Sammler in Tirol: Begegnung mit der Frau, die Sammler sammelt

Die Sammler, die im Buch vertreten sind, trafen sich zu einem Austausch in Rattenberg. | Foto: Matthias Sedlak
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Sammeln ist etwas Ursprüngliches, das in fast jedem Menschen vorhanden ist. Manche leben die Leidenschaft des Sammelns besonders aus. Sonja Altenburger hat sich gemeinsam mit Matthias Sedlak auf die Suche gemacht und 42 außergewöhnliche Menschen in ganz Tirol getroffen.

An einem trüben Samstagnachmittag sitzt mir Sonja Altenburger in einem kleinen Café in Rattenberg gegenüber. Aus ihren Augen blitzen Neugier und Aufmerksamkeit. Im Gepäck hat sie das dicke schwarze Buch mit vielen kleinen Portraits auf der Titelseite. Sofort kommen wir ins Gespräch über ihr Buch „Sammler in Tirol“.

Auf Urgroßvaters Spuren

Sonja Altenburger führt den Buch- und Papierfachhandel Almütter in Rattenberg. Ihr Urgroßvater Robert Armütter – der Namensgeber des Geschäftes – war ein Sammler und wollte mit drei Freunden ein städtisches Bürgermuseum in den Nagelschmiedhäusern in Rattenberg errichten. Die Wirren des Krieges haben es ihm nicht ermöglicht, dieses Vorhaben umzusetzen, doch die Sammelleidenschaft des Fotografen ging über die Generationen weiter. „Die alten Sachen, die auch heute noch übrig sind und im Haus stehen, haben mir die Idee gebracht, nach anderen Sammlern zu suchen“, erzählt Sonja Altenburger.

Zufallsbegegnung mit Whiskey

„Durch Zufall bin ich in unserem Irish Pub bei einer Whiskey-Verkostung mit einem Brixlegger ins Gespräch gekommen, der Fotograf war. Nach einigen Gesprächen kam wir drauf, dass wir ganz ähnliche Vorstellungen hatten und entschlossen uns, es einfach auszuprobieren und zu schauen, was rauskommen wird“, beschreibt sie den Beginn der Zusammenarbeit mit dem Brixlegger Fotografen Matthias Sedlak. Prompt wurde auch David Salchner, der Whiskey-Sammler, in dessen Pub sie sich trafen, die erste Testperson, und die gemeinsame Arbeitsweise hat super funktioniert.
Von Februar bis Oktober vergangenen Jahres sind die beiden dann durch ganz Tirol gefahren, um sich die außergewöhnlichen, kuriosen und interessanten Sammlungen der unterschiedlichsten Menschen näher anzusehen. „Man stellt sich unter einem Sammler einen Eigenbrötler vor, einen komischen Kauz, der gerne abgesondert von anderen in alten Sachen herumkramt, aber das ist überhaupt nicht so. Wir waren bei jedem Einzelnen zu Hause und haben dort mehrere Stunden verbracht, um die Portrait-Fotos zu machen und die Interviews zu führen. Auf dem Nachhauseweg haben wir beide uns jedes Mal wieder angeschaut und gesagt: ‚Das war schon wieder kein Unsympathischer‘. Alle zusammen waren sie aufgeschlossene, sympathische Menschen, und ich würde jederzeit mit jedem sofort auf einen Kaffee gehen zum Plaudern. Die Sammler leben ihre Leidenschaft im positiven Sinne aus“, so Altenburger.

Der Kreis wächst

Am Anfang lag noch keineswegs fest, wie viele Personen im Buch portraitiert werden sollten. Sonja Altenburger erinnert sich mit einem Lächeln daran, wie sie die Sammler in Tirol gefunden hat: „Zuerst habe ich über den Freundes- und Familienkreis nachgeforscht, ob irgendwer jemanden kennt, der etwas sammelt. Und so ist eines zum anderen gekommen. Was die Sammler alle gemein hatten, war ihre Unaufdringlichkeit. Sie öffneten uns immer die Tür mit den Worten: ‚Ich zeige Ihnen gerne alles, weiß aber nicht, ob es für Sie das Richtige ist‘ und oft waren es die tollsten Dinge, die wir dort vorfanden“, beschreibt Altenburger die Bescheidenheit der Sammler. Besonders begeistert zeigt sich die Autorin über das Wissen und die Informationen, welche die Sammler bewahren, um sie der Nachwelt weiterzugeben. „Alle Sammlungen waren liebevoll hergerichtet und ausgestellt. Es ist nicht so, dass jeder in einem Museum wohnt, die Sammlung ist ein Teil des Alltages und im kompletten Wohnraum präsent. Was alle Sammler verbindet, ist, dass sie nicht für sich alleine sammeln, sondern den Wunsch haben, etwas für die Nachwelt zu erhalten. Es ist sehr viel Herz und Gefühl dabei“, schwärmt Altenburger.

Resonanz

Nach Erscheinung des Buches haben sich mittlerweile schon zwölf weitere Sammler gemeldet. Ein Band zwei scheint auch für Sonja Altenburger nicht völlig ausgeschlossen zu sein. Das Buch wurde auch vom Land Tirol gefördert. Sammeln gilt als Kulturgut des Landes. Das Kulturamt hat zudem einige Werke angekauft, um sie als repräsentative Geschenke an Gäste zu geben. Der trübe Samstagnachmittag erlebte durch das Gespräch mit der enthusiastischen und empathischen Sonja Altenburger eine durchwegs sonnige Wendung.

Sammler in Tirol

von Sonja Altenburger, illustriert von Matthias Sedlak
Seitenzahl: 192
Verlag: Buch & Papier Armütter
Preis: € 39,90
Beiträge von: Winfried Altenburger; Brigitte Kleyn-
Altenburger

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