42 Jahre Dienst am Menschen

- Günter Krassnitzer ist frischgebackener Pensionist. Er war 42 Jahre lang in Seeboden tätig
- hochgeladen von Verena Niedermüller
Günter Krassnitzer übergibt nach 24 Jahren das Amt des Postenkommandanten in Seeboden an Klaus Lengsfeld.
SEEBODEN (ven). Günter Krassnitzer hat nun viel Freizeit. Nach 42 Jahren als Polizeibeamter, davon 24 Jahre als Postenkommandant, übergab er nun sein Amt an Klaus Lengsfeld. Kärntenweit war er damit am längsten "Chef" einer Polizeidienststelle.
Wie der Vater, so der Sohn
Eigentlich kommt er ja aus Feistritz/Drau, lebt aber nun in Lieserbrücke. Sein Vater war bereits Gendarm, der älteste Sohn sollte diesen Beruf auch ausüben. "Nach einigen schlaflosen Nächten habe ich mich dann doch dazu entschlossen", so Krassnitzer, der zuvor eine Ausbildung an der HBLA für Textilindustrie in Wien absolvierte. "Meine Mutter war früh gestorben, ich war 20, mein jüngster Bruder erst zwölf Jahre alt. Doch ich habe es nie bereut." Sein Vater hat als Gendarm nie viel vom Beruf zuhause erzählt, erst durch die Schulungen sei er reingewachsen.
42 Jahre in Seeboden
Also kam er in Seeboden auf den "Schulungsposten", in den sechs Monaten Dienst - ohne Uniform - macht er Verkehrsdienst. "Damals war hier ja viel los. Ein Kollege hat mir Hemd und Hose gegeben und los ging es." Im Oktober 1975 folgte die Grundausbildung in Krumpendorf, die zwei Jahre dauerte. Danach wieder zwei Monate Praxisphase in Seeboden. "Nach meinem Abschluss wurde ich wieder hier eingeteilt. Nach sechs Jahren am Posten kam die Ausbildung als 'Dienstführender Beamter'." 1993 folgte die Beförderung zum Kommandanten.
Kein "Job"
Für ihn war es nie nur ein "Job", sondern eine Berufung. Er kennt die Menschen und den Ort wie seine Westentasche, war in der Zwischenzeit auch 20 Jahre bei der Alpinen Einsatzgruppe, zehn Jahre bei der Einsatzeinheit für Präventive Rechtsaufklärung. "Hier geht es um Gewalt in der Privatsphäre. Durch die Emanzipation der Frauen haben sie sich mehr gewehrt und etwas unternommen."
Für alles zuständig
Seit 1. Juli genießt er das Leben als Pensionist und hat mehr Zeit für Ski- und Bergtouren sowie seinen Garten und die Familie. "Seeboden war immer eine tolle Dienststelle mit tollen Kollegen. Das Team macht es aus." Gegangen sei er nicht schwer, hat in der letzten Zeit mit Urlaub Abstand genommen. Gerade am Land sei der Beruf auch sehr abwechslungsreicht. "Kriminal-, Verkehrs-, Alpin- und Seedienst - natürlich muss man sich auch immer weiterbilden und man entwickelt ein Gefühl und Menschenkenntnis."
Sonnen- und Schattenseiten
Sein skurrilster Einsatz hatte mit Schwänen zu tun: "Ich kann mich erinnern, als der Bundespräsident die Musikwochen in Millstatt besuchte. Der Konvoi wollte Richtung Autobahn, als ein Schwan auf einer Kreuzung alles blockiert hat. Das Tier musste dann mit einer Decke eingefangen werden. Ich kann mich auch an ein Pferd im Ortsgebiet erinnern, als Polizist ist man ja für alles zuständig." Gerade Seeboden sei die arbeitsreichste Dienststelle im Bezirk, "aber mit 60 prozentiger Aufklärungsrate bei der Kriminalität", ist er stolz.
Der Beruf hat natürlich auch seine Schattenseiten. An zwei Dinge erinnert er sich nicht gerne zurück: "Ein Verkehrsunfall im Jänner 1993 auf der Trefflinger Straße, bei dem ein Kind und sein Großvater als Fußgänger getötet wurden. Zwei Tage danach ist ein Kollege bei einem Einsatz von der Autobahnbrücke gestürzt."
Gehör für die Menschen
Sein dennoch positives Fazit: "Es ist ein interessanter Beruf, ich habe sehr viele Menschen kennengelernt und mit tollen Kollegen gearbeitet. Man straft nicht nur ab, man sollte für die Menschen im Ort da sein und stets auch vermittelnd und ausgleichend wirken", so Krassnitzer. So richtig trennen könne man das Polizisten-Dasein vom Privatleben ohnehin nicht. "Man sollte schon Abstand gewinnen, aber wenn man was sieht, was gar nicht geht, muss man schon eingreifen. Wichtig ist es, für die Menschen Gehör zu haben." Seine Agenden als Postenkommandant hat nun Klaus Lengsfeld übernommen.
Zur Person:
Name: Günter Krassnitzer
Geburtstag: 21. Juni 1955
Familie: Verheiratet, ein Sohn (34)
Wohnort: Lieserbrücke
Heimatort: Feistritz/Drau
Gendarm/Polizist: Von 1975 bis 2017
Lieblingsplatz: Millstätter See
Hobbys: Bergsteigen, Skitouren, Radfahren, Garteln
Lieblingsessen: eher Mehlspeisen
Nachfolger: Klaus Lengsfeld
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