Zweiter Akt im Brückendrama: Ischl fordert Bauunterlagen von Strobl
Vor Wochen wurde der Bau an der Schöffaubach-Brücke unterbrochen. Grund: Es ist unklar, wer die entstandenen Mehrkosten zu tragen hat und warum diese nicht von Anfang an miteinberchnet wurden
BAD ISCHL, STROBL. Die Strobler Verantwortlichen sprechen von einem Schildbürgerstreich oder einem Verhalten, das an ein trotziges Kleinkind erinnert. Gemeint ist der derzeitige Baustopp der Schöffaubach-Brücke, welche sich an der Gemeindegrenze zwischen Strobl und Bad Ischl befindet (wir haben berichtet). 2016 hatte man sich darauf geeinigt, die baufällige Brücke abzureißen und neu zu errichten. Kostenpunkt 176.000 Euro, also jeweils 88.000 Euro pro Gemeinde. Während der Bauarbeiten sei man aber informiert worden, dass die Brücke um 58.000 Euro teurer wird, als geplant. Dem budgetären Mehraufwand von 29.000 Euro stimmte die Kaiserstadt aber nicht zu. Daher auch die Vorwürfe aus Stobl.
Heide: "Frage der Transparenz"
Grund für die gezogene Notbremse sei aber nicht primär, dass mehr zu bezahlen sei: "Unserer Kenntnis nach war den Stroblern schon vorher klar, dass es zu Mehrkosten kommen wird", erklärt Bürgermeister Hannes Heide. Um das überprüfen zu können, habe man bei den Zuständigen in Strobl schon vor einigen Tagen die entsprechenden Unterlagen angefordert. Bislang sei aber nichts übermittelt worden. "Wir weigern uns natürlich nicht, das Geld für die Brücke zur Verfügung zu stellen", ergänzt Stadtrat Andreas Laimer (FP). "Es liegt ja im Interesse aller, dass das Projekt ehestmöglich fertiggestellt ist." Der Ischler Stadtrat müsse seine Entscheidung aber rechtfertigen können und das gehe nur, wenn man alle Fakten kennt. "Es geht ja nicht um unser privates Geld", so Johannes Kogler (VP), "sondern um das der Steuerzahler."
Dass man hier die Verantwortung an Strobl abgegeben habe sei rückblickend betrachtet nicht ratsam gewesen, ist man sich in Bad Ischl fraktionsübergreifend einig. Man habe daraus für die Zukunft gelernt.
Ferdinand Laimer: "Katastrophe für Tourismus"
Während man seitens der Politik um Aufklärung bemüht ist, sehen die Strobler Touristiker raschen Handlungsbedarf: "In allen Prospekten wurde der Radwanderweg zwischen Ischl und Strobl beworben", so Ferdinand Laimer, Tourismusobmann. "Wir machen uns ja vollkommen lächerlich, wenn radfahrende Touristen zur Baustelle kommen und nicht mehr weiter können." Es müsse hier schnell eine Lösung her, weil jede weitere Verzögerung nur zulasten der Gäste und Einheimischen ginge.
Zeitplan noch ungewiss
"Weil wir bis dato eben noch nicht die notwendigen Unterlagen bekommen haben, ist es unmöglich, zu sagen, wann der Brückenbau fortgesetzt bzw. abgeschlossen werden kann", ist man sich in Bad Ischl einig. Sobald man die angeforderten Fakten habe, können diese – wenn nötig auch durch einen unabhängigen Sachverständigen – geprüft werden. "Erst danach wird eine Abstimmung im Stadtrat erfolgen", so Andreas Laimer. Realistisch sei für diesen Prozess mindestens ein Monat.
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