Inklusion gefährdet
Leserbrief zum Schülertransport in die Nikolaus Lenau Schule
GMUNDEN. Als Mutter eines Kindes mit schwerer geistiger Beeinträchtigung, der aufgrund von starken Verhaltensauffälligkeiten und fehlendem Sprachvermögen nicht mit anderen Kindern eine Integrationsklasse besuchen kann, war es immer eine große Freude zu wissen, dass mein Sohn zumindest während des Transports zur Nikolaus-Lenau Schule auf Kinder ohne erhöhten Förderbedarf trifft. Und wie groß ist die Freude, wenn wir beim Einkaufen oder beim Spaziergang diese Kinder treffen und diese ihn selbstverständlich grüßen!
Wenn wir wieder einmal skeptischen Blicken von anderen Menschen ausgesetzt sind, erfüllt es mich mit Zuversicht, dass hier eine Generation heranwächst, die meinen Sohn als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft annimmt.
Durch dieses gemeinsame Heranwachsen werden letztlich Barrieren überwunden und Vorbehalte und Ängste abgebaut. Dies ist meiner Meinung nach das Wesen der Integration; ein wertschätzendes Miteinander als Ausdruck einer funktionierenden Gesellschaft.
Auch wenn ich mir für meinen Sohn die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten zum Besuch einer Integrationsklasse wünschen würde, so erkenne ich, dass aufgrund des erhöhten Sonderbedarfes zur Betreuung in kleinen Gruppen die Integration in einer Schulklasse nicht zielführend erscheint. Umso mehr muss die Bedeutung der Kontakte zwischen beeinträchtigten und nicht beeinträchtigten Kindern außerhalb der Schulklasse betont werden. Wenngleich als solches nicht unmittelbar notorisch, so stellt der gemeinsame Schülertransport einen wesentlichen Aspekt einer auf den Alltag der Kindern übertragenen Inklusion dar, der keinesfalls an fehlender finanzieller Förderung scheitern soll. Dies wäre ein fataler Rückschritt dieser hart erkämpften Inklusion!
Der Leserbrief stammt von Martina Herrnhof aus Ohlsdorf
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