Interview mit Karina Wimmer
Saponetta Carina – die Liebe zur Seifensiederei

Karina Wimmer bei der Seifenproduktion in der Seifensiederei Saponetta Carina Bad Goisern. | Foto: Brigitte Leithner
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  • Karina Wimmer bei der Seifenproduktion in der Seifensiederei Saponetta Carina Bad Goisern.
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Karina Wimmer ist 42 Jahre alt und im Salzkammergut geboren und aufgewachsen. Eigentlich ist sie gerichtlich beeidete, diplomierte Übersetzerin, die Bad Goiserin hat aber eine ganz besondere Leidenschaft: Seife.

BAD GOISERN. Im Interview erzählt Karina Wimmer von einer Jahrhunderte alten Tradition und was sie dazu bewogen hat, der Seifensiederei Zopf neues Leben einzuhauchen und sie als "Seifensiederei Saponetta Carina" zu revitalisieren.

Seit drei Jahren betreiben Sie die Seifensiederei – warum haben Sie sich dafür entschieden und was ist das Faszinierende an diesem Handwerk?

Wimmer: Seit Dezember 2019 darf ich mein Seifengeschäft in der alten Seifensiederei Zopf betreiben und auch Führungen durch die alten Werkstatträume der ehemaligen Seifensiederei anbieten. Zur Seife führte mich meine sehr trockene Haut, die durch die selbstgemachten Waschstücke endlich das richtige Pflegeprodukt gefunden hat. Das faszinierende am Seifensiederhandwerk ist, dass aus Lebensmitteln wie Fette und Öle und aus einem giftigem, ätzenden Stoff wie Lauge ein wunderbarer neuer Stoff entsteht, der natürlich reinigt und fast 100% biologisch abbaubar ist. 


Die Seifensiederei Zopf hat eine lange Historie, oder?

Ja. Die Seifensiederei in Bad Goisern wurde 1870 von Josef Zopf gegründet. Ihm folgten die Seifensieder Benedikt und Fritz Zopf nach, bis die Seifensiederei letztendlich geschlossen wurde. Interessant ist, dass die Werkstatträume inklusive der Gerätschaften wie der große Siedekessen, der Seifenschneider oder die Prägemaschine noch erhalten sind und im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. Für mich als Seifensieder von heute ist es jedoch wie ein Puzzlespiel, die Teile zusammenzufügen und aus den Erzählungen der Zopfs, der alten Goiserer und der vielen Kunden der Zopf Seifensiederei wieder ein stimmiges Ganzes zu basteln, da es leider keine Rezeptbücher oder Notizen der Seifensiedermeister mehr gibt.

Für Laien: Wie stellen Sie die Seife her? Und (wie) unterscheidet es sich zur Herstellungsweise von „damals“?


Es gibt unterschiedliche Herstellungsverfahren. Heute werden die meisten handgefertigten Seifen im sogenannten Kaltverfahren hergestellt, was sich schon von der Temperatur vom damaligen Herstellungsverfahren stark unterscheidet. Auch die Rohstoffe haben sich sehr verändert. Wurden früher vorwiegend tierische Abfallfette verseift, werden heute teilweise Luxusöle wie Arganöl oder Wildrosenöl zu Seife verwandelt. Als Seifensieder im Salzkammergut kommt man aber auch gerne wieder zurück zu den Anfängen, so finden sich heute in meinem Sortiment wieder Seifen mit Hirschtalg oder Gamsfett von Wildtieren aus der umliegenden Bergwelt. Den heutigen Hygienevorschriften muss natürlich auch Rechnung getragen werden, so werden meine Seifen nicht mehr in der alten Zopf Seifensiederei hergestellt, sondern in einem den Auflagen entsprechenden Fertigungsraum in Bad Ischl.



In vielen Branchen hat man als regionaler Erzeuger auch mit dem Preisdruck, den industriell gefertigte Produkte erzeugen, zu kämpfen. Ist das bei der Seifenherstellung genau so bzw. was unterscheidet Ihre Produkte von jenen aus großen Fabriken?

Die handgefertigte Seife einer kleinen Seifensiederei ist eine Klasse für sich und kann nicht mit industriell gefertigten Seifen verglichen werden, weder preislich noch was die Inhaltsstoffe anbelangt. Der größte Unterschied ist, dass die Seifen aus meiner Seifensiederei komplett ohne Palmöl, Konservierungsstoffe oder Stoffe zur Schaumförderung auskommen. Die Qualität der Rohstoffe ist sehr hoch und gerne werden auch andere regionale Produkte mitverseift, wie z.B. das Salzquellwasser oder Bier aus Bad Ischl, Ziegenmilch vom Wolfgangsee oder Fette von den Salzkammergutbauern. Die handgefertigte Seife enthält überdies auch noch natürlich entstandenes Glycerin, das die Haut pflegt und vor dem Austrocknen schützt.

Duft, Farbe, Form – was ist das Besondere an Ihren Produkten?
Die Seife lässt viel Kreativität zu. Fette und Öle lassen sich ganz unterschiedlich zu Rezepten formulieren, aber auch regionale Zutaten wie Kräuter, Milchsorten und Salz können verarbeitet werden. Auch die Beduftung der Seife spielt eine große Rolle. Die Terpentinseife von früher tritt in den Hintergrund und Wohlgerüche wie Lavendel, Zirbe oder Zitrone verzaubern heute die Nase der Seifenfreunde. Aufgrund der kleinen Chargen können auch Kundenwünsche was die Form der Seife anbelangt berücksichtigt werden.

Seifen sind ja nicht nur schön und wohlriechend, sie helfen ja auch beim Sauber machen. War das in Zeiten von Corona und erhöhtem Augenmerk auf Hygiene & Co sogar ein Vorteil?



Die Seife ist und bleibt ein ganz natürliches Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Sie wirkt gegen Bakterien und Viren. In Zeiten von Corona rückte die Seife vor allem deshalb in den Vordergrund, da Seife behüllte Viren, zu denen z.B. das Corona- oder das Tollwutvirus zählen, inaktiv machen. Die Lipidhülle des Virus wird durch die Seife zerstört und das macht es unschädlich. Viele haben die Vorzüge der Seife in dieser Zeit kennengelernt. Seife ist effektiv, jedoch viel milder zur Haut als gewöhnliche Desinfektionsmittel.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?


Mein höchstes Ziel ist es, zu bewahren, was noch vorhanden ist. Sei es in der alten Seifensiederei selbst, aber auch das Wissen rund um das Seifensiederhandwerk. Was die Produkte anbelangt möchte ich mich noch mehr mit regionalen Lieferanten verbinden und gute Kooperationen schließen. Ehrliches Handwerk, eine auf Vertrauen basierende Kundebeziehung und Handschlagqualität sind mir persönlich wichtig und ich denke, das wird auch die Zukunft sein.

Karina Wimmer bei der Seifenproduktion in der Seifensiederei Saponetta Carina Bad Goisern. | Foto: Brigitte Leithner
Soleseife Dirndl handgefertigt von Saponetta Carina. | Foto: Brigitte Leithner
Kirchengasse 11 von außen – hier befindet sich die Seifensiederei. | Foto: Familie Zopf
Seifensiederei Zopf anno dazumal. | Foto: Familie Zopf
Alte Zopf Seifensiederei Raum mit altem Seifenkessel. | Foto: Familie Zopf
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