Interview
Von St. Florian/I. hinaus in die weite Musikwelt

Ebner ist in den Opernhäusern auf der ganzen Welt zu Hause. | Foto: R. Steiner
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  • Ebner ist in den Opernhäusern auf der ganzen Welt zu Hause.
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Karl Michael Ebner stammt aus St. Florian/I. und gehört zu den begehrtesten Tenören des Landes.

WIEN, ST. FLORIAN/I. Zudem ist Ebner Direktor des Musikfestivals in Steyr. Was ihn antreibt, was er zum kulturellen Leben in Schärding sagt und weshalb er immer der "Bua vom Bräustüberl-Wirt" bleiben wird, darüber spricht er im Interview.

Herr Ebner, Sie sind seit Ihrer Kindheit musikalisch tätig. In kurzen Worten – wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ebner: Der klassische österreichische Sängerweg, wie ich meine: Wiener Sängerknabe, Studium Gesang und Oboe, etliche gute Geister wie Gertrude Grob-Brandl, Zubin Mehta, um nur zwei von vielen an meiner künstlerischen Seite zu nennen sowie ein Quantum Glück, auf die richtigen Leute zu treffen. Und vor allem die Familie, die eine solch ungewöhnliche Berufswahl unterstützt und fördert.

Was hat Sie in Ihrem Leben musikalisch geprägt?
Natürlich das ständige Musizieren und Singen mit meinen Eltern – ganz besonders mit meinem Vater, der ja selber in verschiedenen Chorensembles, wie dem Männerchor St. Marienkirchen, Kirchenchor Schärding oder Innviertler Dreigesang gesungen hat. Somit war eigentlich mein musikalischer Werdegang vorgezeichnet. So war der Ausgangspunkt mit „echter Volksmusik“ ein mehr als prägender, den ich nur jedem ans Herz legen kann.

Was war Ihr bisher eindrucksvollstes Erlebnis?
Die Geburt meiner Tochter. Im musikalischen Sinn die Begegnung als Sängerknabe mit Leonard Bernstein und Zubin Mehta. Letztgenannten durfte ich 25 Jahre später wieder bei einer Opernproduktion in Florenz begegnen. Seit dieser zweiten musikalischen Begegnung verbindet uns eine dauerhafte musikalische Freundschaft, die in Projekten wie "Fidelio" in Florenz, Tel Aviv, Valencia sowie in der Neuproduktion unter der Regie von André Heller in der Staatsoper Berlin mündeten.

Als Tenor-Solist waren Sie schon auf der ganzen Welt unterwegs. Zuletzt in Berlin. Wo sonst noch?
Beginnen möchte ich aber mit meiner musikalischen Heimat, der Wiener Volksoper, der ich seit der Spielzeit 1999 als fixes Ensemblemitglied angehöre. Die Reise ging dann an viele internationale Opernhäuser wie Monte Carlo, Neapel, Münchner Staatsoper, Berliner Staatsoper – wo ich seit 2018 ständiger Gastsolist bin – Florenz, Paris, Peking, Tokyo und New York.

Sie sind ja auch künstlerischer Direktor des Musikfestivals in Steyr. Wäre eine solche Veranstaltung nicht auch etwas für Schärding?
Da ich seit 28 Jahren dem Musikfestival Steyr als Intendant verpflichtet sein darf, nebenbei zehn Jahre Intendant in Bad Hall und meiner Tätigkeit als Ensemblemitglied an der Volksoper Wien und meinen erwähnten internationalen Verpflichtungen, bin ich natürlich zeitlich mehr als gut ausgelastet. Aber natürlich überkommt mich bei jedem Besuch in Schärding – meine Mutter lebt ja in St.Florian/I. – das Gefühl, etwas Künstlerisches meiner Heimatstadt zurückgeben zu müssen oder zu dürfen. Pläne gibt es viele. Ich möchte aber auch vorwegschicken, dass eine großartige Kulturlandschaft in Schärding, mit unzähligen bemerkenswerten Vereinen und Kulturinitiativen, Jugendförderungen – wie die der Mittelschule unter Bernhard Eppacher – gibt. Sollte die Zeit reif sein, werde ich mich sehr gerne auch in meiner Heimatstadt künstlerisch einbringen.

