Interview mit Ersthelfer
Mario Haas beweist bei Unfall auf B145 Courage
EBENSEE. Helfen und nicht nur warten, bis jemand anderer hilft – was in der Theorie so einfach und logisch klingt, wird plötzlich schwierig, wenn es mal wirklich hart auf hart kommt. Nicht aber für den St. Wolfganger Mario Haas. Er fuhr gerade mit seinem Pkw auf der "Langwieser Geraden", als er am Abend des 6. Dezembers auf der B145 auf einen Verkehrsunfall aufmerksam wurde. Der couratigerte St. Wolfganger ist auch Mitglied einer örtlichen Feuerwehr und spricht im BezirksRundschau-Interview über seine Erlebnisse.
BezirksRundschau: Haben Sie den Unfall mitangesehen, oder sind Sie erst danach dazugekommen?
Haas: Ich saß im zweiten Auto aus Ebensee kommend hinter dem Unfallfahrzeug. Als die Kolonne gemerkt hat, dass vor uns etwas passiert ist, haben sofort alle die Warnblinkanlage eingeschaltet und großteils eine Rettungsgasse gebildet. Als ich am Unfallort eintraf, habe ich mir gleich die Warnweste angezogen und bin ausgestiegen.
Was haben Sie zuerst unternommen?
Am Unfallort waren bereits weitere Ersthelfer. Ich fragte sofort, ob bereits eine Alarmierung durchgeführt worden war. Da dies der Fall war, verschaffte ich mir einen Überblick und erkundigte mich zudem über den Hergang und die Situation. Es waren mehrere beschädigte Fahrzeuge und bis auf das Fahrzeug der Unfalllenkerin waren alle anderen direkt Beteiligten aus ihren Fahrzeugen ausgestiegen. Gemeinsam versuchten wir als Ersthelfer, die Personen aus dem Gefahrenbereich zu bekommen. Das Fahrzeug vor mir war zum Glück vom Samariterbund und die beiden jungen Männer haben sofort angeboten, ihr Fahrzeug für die teilweise traumatisierten Personen zur Verfügung zu stellen. Wir kümmerten uns um die Personen und erkundeten die Lage rund um das Fahrzeug der Unfalllenkerin. Gleichzeitig fuhren leider einige Fahrzeuge aus den hinteren Reihen in den unmittelbaren Gefahrenbereich ein. Ich leitete die Fahrzeuge heraus und wir stellten sicher, dass keine weiteren Autos mehr einfuhren. Somit war Platz für die später eintreffenden Einsatzfahrzeuge gegeben.
Haben Sie auch Personen aus den verunfallten Fahrzeugen gerettet?
Ja. Fast gleichzeitig - es ging alles sehr schnell - gingen wir zur Unfalllenkerin, zogen den Zündschlüssel ab und sprachen mit der Dame. Zum Glück war auch ein weiterer Feuerwehrmann am Unfallort. Wir drückten die Fahrzeugtür auf, die aufgrund der Hanglage zuerst nicht so einfach zu öffnen war. Die Unfalllenkerin war ansprechbar und wir konnten sie nach mehreren Versuchen mit ihrer Hilfe aus dem Auto bekommen. Einige der Ersthelfer kümmerten sich bis zum Eintreffen des Roten Kreuzes um sie.
Sind dann schon die Einsatzkräfte gekommen?
Diese trafen nach und nach ein. Ich ging in der Zwischenzeit zu dem Mann, dessen Auto sicherlich das kaputteste war. Er saß schon im Bus des Samariterbundes. Der Mann war nämlich sehr still und wie es im Erste-Hilfe-Kurs immer heißt: Gerade diese Personen sollten am Genauesten beobachtet werden. Ich gab ihm etwas zu trinken und er war wirklich ziemlich fertig, was auch verständlich ist. Ich blieb bei dem Mann und bat darum, dass jemand einen Mitarbeiter des Roten Kreuzes holen soll. Dann übergab ich den Mann an die Fachleute. Währenddessen waren nämlich alle Einsatzkräfte von der Notärztin bis zur Feuerwehr am Unfallort eingetroffen und erledigten ihre Aufgaben spitzenmäßig.
Wenn man alleine zu einem Unfall dazu kommt, worauf muss man als Laie achten?
Alleine ist es wahrscheinlich um einiges schwieriger. Dennoch kann man sagen: Unfallstelle absichern, Alarmierung durchführen und sich je nach Möglichkeit um die Verletzten kümmern.
Viele haben vermutlich Angst davor, beim Helfen etwas falsch zu machen und so den Verletzten nur noch mehr zu schaden.
Es macht wirklich schon viel aus, regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen und auch die Arbeit der Einsatzkräfte allgemein gut zu beobachten. Am Wichtigsten finde ich aber die Empathie für unsere Mitmenschen, die leider in unserer Gesellschaft immer weniger zu finden ist. Und Ruhe in schwierigen Situationen zu bewahren sowie Hilfe anzubieten. Keiner von uns kann und muss alles können, aber wir können gemeinsam versuchen, unser Bestes zu geben. Wer etwas mehr Selbstvertrauen für solche Situationen entwickeln möchte, sollte unbedingt zu einer örtlichen Feuerwehr beitreten.
Hat die Rettungskette funktioniert?
Auf jeden Fall. Man hat bei diesem Vorfall wieder einmal sehen können, wie gut in unserem Land Ersthelfer, Feuerwehr, Rettung, Notärzte und Polizei zusammenarbeiten, wenn es ernst wird. Wir können wirklich stolz auf unsere Einsatzkräfte sein. Wir müssen wieder mal danke an alle ehrenamtlich Tätigen in diesem Land sagen.
Und trotzdem sind immer wieder Einsparungen geplant!?
Leider, daher ein Appell noch eine meine Kolleginnen und Kollegen in der Politik: Wir müssen stolz sein auf unsere Einsatzkräfte und es darf zu keinen Einsparungen kommen! Diese stehen von manchen Seiten leider immer wieder zur Diskussion. Dieses grandiose System muss uns mehr Geld wert sein und nicht weniger.
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