Stadt ohne Bahnhof?

- hochgeladen von rudolf lessky
Stadt ohne Bahnhof (?)
Die Stadt Schärding freute sich, als sie im Jahre 1862 durch die Errichtung der Bahnlinie Passau – Wels an die internationalen Eisenbahnverbindungen angeschlossen wurde. Allerdings wurde die Bahntrasse ca. 500 m Luftlinie von der Stadtgrenze entfernt vorbei geführt, um das Hochwassergebiet der Pram zu vermeiden, sodass der Bahnhof nicht im Gemeindegebiet Schärding , sondern in der Ortschaft Brunnwies, welche zur Gemeinde Brunnenthal gehört, zu liegen kam. Wenn man also im Bahnhof Schärding aus dem Zug stieg, war man in der Gemeinde Brunnenthal. Diese kuriose Situation wollte man beenden: an eine Verlegung der Bahn war nicht zu denken, so bemühte sich Schärding – damals unter dem Rechtsanwalt Dr. Franz Birek als agiler Bürgermeister – einen Teil der Ortschaft Brunnwies samt dem Bahnhof einzugemeinden; nicht nur des Prestiges wegen, sondern viele dortige Bewohner besuchten die Schärdinger Kirche und die meisten Kinder besuchten die Schärdinger Volksschule. Außerdem kamen nach 1892 zahlreiche Kurgäste per Bahn zur neuen Kneippkur und die Stadt Schärding kam für die Beleuchtung des Bahnhofes und des langen Verbindungsweges zur Stadtgrenze auf. Die Kontroverse um die Abtretung kam in vielen jahrelangen Verhandlungen zwischen den Gemeinden zu keinem Ergebnis, sodass schließlich die oberösterreichische Landesregierung 1924 die Abtretung entschieden hat und der Bahnhof Schärding seit genau 100 Jahren tatsächlich in der Stadtgemeinde Schärding steht.
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