Der Karfreitag und der Tod

- Franz Golger stellt beim "Tresdorfer Kreizziachn" seit 15 Jahren den Jesus dar
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Franz Golger aus Tresdorf erklärt, was es mit dem Kreuzziehen auf sich hat.
TRESDORF. Im Mölltaler Tresdorf (Gemeinde Rangersdorf) wird das Martyrium Christi auf besonders archaische Weise dargestellt: Das "Tresdorfer Kreuzziehen" hat sich über Jahrhunderte erhalten und wird vom ganzen Ort am Leben erhalten. Franz Golger, der Darsteller Jesu, ist die Hauptfigur in der mit Masken begangenen und vollkommen stummen Passion und erklärt, was diese so einzigartig in Österreich macht.
In Schweigen
Auf einfachste und dennoch eindrucksvolle Art wird die Leidensgeschichte Christi über einen Zeitraum von zwei Tagen dargestellt. Die Darbietung, an der das ganze Dorf teilnimmt, erfolgt dabei – bis auf wenige kurze Sätze – im völligem Schweigen. "Wie alt der Brauch genau ist, weiß man nicht", so der Volksschullehrer, denn es gibt keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. Golger geht aber davon aus, dass der Ablauf im Lauf der Zeit sicher unverändert blieb. Er stellt den Jesus bereits seit 15 Jahren dar, davor hatte sein Vater über 50 Jahre lang die Rolle übernommen. "Auch mein Großvater machte beim 'Kreizziachn' mit, aber nicht als Jesus", erklärt er.
Männer als Darsteller
Es wird angenommen, das ein Gelübde den Beginn begründete und das Dorf vor Hochwasser (Tresdorf liegt steil am Berghang) und Seuchen bewahren sollte. Fest steht, dass es bisher ohne Unterbrechung alle Jahre zur Aufführung gelangt ist. Die Rollen sind bis auf eine Ausnahme, einer Engelserscheinung, mit Männern besetzt. Um auch während der "männerarmen" Kriegszeit das Gelübde einhalten zu können, haben in dieser Zeit auch Frauen einige Rollen übernommen. Die Masken für Christus, die drei Jünger, Judas, Pilatus, Herodes und Simon sind handgeschnitzt aus Lindenholz, einzig der Engel trägt keine Maske. Weiters sind noch Darsteller als Soldaten und Schriftgelehrte dabei, so wie auch Barabbas, der der Geschichte nach begnadigt wurde.
300 Meter bergauf
Probe sei dabei keine nötig, man trifft sich um 17 Uhr bei der Krassnigmühle, zieht die Gewänder und Masken an und dann geht es ab 17.30 Uhr schweigend bis zum höchsten Punkt im Ort, an dem die Tresdorfer Kirche steht. Einige Rollen, wie der Christus, Pilatus, Herodes, sind fix besetzt, die restlichen werden je nach Zeit der Darsteller vergeben. Weiters dabei sind noch die drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus. "Eine gute Stunde dauert es, es gilt dabei auch, rund 300 Meter bergauf zurückzulegen. Am Freitag sogar mit dem Kreuz auf der Schulter" so Golger. Am Gründonnerstag gebe es ein "bisschen mehr an Geschehen", da wird der Zug von Jesus auf den Ölberg dargestellt. In der Kirche wird gebetet, Judas verrät Jesus, danach findet vor der Kirche die Gefangennahme, die Geiselung und Verurteilung durch Pilatus statt.
Brauch weitergeben
Am Karfreitag steht das eigentliche Kreuzziehen am Programm. "Jesus fällt drei Mal, Simon hilft ihm dann", so Golger, der unter der Maske auch oft ins Schwitzen gerät. Gerade zu Ostern legt der Lehrer und Landwirt viel Wert auf Bräuche, die von Generation zu Generation weitergetragen werden sollen. "Für viele ist erst Ostern, wenn sie das Tresdorfer 'Kreizziachn' gesehen haben", so Golger. Ein paar hundert Besucher sind an beiden Tagen mit dabei, viele gehen auch hinter den Darstellern bis zur Kirche mit hinauf.
"Wir versuchen natürlich, den Brauch an den Nachwuchs weiterzugeben", so Golger. Damit das Tresdorfer Kreuzziehen noch viele weitere Jahre lang aufgeführt wird.
Das Tresdorfer Kreuzziehen im TV:
„Heimatleuchten: Ostern in Österreich“, am Freitag, den 14.April, ab 20.15 Uhr, bei ServusTV
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