"Als Vater trifft mich Gewalt gegen Kinder"

- Alois Ebner ist Erster Staatsanwalt in Ried. Der gebürtige Taufkirchner musste sich für seine Aufgabe ein dickes Fell zulegen.
- Foto: Ebner
- hochgeladen von David Ebner
Alois Ebner ist seit vier Jahren Erster Staatsanwalt am Landesgericht Ried – nun plaudert er aus dem Nähkästchen.
RIED, TAUFKIRCHEN. Im BezirksRundschau-Interview spricht der 48-Jährige über Gerechtigkeit und was ihm persönlich nach 18 Dienstjahren noch unter die Haut geht.
Herr Ebner, wie kriminell ist die heimische Gesellschaft?
Ebner: Wir sind in Ried fünf Staatsanwälte und drei Bezirksanwälte, die 2013 zusammen 5130 Verfahren bearbeitet haben. Insgesamt standen im vergangenen Jahr 5500 Personen im Verdacht, eine Strafhandlung begangen zu haben.
Also floriert das Verbrechen?
Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren stabil. Eine zunehmende Kriminalität kann nicht festgestellt werden.
Aber die Internetverbrechen boomen?
Durch die rasanten technischen Fortschritte haben auch Straftäter neue Möglichkeiten bekommen. Jene im Internet sind immens, die Strafverfolgung dementsprechend schwierig. Dieser Bereich ist einer, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Häufig sind wir demnach mit Internetbetrügereien und dem Herunterladen von kinderpronographischen Materials konfrontiert. Ebenso Absetzten von Hasspostings oder Facebookverläufe mit Inhalten, die unter das Verbotsgesetz fallen. Die Möglichkeiten des Internets sind natürlich immens, dementsprechend auch oft schwierig gestaltet sich die Strafverfolgung. Dieser Bereich ist sicher einer, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat.
Sie sind seit 18 Jahren Staatsanwalt. Was kann Sie da eigentlich noch erschüttern?
Natürlich legt man sich mit der Zeit eine dicke Haut zu. Straffälle die mich aber emotional als Vater zweier Kinder berühren sind sexuelle Übergriffe oder Gewalt gegen Kinder. Oder wenn sich junge Menschen mit Suchtgift strategisch das Leben ruinieren. Ebenso Gewalt gegen ältere Personen.
Was bedeutet für Sie Gerechtigkeit?
Das ist ein Begriff mit vielen Inhalten. Mir ist es bei aller Konsequenz in der Verfolgung von Straftätern und bei der Aufklärung von Straftaten immer auch sehr wichtig, den Grundsatz ‘Im Zweifel für den Angeklagten‘ strikt zu beachten. Da ist es mir viel lieber, es wird ein vielleicht Schuldiger nicht verurteilt als umgekehrt.
Apropos Verurteilung: Als Außenstehender hat man oft das Gefühl, dass Urteile ungerecht gefällt werden. Etwa wenn Kleinkriminelle eine sehr hohe Haftstrafe ausfassen, aber vermeintlich betuchterere Personen nicht. Was sagen Sie dazu?
Man darf hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Es mag zwar manchmal durchaus dieser Eindruck entstehen, aber man muss die Hintergründe sehen. Das Vorleben eines Täters etwa, ob es sich da um einen bisher unbescholtenen Bürger handelt oder um jemanden, der quasi als Vollzeitstraftäter in Erscheinung tritt. Aber zugegeben, es ist natürlich einfacher einen Einbrecher zu stellen, als etwa jemanden der Wirtschaftskriminalität zu überführen.
Sie haben den "Oma-Mord" aus ihrer Heimatgemeinde Taufkirchen als Staatsanwalt bearbeitet. Hand aufs Herz, wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Ich habe damals den Fall, für den ich nach unserer Geschäftseinteilung zuständig war, übernommen. Natürlich hat mich die Tat betroffen gemacht, aber es ist nun mal meine Aufgabe, solche Fälle professionell zu bearbeiten. Zudem habe ich mich auch nicht befangen gefühlt, weil ich ja schließlich kein Nahverhältnis zu den Leuten gehabt habe.
Wenn Sie beruflich einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Dass es budgetär möglich wäre, dass wir Personalnachwuchs in Form von weiteren Staatsanwälten oder Bezirksanwälten bekommen.
Steckbrief
Geburtsdatum: 6. März 1966
Wohnort: Ried im Innkreis
Geburtsort: Taufkirchen
Hobbys: meine Kinder, Natur, Jagd, Fischen
Lieblingsessen: Bodenständige Küche, mediterran
Lieblingsgetränk: Apfelsaft und Bier
Lebensmotto: Bewusst leben


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