Otto Weyland jun.
"Wir wehren uns insgesamt einfach viel zu wenig"

- Otto Weyland jun. sieht positive Entwicklungen.
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Die Weyland GmbH spürt ebenfalls die konjunkturelle Flaute. Dennoch gibt sich die Geschäftsführung zuversichtlich.
ST. FLORIAN/I. Wo die Herausforderungen liegen und wie sich das St. Florianer Unternehmen für die Zukunft gerüstet sieht, darüber spricht Geschäftsführer Otto Weyland jun. im Exklusiv-Interview.
Herr Weyland, wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage im Allgemeinen? Wo liegen die Herausforderungen?
Weyland: Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch – somit versuche ich, die Herausforderungen zu nehmen, wie sie kommen. Die aktuelle wirtschaftliche Lage brauche ich nicht weiter auszuführen. Die liest und hört man ohnehin täglich. Trotzdem denke ich, dass wir – historisch betrachtet – auf einem sehr hohen Wohlstandsniveau sind. In den 1970er Jahren, zur Zeit der Ölkrise, waren autofreie Tage Realität. Heute ist vieles selbstverständlich geworden, was man früher als Luxus empfand.
" So haben wir zum Beispiel im Vertrieb umfangreiche Maßnahmen gesetzt und sind nach dem ersten Drittel des Jahres positiv gestimmt."
Aber inwieweit macht sich die derzeitige konjunkturelle Abkühlung bei Weyland bemerkbar?
Wir sind wie viele andere auch von der konjunkturellen Flaute betroffen. Wir planen aber nicht in Jahren, sondern in Generationen – da spielen Marktbewegungen wie jetzt weniger eine Rolle. Gut ist, dass wir hier frühzeitig begonnen haben, gegenzusteuern. So haben wir zum Beispiel im Vertrieb umfangreiche Maßnahmen gesetzt und sind nach dem ersten Drittel des Jahres positiv gestimmt. Die Leistung, die hier unsere Mannschaft abliefert, begeistert mich immer wieder von Neuem. Damit wir am Markt punkten können, braucht es ein orchestriertes Zusammenspiel aller Abteilungen – dass uns dies gelingt, beweisen die vielen LKW's, die tagtäglich auf den Straßen unterwegs sind.
Kam es im letzten Jahr zu Veränderungen im Kundenverhalten?
Unsere Gewerbekunden kaufen aktuell vermehrt nur noch den für ein Projekt notwendigen Bedarf. Das bringt kleinere Losgrößen bei gleichem Aufwand mit sich. Unterm Strich können wir so als Händler unsere Kernfunktion - das Service - rechtfertigen. Das sehe ich somit nicht nur negativ.
Der demografische Wandel, in dem wir uns befinden, geht natürlich auch an uns nicht vorüber. Die Generation der „Babyboomer“ hinterlässt Lücken, die nicht geschlossen werden können.
Wie gehen Sie als mittelständisches Unternehmen mit dem zunehmenden Fachkräftemangel um?
Der demografische Wandel, in dem wir uns befinden, geht natürlich auch an uns nicht vorüber. Die Generation der „Babyboomer“ hinterlässt Lücken, die nicht geschlossen werden können. Ich habe kürzlich eine Studie gelesen, demnach folgen auf zehn Pensionierungen nur sechs Berufseinsteiger. Es wäre vermessen zu behaupten, wir wären von dieser demografischen Entwicklung nicht betroffen. Es reicht somit nicht mehr, allein die besten Mitarbeiter zu haben. Wir müssen jedes Jahr effizienter werden.
Also wird Personal gesucht?
Selbstverständlich suchen wir auch in herausfordernden Zeiten nach Personal. Es gibt immer wieder Abgänge in der Belegschaft, die es aufzufangen gilt. Dies gelingt uns in der Regel gut. Aber auch mit unserer Lehrlingsausbildung – die mir persönlich sehr wichtig ist, versuchen wir dem entgegenzuwirken.
"Leider hat dies zur Konsequenz, dass wir uns insgesamt viel zu wenig wehren, wenn unsinnige Formulare und Anforderungen auf uns zukommen."
Welche Rolle spielen politische Entscheidungen wie Mindestlohn, Bürokratie, Steuerpolitik für Ihren betrieblichen Alltag?
Der Mindestlohn ist für uns kein Thema – wir zahlen seit Jahren darüber. Ich würde mir wünschen, dass wir einen echten Bürokratieabbau erleben. Meine Generation halte ich für gut ausgebildet und ambitioniert. Herausforderungen sind hier, um gelöst zu werden. Leider hat dies zur Konsequenz, dass wir uns insgesamt viel zu wenig wehren, wenn unsinnige Formulare und Anforderungen auf uns zukommen. Die werden befüllt und erledigt – hier hinterfragt niemand mehr den Sinn.
Trotz aller Herausforderungen: Welche positiven Entwicklungen oder Potenziale sehen Sie?
Mit unseren Tochterfirmen und Niederlassungen für die Bereiche Stahl und Holz sind wir ja in Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Kroatien und Slowenien tätig. Eine der lebenswertesten Regionen weltweit. Wir werden als Gesellschaft und als Unternehmen diese „kurze“ Delle überstehen. Bekanntlich macht Not erfinderisch. Vielleicht braucht es diese Herausforderungen, damit wir stets offen für Neues bleiben und nicht zu träge werden. Meine Hoffnung ist, dass mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und der damit einhergehenden Automatisierung auch ein Weg zurück zu mehr Sprache und persönlicher Interaktion möglich wird.
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