Katholische Kirche im Salzkammergut
Sonntagspredigt am 25. Juli – Joh. 6, 1-15: Mehr als ein Wunder
„Lieber Gott, bitte mach …“: so beginnen viele Gebete nicht nur von Kindern. Meist in Situationen, in denen vieles nicht in unserer Hand liegt. Selten jedoch erleben wir es so, dass wir meinen die Gebete seien erhört worden; und wenn wir das Gefühl haben, die Gebete wurden erhört, so war doch auch unser Zutun nötig.
Gebete, wie wir sie verstehen, sind keine Zauberformeln, nach deren Aussprechen sich die Wirklichkeit verändert. Gebete helfen vielmehr dabei, die Wirklichkeit mit Hingabe zu sehen und anzunehmen, wie sie ist. Und das kann mit der Zeit die Augen öffnen für Chancen, welche die Wirklichkeit bietet.
Mut zum Vertrauen
Auch im heutigen Evangelium wird dies erkennbar. „Wo sollen wir für diese vielen Menschen Brot kaufen?“, fragt Jesus Philippus. Dieser rechnet und meint, egal wie viel sie kauften es wäre immer zu wenig. Die Jünger zeigen sich resignativ angesichts der begrenzten Mittel und der großen Menschenmenge, die es zu versorgen gilt. Und so ist es ja auch: Zählen und Berechnen machen selten glücklich. Die Macht, die den Zahlen und Fakten von zu vielen zugeschrieben wird, kann erschlagen. „Lieber Gott, bitte mach, dass alle satt werden“, wären wir geneigt zu beten.
Dann trägt ein kleiner Junge, was er hat, zu Jesus: fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Das bringt die Wende: Jesus heißt die Menge Platz nehmen, betet und beginnt zu teilen. Jesus geht den Weg des betenden, vertrauenden Menschen. Zahlen sind für ihn nicht maßgeblich. Er sieht den einzelnen Menschen mit seiner Geschichte und das reicht aus. Mehr noch: es ist sogar ein Überfluss da. Anders als gezählt und berechnet, bringt das Vertrauen ein Mehr. Es ist im Grunde nicht allein als Wunder zu sehen, dass alle satt werden: es ist das Werk aller gemeinsam. Und dieses Miteinander ist das wahre Wunder.
Aber das Miteinander ist gerade wegen seiner Größe gegenüber dem einzelnen auch eine unberechenbare Kraft und kann gefährlich werden: Die Menge will Jesus nun zum König machen – „mit Gewalt“, wie es heißt. Das erkennt er und entzieht sich ihrem Zugriff in die Einsamkeit.
Mit dem Leben beten
„Lieber Gott, bitte mach…“: diese Wunschform ist der Anfang vieler Gebete, Anfang des Betens überhaupt. Im Laufe des Lebens wird das Beten jedoch anders, stiller, vielleicht insgesamt reifer. Man bittet weniger, man vertraut an. Der Beter legt die Wirklichkeit in Gottes Hand.
Papst Franziskus hat den heutigen Sonntag zum „Welttag der Großeltern und älteren Menschen“ ernannt. Es sind die älteren Menschen, die uns als Kinder beten gelehrt haben. Im Gebet sind sie kindlich und vertrauend geblieben. Viele Erfahrungen im Leben mögen es gewesen sein, die sie beim Beten gehalten haben oder die sie immer wieder zum Beten gebracht haben. Glücklich jene alten Menschen, die beten können. Auch wenn wir selbst oft nicht zu beten vermögen, sind es die Alten, die für uns mitbeten, die für uns beten. Danke dafür. Lieber Gott, bitte mach, dass es unseren älteren Mitmenschen immer gut geht!
Die Predigt stammt von Rudolf Kanzler, Pastoralassistent in der Pfarre Altmünster
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