"Ist Judas mit seinem Verrat glücklich geworden?"

St. Romans Bürgermeister Siegfried Berlinger. | Foto: privat
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ST. ROMAN (ebd). Im Interview spricht St. Romans Bürgermesiter Siegfried Berlinger über und seine nicht leichte Zukunft als Ortschef.

Das Team Stronach als Auffangbecken für BZÖ-Politiker – was sagen Sie als einziger BZÖ Bürgermeister im Bezirk Schärding dazu?
Ich glaube nicht, dass jemand der versucht sich alles mit Geld zu erkaufen, längerfristig die Leute ansprechen kann. Er hat es ja bei zahlreichen Fußballvereinen auch schon probiert und ist gescheitert. Es gab und gibt immer wieder Leute, die der Verlockung des Geldes unterliegen. Aber es zeigt die Geschichte, dass diese Leute nicht weit kommen. Ist Judas mit seinen 30 Silberstücken für seinem Verrat glücklich geworden?

Was hältst du von den Wechseln der BZÖ-Mandatare ins Stronach Lager?
Wer ist denn gewechselt? Jene Leute, die bereits aus dem Team draußen waren und solche, die bei der nächsten Wahl nicht mehr zum Zug gekommen wären. Wenn jemand glaubt, sich als politische Wanderhure für einen Strohsack voll Geld prostituieren zu müssen, soll er das machen. Josef Bucher hat die 500.000 von Stronach nicht angenommen, während ein ehemaliger ÖVP-Innenminister zur Zeit auf der Anklagebank sitzt, weil er schon um 100.000 für ein Gesetz zu haben gewesen sein soll. Da frage ich mich schon, was sind denn das für Leute, die unser Volk vertreten sollen.

Dem BZÖ sagt man ja für die kommenden Wahlen keine allzu rosige Zukunft voraus – sehen Sie das ähnlich?

Wenn ich daran glauben würde, wäre ich jetzt auf Urlaub, aber ich laufe nicht jedem Wahrsager hinterher. Wenn man ein bisschen mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man jedoch dass wir das BZÖ mehr denn je brauchen. ÖVP und SPÖ könnten die dringenden Reformen durchführen, tun es aber nicht, weil es um Machterhalt und sonst nichts geht. Wir wissen heute, das 2016 mehr Leute in Pension gehen als ins Arbeitsleben einsteigen und damit das System immer unfinanzierbarer wird. Die Regierung tut aber nichts dagegen, sondern arbeitet nach dem Motto „hinter mir die Sintflut!“. Wenn heute jemand neu ins Berufsleben einsteigt, hat er immer noch unterschiedliche Pensionssysteme, je nach dem ob er Arbeiter, Beamter, Eisenbahner, Lehrer oder Bauer ist. So wird man diese Problematik nicht lösen können, das BZÖ hat mit dem Pensionskonto eine sinnvolle Alternative entwickelt. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, ähnlich verhält es sich bei der Bildung und beim Steuersystem. Wir werden diese Themen auch verstärkt aufs Tablett bringen, damit die Menschen auch sehen, dass es mit dem BZÖ eine sinnvolle Alternative gibt.

Siegfried Berlinger fürs Team Stronach – wie hört sich das für dich an? Wäre das für dich in Zukunft eine Option als politische Heimat?
Diese Frage kann doch nicht ernst gemeint sein. Ich werde auf keinen Fall zum Tagelöhner eines Milliardärs.

In St. Roman stellt ja die ÖVP die absolute Mehrheit im Gemeinderat – wäre es da für dich nicht überlegenswert, ins „schwarze“ Lager zu wechseln, wenn sich das BZÖ wirklich ins politische Niemandsland verabschieden sollte?
Das BZÖ in St. Roman ist mittlerweile ein akzeptierte Größe und wir arbeiten sehr erfolgreich. Unser Ortsobmann Christian Kriegner setzt sich sehr für Familienaktionen ein, beispielsweise erhalten Schulanfänger aus unseren Fraktionsmitteln einen 30 Euro Gutschein, in den Ferien wird eine Fahrt in den Bayernpark organisiert, die Eltern von Neugeborenen werden mit einem Geschenk überrascht, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn man derart bemüht ist, glaube ich nicht, dass man von den Leuten nicht akzeptiert wird.

Die Hälfte Legislaturperiode ist um – wie fällt dein bisheriges Bürgermeister-Resümee aus (was ist dir besonders schwer gefallen bzw. was wäre noch verbesserungswürdig)?

Zuerst muss ich sagen, dass es eine sehr spannende und vielfältige Aufgabe ist. Was mich jedoch am meisten schockiert hat, ist die Bürokratie. Auch hier kämpft das BZÖ und auch ich aus Überzeugung für eine Staatsreform. Brauchen wir wirklich 9 Landtage, die ihre eigenen Gesetze beschließen. Auch bei der Umsetzung von Projekten wird man von Pontius zu Pilatus und wieder zurück geschickt. Würde man diese Ressourcen sinnvoll verwenden, könnte man viel damit erreichen. Wenn Sie in einem Gasthaus einen Spritzer bestellen, bringt ihnen dann ein Kellner das Glas, ein Zweiter das Wasser und der Dritte den Wein? Bei der öffentlichen Hand wird leider vielfach so gearbeitet, vermutlich weil man seine Freunde beschäftigen muss.

Wissen Sie schon, ob Sie bei der nächsten Wahl wieder antreten werden?
Ich habe 2009 einen Vertrag für 6 Jahre bekommen, den ich gerne erfüllen möchte und für den ich mich bei meinen Wählern bedanken möchte. Was dann kommt werden wir sehen. Wichtig ist, dass egal was man tut, man es gerne tun muss, damit etwas sinnvolles dabei rauskommt. Zur Zeit bin ich mit großer Freude dabei, wenn ich auch zugeben muss, dass diese Aufgabe nicht nur Sonnenseiten hat. Aber mit jedem Regentag wird die Freude auf einen schönen Tag wieder größer.

Was gibt’s sonst Neues in St. Roman bzw. was ist in den kommenden drei Jahren geplant?
Wir haben zur Zeit einiges zu Tun. Im Herbst wurde mit der ersten Etappe des Sportzentrums begonnen. Unsere Fußballer, die auch sportlich sehr erfolgreich sind, werken wirklich mit vollem Elan, damit die neuen Kabinen für die Frühjahrssaison zur Verfügung stehen. Natürlich ist dabei viel Eigenleistung zu erbringen, doch freuen sich jetzt schon alle drauf.
Für den März ist auch die Präsentation des Heimatbuches fixiert worden. Auf über 1500 Seiten sind Geschichte und Geschichten von St. Roman nachzulesen, eine Häuserchronik bietet einen Überblick über die Entwicklung des Ortes.
Ebenfalls soll nächstes Jahr mit dem Bau einer Wohnanlage gestartet werden, sowohl für junge Leute als Startwohnung dienen soll, als auch Älteren und Familien Platz bieten soll.

St. Romans Bürgermeister Siegfried Berlinger. | Foto: privat
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