Facebook, Twitter und Co als Politikwerkzeug
Parteien im Bezirk Schärding suchen neue Wege, um Menschen zu politischem Handeln zu motivieren.
BEZIRK. Immer wieder wird von einer gewissen Politikverdrossenheit der Bürger gesprochen. Das schlechte Image der Politik, aber auch die Vielzahl an persönlichen Freizeitaktivitäten der Bevölkerung führen dazu, dass sich keiner mehr politisch engagieren will. So haben es etwa viele Gemeinden schwer, Nachfolger für den Bürgermeisterposten zu finden. Aber warum ist das so? Und wie versuchen die Parteien dem entgegenzuwirken?
"Junge sind nicht politikverdrossen"
Johannes Bogner, Bezirksgeschäftsführer der SPÖ, sieht, wie auch die Vertreter aller anderen Parteien im Bezirk, keine generelle Politikverdrossenheit. Im Gegenteil – insbesondere die Jungen seien an Politik interessiert und "wollen die Welt ein Stück gerechter machen". Dies jedoch aktiv anzugehen, dazu brauche es ein hohes Maß an sozialem Engagement – und vielleicht auch mehr politische Bildung in und außerhalb der Schulen, meint Bogner und fügt hinzu: "Dann bin ich sicher, dass auch das Interesse sich in der Gemeinde politisch zu beteiligen, wieder steigt."
Auch Schärdings Grünen-Chefin Veronika Hintermair glaubt, dass viele Menschen – vor allem auch Frauen – an politischem Engagement interessiert wären, ihr knappes Zeitbudget aber eine politische Beteiligung nicht mehr zulassen. Außerdem hätten viele durch Skandale und ähnliches den Glauben an seriöser Politik verloren.
FPÖs Bezirksparteivorsitzender Hermann Brückl sieht in den geänderten Partizipationsmöglichkeiten einen Grund für die sinkende aktive Beteiligung an klassischen politischen Aktivitäten: "Soziale Medien, Internet oder Mobiltelefone bieten allen Bürgern innerhalb kürzester Zeit die Chance ihre Meinung in der für sie besten Art und Weise kundzutun. Es ist daher nicht mehr nötig, sich persönlich, direkt und unmittelbar am politischen Geschehen zu beteiligen. Die Menschen machen dies bequem online und von zu Hause aus – wie etwa bei Online-Petitionen, Bürgerinitiativen und so weiter."
Neue Formen der Mitarbeiterwerbung
Deshalb müsse sich, so der einheitliche Tenor, die Form der politischen Arbeit dem heutigen Zeitgeist anpassen, um Leute dazu zu motivieren, auch in Zukunft politisch aktiv zu werden. Das versuchen die Parteien im Bezirk bereits mit unterschiedlichen Maßnahmen. Die FPÖ etwa setzt neben dem persönlichen Kontakt sehr intensiv auf neue Medien als Kommunikationsmittel. "E-Mail, Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, YouTube und Co. sind gute Plattformen, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und um freiwillige Mitarbeiter anzuwerben."
Die SPÖ hat mit dem Modell der kostenlosen, einjährigen "Gastmitgliedschaft" das geschlossene System Partei geöffnet. Gastmitglieder können Anträge einbringen und sich an Diskussionen – auch bei innerparteilichen Treffen – beteiligen. Nur das Stimmrecht besitzen sie nicht. Außerdem verfolgt die SPÖ, informiert Bogner, auch den Trend zu punktuellem Aktivismus. Soll heißen? "Gerade Initiativen, bei denen man sich nicht verlässlich anmelden muss, sondern einfach mitmachen kann, wenn man will und Zeit hat, haben Zulauf." Daneben sei gute Kommunikation und sich unterscheidbarer zu machen, eine Devise der SPÖ Schärding für die Zukunft.
Bei der ÖVP hätten, meint Schärdings Bezirksparteivorsitzender August Wöginger, die mehr als 1.000 Funktionäre im Bezirk seit dem Wahlkampf im Herbst 2017 viele Menschen in der Region motiviert, der neuen ÖVP-Bewegung zu folgen. "Durch Sebastian Kurz an der Spitze haben viele eine ehrliche Veränderung wahrgenommen und es ist ein massiver Umschwung in der Bevölkerung zu spüren."
Den Grünen ist das persönliche Gespräch am wichtigsten. Deshalb gibt es, erklärt Hintermair, jeden zweiten Montag im Monat um 19.30 Uhr im Gasthaus Dorfwirt den Grün-Treff in Andorf.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.