Am Nachwuchs scheitert's nicht
Landwirtschaft hat Zukunft, ist sich der Bauernkammerobmann sicher. Aber: Strukturwandel ist unausweichlich.
BEZIRK (kpr). Die Tage, an denen sich Landwirte noch völlig auf ihren Hof konzentrieren konnten, gehören wohl bald der Vergangenheit an. Denn: Viele können es sich nicht mehr leisten.
"Die Auflagen und Nebenkosten für Landwirte steigen stetig", berichtet Bezirksbauernkammerobmann Peter Gumpinger. "Die Preise für die Produkte, die wir erzeugen, sind seit etwa 30 Jahren gleich hoch." Aus diesem Grund sei eine gewisse Tendenz zu Nebenerwerbsbetrieben erkennbar. "Die Landwirte sind gezwungen, mehr zu produzieren und somit zu wachsen. Ist das nicht möglich, suchen sie sich einen Job." Das sieht auch Florian Mair so. Der Münzkirchner ist Obmann der Jungbauernschaft des Bezirks Schärding. "Hohe Auflagen erschweren die Wirtschaftlichkeit der Betriebe", ist er sich sicher.
Die Konsequenz: "Ein Strukturwandel", sagt Gumpinger. "Landwirtschaftliche Betriebe werden weniger. Jene, die sich halten können, spezialisieren sich und wachsen. Bestehende Flächen werden auf diese aufgeteilt." So entbrenne unter den Höfen ein Kampf um Grund und Boden: "Weil die Pachtpreise ebenfalls steigen, sind die Betriebe auf der Suche nach günstigem Land", erklärt der Bauernkammerobmann.
Nachfolge gesichert
Trotz Wachstum werden die hier in der Region traditionellen Familienbetriebe laut Gumpinger nicht aussterben. Denn auch wenn sich immer wieder Landwirtzöglinge für einen anderen Berufsweg entscheiden und den Hof nicht übernehmen wollen, sei die Nachfolge gesichert. "Nachkommende Landwirte sind sehr gut ausgebildet", erklärt Gumpinger. "Die landwirtschaftlichen Schulen in der Region sind auf einem sehr hohen Niveau." Und: Viele sammeln auch außerhalb der Landwirtschaft Erfahrung. Jungbauernobmann Florian Mair beispielsweise hat zusätzlich zu seiner Facharbeiter-Ausbildung eine Tischlerlehre absolviert. "Ich wollte noch etwas anderes kennen lernen – außerhalb der Landwirtschaft und dem Hof meiner Eltern", beschreibt der junge Landwirt.
"Leben und leben lassen"
Um die Zukunft der Landwirtschaft nachhaltig zu sichern, sei auch Akzeptanz in der Gesellschaft nötig. "Immer wieder regt sich jemand auf, dass jetzt im Frühjahr die Traktoren auf der Straße fahren. Leben und leben lassen ist die Devise", appelliert Gumpinger. "Ohne Bauern und Bäuerinnen wäre das kulturelle und gesellschaftliche Leben hier bei uns ein völlig anderes."
Daten & Fakten
Der Bezirk Schärding umfasst etwa 61.850 Hektar – davon sind etwa 35.680 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Es gibt derzeit 1663 Mehrfachantragsbetriebe – davon sind rund 125 Biobetriebe. 50 Prozent der Betriebe werden im Voll- bzw. Zuerwerb und etwa 50 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Der Schwerpunkt in der Tierhaltung liegt auf Rinder- und Milchviehhaltung, im Pramtal auch verstärkt auf Schweinehaltung.
Rinderhalter gibt es etwa 1300 – davon 820 mit Milchviehhaltung: Die 1500 Milchkühe produzieren acht Millionen Liter Milch pro Jahr. Schweinehalter sind es etwa 560 mit durchschnittlich 120 Schweinen je Betrieb.
Im Ackerbau liegt der Schwerpunkt auf Getreide/Winterweizen, Triticale, Wintergerste und Silomais beziehungweise Körnermais und dem Feldfutter.
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