Arbeit
Aussterbende Rasse Handwerker: Wer macht den Job in Zukunft?
Es braucht keine Abschluss in Wirtschaftswissenschaften um zu erkennen, dass sich das Handwerk in einer veritablen Krise befindet. Die altbewährte Weisheit "Handwerk hat goldenen Boden" lockt heutzutage offenbar kaum jemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Kinder der 70er und 80er Jahre hörten von ihren Eltern, dass man, wenn man nicht fleißig lernt, in die Lehre gehen müsse. Was viele Eltern vielleicht gut meinten, klingt in den Ohren vieler Handwerker und "Buggler" wie der größte Hohn, denn ohne besagte Klientel rührt sich auf den Baustellen in den Werkstätten und an unzähligen anderen Orten dieses Landes nichts mehr.
SCHLITTERS (red). Michael Thaler aus Schlitters ist Lkw-Mechaniker im Tiroler Unterland und macht den Job seit 25 Jahren. Nach seiner Grundausbildung hat er sich weitergebildet, die Meisterprüfung absolviert und fuhr 15 Jahre lang auf Montage, sprich 24-Stunden Bereitschaftsdienst für liegengebliebene Laster.
"Ich habe das 15 Jahre lang gemacht und dabei viel gelernt. Natürlich ist das ein harter Job aber wenn er nicht gemacht wird wäre das für die Wirtschaft eine äußerst schlecht Nachricht, denn man ist ja sozusagen Systemerhalter"
, so Thaler. Den Fachkräftemangel kennt er aus der eigenen Branche nur zu gut: "Es ist nicht so, dass wir keine Leute haben, aber den Beruf den ich ausübe will offenbar niemand mehr lernen. Eine Arbeit wo man schmutzig wird und körperlich teils schwer arbeiten muss ist wohl nicht mehr gefragt. Wir waren kürzlich in unserem Betrieb, so wie viele andere, auf der Suche nach Mitarbeitern. Für das Büro gab es 50 Bewerber und als Lkw-Mechaniker hat sich genau einer beworben", so Thaler.
Das wirkt sich aus
Michael Thalers Berufsstand ist einer von vielen, der bei der jüngeren Klientel offenbar nicht mehr wirklich in Frage kommt. Fliesenleger, Elektriker, Installateur, Maurer uvm. werde immer weniger und wie sich das für die Zukunft auswirkt dürfte wohl klar sein. "Vielleicht geht es noch ein paar Jahre gut, aber wenn es in dieser Tonart weitergeht und man es nicht schafft die Jungen wieder für einen Handwerksberuf zu begeistern, sieht's düster aus", erklärt Mike Thaler.
"Wenn ich mir überlege was wir früher alles so gemacht habe im Bezug auf Überstunden und zusätzliche Arbeitsleistung dann hab ich schon das Gefühl, dass es heutzutage eine Verweichlichung gibt. Es ist gar nicht so lange her als ich zu einem Lehrling bei uns gesagt habe, dass er mit mir fahren soll einen liegengebliebenen Lkw zu reparieren. Er hat mir geantwortet dass das nicht geht weil es ja regnet. Was soll man da noch sagen. Es ist ja nicht so dass das nicht bezahlt wird. Jede Überstunde wird bei uns vergolten"
, erklärt Mike Thaler.
System muss laufen
Das Beispiel des Lkw-Mechanikers ist symptomatisch für viele Branchen doch eine wirkliche Alternative ist kaum in Sicht. Arbeitskräfte aus dem Osten kommen nicht mehr so wie früher und so greift man mancherorts bereits auf Menschen aus Südostasien zurück. Die Sprachbarriere ist hier natürlich ein Thema und an der fachlichen Kompetenz hapert es teils massiv. "Ich denke schon, dass mein Berufsstand notwendig ist und wir sozusagen dafür zuständig sind, dass die Lieferkette auch in Zukunft funktioniert. Ob und wie es weitergeht kann ich auch nicht sagen, aber wer die Arbeit nicht scheut, lernbereit ist und nebenbei auch noch gut verdienen will ist bei uns sicher nicht schlecht dabei", so Mike Thaler abschließend.
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