Stress ist die häufigste Ursache für Kopfschmerzen

- Dres. Christian Agnoli und Edeltraud Lenhard
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Zu Beginn des Mini-Med-Sommersemesters referierte Christian Agnoli über Formen des Kopfwehs.
SPITTAL. Den Auftakt des Mini-Med-Sommersemesters machte der Vortrag "Kopfweh und Migräne" von Christian Agnoli, Facharzt für Neurologie an der Privatklinik Villach. Wie immer stimmte Moderatorin Edeltraud Lenhard die Zuhörer im Ahnensaal zu Schloss Porcia mit Auflockerungsübungen ein, an denen sich auch der Zweite Bürgermeisterstellvertreter, Gesundheitsreferent Andreas Unterrieder, beteiligte.
Der Oberarzt wies darauf hin, dass es 250 verschiedene Kopfschmerzformen gebe, wobei er sich in seinem einstündigen Referat auf vier beschänkte: Spannungskopfschmerz, Migräne, Schmerzmittel- und Clusterkopfschmerz.
Zum Spannungskopfschmerz, dem häufigsten Kopfweh, merkte der 43-Jährige an, fälschlicherweise werde zu häufig ein Defekt im Bereich der Hals-Wirbel-Säule (HWS) als Ursache diagnostiziert. Dabei treffe dies lediglich für drei Prozent zu. Verantwortlich für diese dumpfe, drückende oder ziehende Kopfschmerzart, die Stunden, aber auch Tage andauern kann, seien in erster Linie Stress, und eine ungesunde Haltung am Arbeitsplatz sowie Bewegungs- und Schlafmangel. Agnoli: "Häufig hilft schon ein kuzer Spaziergang und der Schmerz ist weg."
Kopfschmerz-Kalender
Betroffen seien Menschen mit einer überhöhten Leistungsanforderung an sich selbst, die zudem zu einem Medikamentenmissbrauch neigen. Abgesehen von Sport rät der Neurologe, einen Kopfschmerz-Kalender zu führen - einmal, um festzustellen, ob die eingeschlagene Therapie überhaupt wirkungsvoll ist, zum anderen, um einen Überblick über den Tablettenkonsum zu behalten.
Am zweithäufigsten tritt Migräne auf. In Österreich sind davon 630.000 Patienten betroffen, in Kärnten 40.000. Während dem Mini-Med-Migräne-Referat zu 90 Prozent Frauen folgten, sind laut Statistik beiderlei Geschlecht gleich hoch betroffen. Unterschieden wird zwischen der klassischen Migräne (also der mit Aura, d.h. mit neurologischen Symptomen) und einer gewöhnlichen Migräne (der ohne Aura).
Schnellstens Schmerzmittel
Etwa 15 bis 20 Prozent der Migräneanfälle sind mit Aura-Phasen verbunden, die fünf bis 60 Minuten dauern können. Es kommt bei diesen im Hinterkopf beginnenden Blockadewellen zu Schwindel, Seh- und Sprech-, aber auch zu Geschmacksstörungen. Dr. Agnoli: "Bei akuten Attacken ist es ganz wichtig, so schnell wie möglich Schmerzmittel wie etwa ASS einzunehmen, da sich Magen bei solchen Anfällen schnell schließt." Anzuraten sind höhere, 1.000-Milligramm-Dosen sowie Schmerzmittel mit nur einer Substanz.
Die häufigsten Fehler bei der Migränetherapie sind nach Darstellung des Mediziners, eine falsche Diagnose beziehungsweise Medikation. Häufig würden die Patienten auch ungeduldig und brechen die Behandlung ab, nur: "Eine richtige Therapie kann erst nach zwei, drei Monaten wirken!"
Ein ganz vertrackter Kopfschmerz ist der Schmerzmittel-Kopfschmerz, zurückzuführen auf Jedes Schmerzmittel, das häufig oder täglich gegen Kopfschmerzen eingenommen wird. Das heißt, das Schmerzmittel selbst, das eigentlich gegen die Schmerzen eingenommen wird, ist der Urheber der Schmerzen. Hier kann nur ein sofortiger Entzug helfen, allerdings unter ärztlicher Aufsicht.
Der wohl unerträglichste Kopfschmerz ist der Cluster-Kopfschmerz, dessen Ursache noch unerforscht ist. Die Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten unvermittelt vornehmlich aus dem Schlaf heraus auf. Der Schmerz ist bei 78 Prozent der Patienten immer auf derselben Seite.
Betroffene Besucher
Neben den regelmäßigen Mini-Med-Studenten haben diesmal viele Betroffene die Vorlesung besucht. Zu ihnen gehörte die Spittaler Versicherungskauffrau Viktoria Marktl, die ebenso wie ihre Freundin manchmal unter Kopfschmerzen wie Migräne leidet. Dass auch Erbfaktoren eine große Roll spielen zeigt das Beispiel von Albine Oberlercher und Tochter Andrea: Beide Lendorferinnen haben mit Kopfschmerzattacken zu kämpfen.
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