Bahnhofstraße als zweiter Hauptplatz
Innenstadtsterben weitet sich langsam aus. Info-Abend am 16. März mit neuem Konzept für die Innenstadt.
SPITTAL (ven). Nachdem sich die Innenstadtkaufleute in Spittal vorwiegend um den Hauptplatz und die Brückenstraße Sorgen machen, hat sich die WOCHE in der restlichen Stadt umgesehen. Erschreckendes Ergebnis: Auch in der Bahnhofstraße findet man immer mehr leere oder zugeklebte Schaufenster.
Von Süden her
Die türkische Bäckerei, das "Vinyl", die Bar "Take Off" und auch ein Friseur-Geschäft - sie alle gibt es nicht mehr. Georg Mathiesl musste sein "Vinyl" wegen Anrainer, die sich durch Lärm der Raucher belästigt fühlten, schließen. Zurück bleiben nur abgeklebte Schaufenster. Nicht zu vergessen die leerstehenden Flächen im Einkaufszentrum: Die Bahnhofstraße wird langsam zu einem zweiten Hauptplatz. Was auffällt: Das Geschäftesterben beginnt von Süden herauf, ab März wird auch das derzeitige Hartlauer-Geschäft leer stehen, der Optik- und Technikriese siedelt auf die gegenüberliegende Straßenseite in die leere Fläche eines ehemaligen Wettcafés.
Viele Gründe für Sterben
Wir sprachen mit Günther Steinbauer, Obmann des Vereines "Spittal gestalten" und selbst Händler in der Bahnhofstraße über die Gründe. "Ich würde sagen, das ist multifaktoriell. Wir sind ein Abwanderungsgebiet und haben sowieso wenig Kaufkraft - die geringste in ganz Österreich. Dazu kommt noch viel Konkurrenz aus dem Internet", erklärt er. Seiner Meinung nach wäre Spittal ein "Ziel-1-Förderungsgebiet". Es gibt Regionen, die sind förderungswürdig."
Info-Abend am 16. März
In seinem Verein sei dies ein großes Thema. "Am 16. März um 19 Uhr veranstalten wir in der Wirtschaftskammer Spittal einen Info-Abend. Dazu sind Kaufleute, Vertreter der Politik und alle Interessierten herzlich eingeladen. Gerlind Weber, Expertin vom Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung, wird einen Vortrag zum Thema Regionalentwicklung halten." Dazu möchte der Verein auch sein neues Konzept für die Innenstadt vorstellen. Wolfgang Daborer und Steinbauer wollten die Innenstadtkaufleute bereits - bisher erfolglos - für ein neues Marketingkonzept begeistern. "Shopping mit Herz" (wir berichteten) hießt die Aktion, aus diesem sei das neue Konzept, das "nun Hand und Fuß habe", entstanden.
Alle in einem Boot
Man habe nun die Möglichkeit, für Spittal etwas zu tun. "Die Politik sagt zwar 'ja toll, aber Geld gibt es dafür keines'. Bei uns sucht man nach Ausreden, warum etwas nicht geht", kritisiert Steinbauer. Das Konzept zielt darauf ab, dass sich Unternehmer, Bürger und auch Vermieter bzw. Immobilienbesitzer beteiligen, um die Innenstadt wieder zu stärken.
Umverlagerung durch Rathausmarkt
"Spittal kämpft wie viele gegen das Händlersterben an. Mein Betrieb ist nach wie vor standhaft. Natürlich wäre es begrüßenswert, wenn es den einen großen Wurf gäbe." Zum Bauvorhaben von Hermann Regger, der um 13 Millionen Euro den Rathausmarkt Neu schaffen will, sagt Steinbauer: "Es ist im Grunde wieder eine Umverlagerung. Ein Zuzug von Unternehmen würde mich freuen, allein der Glaube daran fehlt mir."
Zur Sache:
Die Ziel-1-Regionen waren von 2000 bis 2006 Regionen der Europäischen Union, die von ihr als wirtschaftlich schwach entwickelt eingestuft werden. Um ein möglichst gleiches Entwicklungsniveau in der EU zu erhalten, wurden diese Regionen gefördert. Sie erhielten 70 Prozent des Budgets der Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Zum Info-Abend:
Wann: 16. März 2017, 19 Uhr
Wo: Wirtschaftskammer Spittal
Vortragende: Gerlind Weber
Für: Alle Interessierten
Anmeldungen unter: spittal-drau@gmx.at
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