölkerung mal Kaufkraft. Das führt zum vierten Umbauschritt.

4. Neue Bilder von Wohlstand bzw. Wohlbefinden als Weg: Wenn wir neue, attraktive Bilder eines guten Lebens für alle entwickeln, dann könne der Charme des Genug zu einem einladenden Zukunftsversprechen mit bedeutend weniger Naturverbrauch führen, betonte der Transformationsexperte, der seit vielen Jahren zu neuen Wohstandsmodellen arbeitet. Umfragen würden zeigen, dass gelingende menschliche Beziehungen, Vertrauen ineinander und in den Staat sowie in die Demokratie verbunden mit einer gesicherten Grundversorgung für alle der beste Garant für Zufriedenheit seien, wie etwa der Weltglücksreport der UNO zeige. Statt Verzicht würde so ein Gewinn an Lebensqualität erreicht.

Lokale Wertschöpfung durch die Wirtschaftswende

Holzinger machte deutlich, dass in allen vier Bereichen auch auf lolaler Ebene zahlreiche Handlungsmöglichkeiten bestehen. Die Energiewende schaffe regionale Wertschöpfung, weil hiefür mehr Handwerker gebraucht werden. Energiegemeinschaften können die lokale Stromproduktion voranbringen, wie ein mittlerweile existierendes Projekt in Seekirchen zeige. Zudem gäbe es vor Ort bereits ein funktionierendes Auto-Teilen-System, das in vielen Fällen zumindest ein Zweitauto in der Familie erspare, aber auch zu gänzlich autofreien Haushalten führe. Holzinger schlug auch die Nutzung von Leerstand, innovative Wohnprojekte sowie mehr Bauen mit Holz vor, da Holz ein ökologischer Baustoff sei. Mehr Bewusstsein für lokalen Einkauf schließlich erhöhe die Wertdschöpfung ebenso wie ein aktives Vereinsleben das Miteinander und die Lebenszufriedenheit fördere.

Podiumsgespräch mit ExpertInnen und Bürgermeister Konrad Pieringer

Der Wirtschaftspsychologe Florian Kutzner von der Privatuniversität Seeburg bestätigte im dem Vortrag folgenden Podiumsgespräch mit Leo Felliger von der kunstbox die Chancen positiver Zukunftsbilder für die notwenige Wende. Christine Bauer-Grechenig, Geschäftsführerin der Salzburger Bildungsberatung BIBER, verwies auf die Notwendigkeit und Chancen der Qualifizierung für Green Jobs, die attraktive Tätigkeiten auch für junge Erwerbspersonen böten. Dass Kommunen ähnlich wie Unternehmen gut wirtschaften müssen, betonte Bürgermeister Konrad Pieringer. Allein die Gemeinde Seekirchen habe 240 Beschäftigte und ein Jahresbudget von 40 Millionen Euro. Eine höhere Dotierung der kommunalen Haushalte wäre aufgrund der steigenden Aufgaben wünschenswert, hänge aber auch von der Wirtschaftskraft des Landes ab.

Die mit an die 50 Personen gut besuchte Veranstaltung war eine Kooperation von kunstbox Seekirchen und Salzburger Bildungswerk Seekirchen. Das weitere Programm beider Einrichtungen ist in den Links zu finden.

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