Klimakrise
Hallstätter Gletscher hat in einem Jahr 6 Prozent seines Volumens verloren
Die Gletscherschmelze ist kein neues Phänomen, sie passiert bereits seit vielen Jahren. Durch die fortschreitende Klimakrise nimmt die Geschwindigkeit des Abschmelzens aber rapide zu.
LINZ, SALZKAMMERGUT. Durch die globale Erwärmung verlieren die Gletscher im Sommer viel mehr Masse, als sie im Winter dazu gewinnen. Global gesehen hat in den vergangenen 30 Jahren der Massenverlust der Gletscher deutlich zugenommen: Derzeit verlieren die Gletscher weltweit 335 Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Diese Schmelze trägt jährlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Millimeter bei. Damit macht das geschmolzene Eis der Gletscher 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen Meeresspiegels aus.
Seit 16 Jahren werden am oberösterreichischen Gletscher, den Hallstätter Gletscher, im vom Umwelt- und Klimaressort des Landes und der Energie AG kofinanzierten Projekt die Auswirkungen der Klimakrise erforscht. Ziel ist, mit einem engmaschigem Monitoringsystem, die Zunahme oder den Verlust des Gletschers in Abhängigkeit von der Witterung zu untersuchen. Das Forschungsprojekt liefert wichtige Informationen zum besseren Verständnis des Verhaltens der Gletscher in den Nordalpen.
Hallstetter Gletscher: Flächenverlust von 112 Fußballfeldern
Der am Hohen Dachstein (2.996 m) gelegene Hallstätter Gletscher ist mit einer Fläche von knapp 2,4 km² der größte Gletscher der nördlichen Kalkalpen. Seit dem Gletschervorstoß von 1850 haben die Gletscher der Dachsteinregion über die Hälfte an Fläche verloren. Hatte der Hallstätter Gletscher 1856 noch ein Volumen von 397,2 Millionen Kubikmetern Eis, kann man heute nur - mit rund 100 Mio. Kubikmeter Eis - von einem Viertel davon sprechen. Seit Beginn des Forschungsprojektes 2006 hat der Gletscher eine Fläche von 800 Tausend Quadratmetern oder vereinfacht 112 Fußballfelder verloren. „Die Klimakrise ist real und sie kommt mit immer bedrohlicheren Schritten auf uns zu. Das ist auch Ergebnis unseres Forschungsprogrammes am Hallstätter Gletscher. Noch nie hat das „ewige Eis“ am Dachstein so viel an Masse verloren wie in diesem Jahr. Einmal mehr werden wir alarmiert und gewarnt, dass nur ein mutiger Klimaschutz und eine engagierte Energiewende unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Zukunft geben können“, gibt Umwelt und Klima-Landesrat Stefan Kaineder zu bedenken.
Kaineder: "Brauchen schleunigst ein Umdenken!"
„Wir müssen jetzt endlich in die Gänge kommen. Der Dachverband Erneuerbare Energien kritisiert heute zurecht, den stockenden Ausbau an Erneuerbaren. Der Dachverband sieht hier vor allem die Länder am Zug. Aber gerade Oberösterreich zieht eine große Bremsspur, wenn es um den Ausbau geht. Der Windkraft hat man hierzulande überhaupt gleich einen generellen Stopp verpasst. Wir brauchen hier schleunigst ein Umdenken und eine wirkungsvolle Klima- und Energiestrategie sowie einen Masterplan zur Umsetzung eines CO2-freien Oberösterreichs“, fordert Kaineder.
Schlechtestes Jahr seit Messbeginn
Klaus Reingruber (Blue Sky Wetteranalysen) und Kay Helfricht (Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften) führten die Analyse – "Massenhaushalt und Klima 2021 – 2022" durch. Die vorläufige Auswertung der Eisschmelze an den einzelnen Messpunkten spiegelt die zu erwarten Tendenz wieder: das heurige Jahr war für den Hallstätter Gletscher das schlechteste seit Messbeginn. Die Auswirkungen der saisonalen Witterung im vergangenen Bilanzjahr sind dramatisch. Erstmals ist die Schneedecke des vergangenen Winters vollständig bis auf das Gipfelniveau von knapp 3000 Meter geschmolzen. Der Wintereinbruch der letzten Tage hat die Bilanz nicht mehr maßgeblich beeinflussen können.
Die Ursachendes großen Eisverlustes sind eine unterdurchschnittliche Winterschneedecke, Saharastaub als dunkle Schicht auf der Schneeoberfläche, ausbleibende Schneefälle im Frühjahr/Frühsommer, sehr frühes Ausapern des Eises führte zu einem frühen Start der Ablation (Eisschmelze) und im Sommer anhaltend hohe Temperaturen, keine weiteren Schneefälle, Niederschläge ausschließlich als Regen bis in höhere Regionen.
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