Bezirk Spittal
Das Leben oder doch das Sterben der Schulchöre?
Durch die Corona-Pandemie kamen viele Chöre, aber auch andere Vereine, ins Schwanken. Hat sich die Situation der Schulchöre verbessert?
BEZIRK. In der Mittelschule Obervellach gab es bis zum Schuljahr 2017/18 einen Schulchor. Nach der Pensionierung der damaligen Chorleiterin war es musikalisch ruhiger im Mölltal. Doch seit diesem Jahr gibt es wieder einen Schulchor, eigentlich einen Clusterchor. Denn in diesem Chor singen neben den MS-Schülern auch Kinder der umliegenden Volksschulen, die zum ersten Pflichtschulcluster Kärntens gehören.
Schulchor
Initiator ist Lehrer Sigi Pleschounig, der selbst ein begnadeter Musiker ist. Gemeinsam mit Verena Schall leitet er den Chor mit rund 35 Kindern. "Durch verschiedene Gesangsprojekte haben wir den Kindern wieder das Singen ein wenig schmackhaft gemacht. Während Corona hatten wir schon Lust auf einen Chor, doch die Maßnahmen verbauten uns da vieles. Aber wenn eine Schule eine Bigband hat, braucht es auch einen Chor!"
Altmodisch
Ein klares Problem, warum freiwillige Schulchöre oft unbeliebt sind: "Man hat oft das altmodische Denken noch in sich. Wer einen funtkionierenden Schulchor will, muss auf aktuelle Musik eingehen. Rein mit Kärntner Liedern wird man die Jugend nicht begeisten! Aber natürlich soll das Brauchtum auch gelebt werden!" Doch Pleschounig merkt etwas an: "Kinder brauchen das Gefühl auf der Bühne. Dann haben sie so richtig Lust auf Musik!" Aktuell stehen sechs Auftritte an, auf die man gemeinsam hinarbeitet.
Disziplin braucht es
Schall: "Es geht beim Chor auch um den Einsatz jedes Einzelnen sowie genügend Disziplin. Kinder wissen, wo sie hinarbeiten müssen." Den beiden Pädagogen fällt auf, dass musikalische Kinder, die Instrumente erlernen, eine andere Art von Disziplin mitbringen und diese schwappt dann ins restliche Leben über. "Von nix kommt nix, das merken die Kinder schnell! Es ist die Leistung für alle. Jede Stimme zählt."
MMS Seeboden
Direktor Josef Hillebold leitet die MMS Seeboden und redet von einem "Sterben der Schulchöre". Doch das liegt nicht an den Schulen selber: "In den Volksschulen ist die Chorstunde gestrichen worden und das finde ich bedenklich!" Genau solche Maßnahmen machen es so schwer, die Kinder für Musik zu begeistern. Auch nach Abschluss der MMS Seeboden sieht Hillebold schwarz: "Es ist schade, denn wohin sollen die Jugendlichen danach gehen? Es gibt keinen wirklichen Jugendchor. Wenn das Angebot fehlt, kann man da nicht viel machen!"
Jugendchortag
Es fand kürzlich der Seebodner Jugendchortag statt. (MeinBezirk.at berichtete) Es war eine gelungene Veranstaltung, doch Hillebold ist nachdenklich: "Früher waren da 15 bis 20 Chöre pro Tal dabei, dieses Mal hatten wir fünf Gastchöre." Dass die MS Obervellach wieder einen Schulchor ins Leben gerufen hat, gefällt ihm. Doch hier ist klar: Es braucht das Engagement der Pädagogen sowie der Schüler.
So viele Vorteile
Der Musikmittelschuldirektor sieht in der musikalischen Erziehung so viele Vorteile: "Bei den Chorproben in den ersten Klassen fällt es sehr auf, wie anstrengend es zu Beginn für die Kinder ist, sich für drei Minuten zu konzentrieren. Doch diese Aufmerksamkeit zu halten und auch das Textelernen sind wichtig für das weitere Leben!" Er macht Mut: "Jeder kann ein Instrument lernen, das ist wirklich kinderleicht."
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