Pensionsschere
Frauen bekommen rund 888 Euro weniger Pension als Männer

Für Frauen müsste ein Jahr 514 Tage haben um auf dieselbe Pension wie Männer zu kommen. | Foto: Symbolbild: Unsplash
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Für Frauen müsste das Kalenderjahr 514 Tage haben, um auf die gleiche Pensionshöhe zu kommen wie Männer. Um durchschnittlich 888 Euro brutto monatlich mehr erhalten Pensionisten gegenüber Pensionistinnen.

SALZBURG. Die Hauptgründe sind alte Bekannte: Viel unbezahlte Arbeit und Teilzeitjobs auf Seiten der Arbeitnehmerinnen. „Schon ohne Teuerung ist die Situation für viele Frauen existenzbedrohend, deshalb braucht es endlich nachhaltige Maßnahmen, um mehr weiblichen Beschäftigten Vollzeitarbeit zu ermöglichen und eine faire Abgeltung sowie eine bessere Aufteilung unbezahlter Arbeit“, fordern AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder und Christine Pertele, Vorsitzende der ÖGB-Pensionisten.

Ab übermorgen gehen die Männer also quasi in Pension, während Frauen noch bis Jahresende weiterhackeln müssen, um ihren Ruhestand mit den gleichen Bezügen antreten zu können. Anders gesagt: Während Männer im Schnitt über eine monatliche Bruttopension von 2.130 Euro verfügen, nagen Frauen mit durchschnittlich 1.242 Euro sprichwörtlich am Hungertuch – in Zeiten der Teuerung macht sich diese Diskrepanz von 888 Euro monatlich doppelt schmerzhaft bemerkbar.

Haushalt und Kindererziehung sind meist Frauensache.  | Foto: pixabay
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Diese Pensions-Schere entsteht bereits während des Erwerbslebens durch unterschiedliche strukturelle Rahmenbedingungen: Frauen arbeiten überwiegend in Branchen, die schlechter bezahlt sind als jene Berufsgruppen, in denen vermehrt Männer tätig sind. Außerdem übernehmen überwiegend Frauen die unbezahlte Arbeit, also Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege. Und: Teilzeit ist weiblich – jede zweite Beschäftigte hat kein Dienstverhältnis auf Vollzeitbasis.

Alleinerziehende und Pensionistinnen besonders gefährdet

Armutsgefährdung – dieser Begriff hat bereits in der Vergangenheit vor allem Frauen betroffen. Durch die aktuelle Teuerung verschärft sich die Situation zunehmend. „Alleinerzieherinnen berichten mir, dass es ihnen nicht mehr möglich ist, Geburtstagsgeschenke zu kaufen. Weihnachten gibt es sowieso nichts“, beschreibt Christine Pertele, Vorsitzende der ÖGB-Pensionist:innen, die triste Situation vieler Arbeitnehmerinnen und Pensionistinnen.
Das beweist auch ein Blick in die Statistik: 36 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte (überwiegend Frauen und Kinder) sind armutsgefährdet. Ohne Sozialleistungen wären es 57 Prozent. Auch alleinlebende Frauen in der Pension zählen zu den Risikogruppen hinsichtlich Armutsgefährdung. Jede 4. alleinlebende Pensionistin ist armutsgefährdet. Auch hier zeigt sich die Bedeutung des sozialen Netzes - ohne Sozialleistungen wäre es jede Dritte.

Alleinerziehende Mütter sind besonders gefährdet in Armut abzurutschhen.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Alleinerziehende Mütter sind besonders gefährdet in Armut abzurutschhen.
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Auswege: Arbeitslosigkeit und Teilzeit zurückdrängen

AK-Präsident Peter Eder: „Einziger Ausweg aus diesem Dilemma ist es, einerseits Frauen zu ermöglichen, möglichst lange und gesund im Berufsleben zu bleiben. Anderseits braucht es Rahmenbedingungen, um mehr Frauen in Vollzeitjobs zu bringen. Nur so kann dieser ungerechte Pensions-Gap bekämpft werden.“ Wie drängend solche Maßnahmen sind, zeigt ein Blick in die Arbeitsmarktdaten: 2019 schaffte nur mehr jede zweite Frau den direkten Wechsel vom Erwerbsleben in die Pension, so das alarmierende Ergebnis einer Studie von WIFO und FORBA. Im Umkehrschluss ging jede 2. Frauen aus der Arbeitslosigkeit in Pension. Die Situation wird sich mit der schrittweisen Anhebung des Frauenpensionsalters ab 2024 verschärfen, befürchten Arbeiterkammer und Gewerkschaften.

Salzburgs AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. | Foto: AK/Neumayr
  • Salzburgs AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder.
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Eine Aktion wird nicht reichen – viele Maßnahmen nötig

  • Eine längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten und einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag
  • Bessere Bewertung und Neubewertung von systemrelevanten Berufen (Reinigung, Handel, Gesundheitsberufe etc.)

  • Einführung der von AK und ÖGB entwickelten „Familienarbeitszeit“: Diese kann zu einer gerechteren Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit innerhalb der Familien führen: Das würde es mehr Frauen ermöglichen, einer Erwerbsarbeit in existenzsicherndem Ausmaß nachzugehen.

Zusätzliche Maßnahmen gefordert

Angesichts der Teuerung braucht es zusätzliche Maßnahmen mit besonderem Fokus auf armutsgefährdete Gruppen wie etwa die Alleinerzieherinnen. „Einmalzahlungen können akut helfen, sind aber angesichts der explodierenden Preise im Alltag bei Sprit, Strom und Lebensmitteln nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Kosten, die im Herbst der Schulstart oder der Beginn der Heizsaison mit sich bringen werden, werden viele Familien vor zusätzliche Probleme stellen“, so Eder und Pertele unisono und fordern: „Nur eine Erhöhung der wesentlichen Sozialleistungen (Ausgleichszulagenrichtsatz für Pensionen, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe) kann den Vormarsch der Armut stoppen.“

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