"Sollte die Zeit reif sein, werde ich mich sehr gerne auch in meiner Heimatstadt künstlerisch einbringen."

Apropos – wie oft besuchen Sie Ihre Heimatgemeinde St. Florian noch?
Leider viel zu wenig, aber bei jedem Besuch gibt es was Neues in der Region zu entdecken. Es fasziniert mich, wie künstlerisch mit Tradition und Gegenwart umgegangen wird. Sei's musikalisch, als auch kulinarisch.

Ihre Eltern waren ja einmal die Wirte des Kapsreiter Bräustüberls – welche Bedeutung hat diese Tatsache heute noch für Sie?
Eine sehr kommunikative. Da entstehen so lustige Anekdoten wie letztlich auf der Silberzeile in Schärding, wo sich ein älterer Herr seiner Begleitung zuwendete und meinte, 'des war doch da Bua vom Bräustüberl-Wirt'. Also noch immer allgegenwärtig.

Wie sehr hat Ihnen die zweijährige Corona-Krise beruflich zu schaffen gemacht?
Beruflich Gott sei Dank weniger. Mehr der Umstand, wie Österreich mit der Kunst und den Kulturschaffenden umgegangen wurde. Österreich bezeichnet sich auch jetzt wieder als Kulturnation, da war in der Pandemie nichts davon zu hören, geschweige denn, zu lesen. Das hinterlässt einen fahlen Geschmack und kleine Narben.

"Österreich bezeichnet sich auch jetzt wieder als Kulturnation, da war in der Pandemie nichts davon zu hören, geschweige denn, zu lesen."

Welche Pläne hat Karl Michael Ebner für die kommenden Monate?
Jetzt mal die Serie "Hochzeit des Figaro" an der Volksoper abspielen, gleichzeitig das Festival in Steyr mit einer neuen Fledermaus-Produktion, zu der ich alle Schärdinger gerne einlade, zu finalisieren. Den Österreichischen Musiktheaterpreis, dessen Präsident ich bin und der am 13. September in seine zehnte Gala in Graffenegg stattfinden wird, zu koordinieren. Und hoffentlich bleibt genügend Platz und Zeit für viele schöne Tage und Stunden in Schärding – mit Familie und Freunden.

Schärding ist ja Tourismusstadt. Wo sehen Sie in kultureller Hinsicht Verbesserungspotenzial?
Wie gesagt: Es gibt hervorragende künstlerische Kräfte in Schärding. Da steht es mir als Wahl-Wiener nicht zu, Verbesserungen zu verbalisieren. Den einzigen Wunsch hätte ich jedoch für Schärding, immer über den Tellerrand zu blicken, Kräfte zu bündeln und eigenes zu hinterfragen. Somit noch einmal meine Einladung heuer nach Steyr zum Festival zu kommen.

Gibt es einen beruflichen Wunsch, den Sie sich unbedingt noch erfüllen möchten?
Wünsche gibt es viele. Ich bin hoffentlich am Weg, noch einige Ideen umzusetzen.

Steckbrief

Geburtsdatum: 7.3.1972
Wohnort: Wien
Familienstand: Beziehung mit der Regisseurin Susanne Sommer und einer gemeinsamen Tochter Alma-Marie
Erlernter Beruf: Musiker, Sänger, Oboist, Dirigent
Vorbild: Zubin Mehta, P. Domingo, A. Heller und viele mehr
Hobbys: Kochen, Wein sammeln und leider auch beides genießen
Lieblingsmusiker: Jede Art von Musik die ehrlich gemeint ist. Beginnt bei Mozart über Puccini und Strauss bis hin zu Queen und Filmmusik und natürlich meine Wurzeln der Volksmusik
Lieblingslied: Transe amus, gesungen von meinem Vater
Lieblingsfilm: Seit der Pandemie, viel zu viele
Lieblingsgetränk: Muss Bier sein, liegt wohl in den Genen. Aber durch meine Frau, die aus einem Weingebiet bei Wien kommt, liegt mir auch dieser sehr am Herzen
Lieblingsessen: Bratl in der Rein
Lebensmotto: Wenn einer einen Traum träumt, bleibt es ein Traum. Wenn ihn viele träumen, ist es der Beginn einer Wirklichkeit

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