Klimaerwärmung greift Gletscher an

Klaus Reingruber und das Team von Blue Sky Wetteranalysen erforschen die Gletscherschmelze seit 2007. | Foto: Blue Sky
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SALZKAMMERGUT. Die Gletscherschmelze lässt sich nicht aufhalten, derzeit sind alle "weißen Riesen" im Alpenraum in Gefahr. Auch der Hallstätter Gletscher verliert an Größe. Seit 2007 erforscht ein Team von Blue Sky Wetteranalysen mit dem Land OÖ, der Universität Innsbruck und der Energie AG den Rückgang des Eises. "Seit über 30 Jahren gehen die Dachsteingletscher kontinuierlich zurück. Für Jedermann ersichtlich ist die Veränderung der Landschaft durch den Rückgang der Eisflächen: Die Flächen unter dem Eis sind frei von Bewuchs. Einerseits sieht man glatt abgeschliffene Felsen, andererseits türmt sich der Schotter, der vom Gletscher transportiert wurde, auf. Im Winter merkt man diese Veränderungen nur wenig, im Sommer sind sie vor allem in unmittelbarer Nähe der Gletscherzunge dramatisch", erklärt Klaus Reingruber von Blue Sky Wetteranalysen. Das Team rund um den Meteorologen ist 14 Tage im Jahr am Gletscher unterwegs, um ihn auszumessen. "Wir haben ein Messnetz von 17 Pegel, die im Eis eingebohrt sind. Im Frühjahr wird der Schnee vom vergangenen Winter gemessen, dazu graben wir uns bis zu acht Meter hinunter." Die Auswirkungen der Gletscherschmelze auf das Leben im Tal dürfe man nicht überschätzen, laut Reingruber gibt es sie aber. "Die Fläche des Hallstätter Gletschers beträgt derzeit noch drei Quadratkilometer. Bei der Hochwasserepisode von 2012 haben die Gletscher als Puffer fungiert. Das, was im Tal als Regen die Flüsse zum Überlaufen brachte, wurde auf dem Gletscher über eine Woche lang als Schnee gespeichert und hat so noch Ärgeres verhindert."

Gletscher in Ruhe lassen

Um die Gletscherschmelze zu verhindern, müssten zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion der Erderwärmung durchgeführt werden. "Diese werden vor allem diskutiert, aber nur langsam umgesetzt. Die Dachsteingletscher kann man schützen, wenn man sie in Ruhe lässt und den noch vorhandenen Wasserspeicher in Form des Gletschers vor Verunreinigungen schützt", so Reingruber. Kleinräumige Abdeckungen der Flächen zum Schutz vor der Sonne würden schon seit Jahren durchgeführt und seien auch durchaus wirksam. "Da geht es aber vor allem um den Schutz für touristische Infrastruktur, ein flächendeckender Schutz ist nicht durchführbar." Wenn die klimatischen Voraussetzungen so bleiben, könnten die Gletscherzungen bis 2030 verschwunden sein, die Abtrennung der mittleren Zunge könne schon früher erfolgen. "In 20 Jahren werden die ausapernden Felsinseln dort und da schon Probleme für den Tourismus verursachen."
"Für uns ist der Hallstätter Gletscher der größte Wasserspender“, so Bürgermeister Alexander Scheutz. Trotzdem würde man – selbst wenn der Gletscher irgendwann doch den Umwelteinflüssen erliegen sollte – nicht verdursten. Touristisch gesehen ist man von oberösterreichischer Seite bemüht, die Belastung für den Gletscher möglichst gering zu halten. „Hier wird aber leider mit zweierlei Maß gemessen“, so der Bürgermeister, „weil man auf der steirischen Seite viel mehr darf, als bei uns. Stichwort Eispalast und Gletschertaxis."

Zur Sache

Um auf den Klimawandel, den Rückgang der Gletscher und die einzigartige Kulisse hinzuweisen, wurde 1990 der Lehrpfad zum Hallstätter Gletscher realisiert. 2006 haben ihn die Verantwortlichen revitalisiert, er ist Thema im Buch "Begleiter durch die Gebirgslandschaft am Dachstein" und im Begleitfolder "Lehrpfad Hallstätter Gletscher". Er stellt eine Alternativ-Route zur Simonyhütte oder zum Dachstein dar. Der Pfad führt dabei zum "Hotspot", wo die Rückgangsraten des Eises aktuellen Messungen zufolge zwischen zehn und 20 Metern pro Jahr liegen. "Der Weg ist eine Wanderung durch eine vom Menschen nur wenig berührte Landschaft, ohne Schautafeln, auf Wegen, die nur wenig bekannt sind", weiß auch Klaus Reingruber von Blue Sky Wetteranalysen. Der Start erfolgt bei der Abzweigung vom Wanderweg zu Simonyhütte und ist mit blauen Farbpunkten markiert.

Klaus Reingruber und das Team von Blue Sky Wetteranalysen erforschen die Gletscherschmelze seit 2007. | Foto: Blue Sky
Die Gletschermesser graben sich bis zu acht Meter in den Schnee. | Foto: Blue Sky
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