100 Jahre Republik
Die Helden unserer Republik in unserem Alltag

- Einem jungen Held der Republik gewidmet ist der Thomas-Morgenstern-Platz in Seeboden. Hier ist auch das WOCHE-Büro
- hochgeladen von Verena Niedermüller
SPITTAL (ven). Die Helden unserer Republik und ihre Werke begegnen uns heute beinahe tagtäglich, wenn wir nur mit offenen Augen durch unseren Bezirk - vor allem durch die Stadt Spittal - gehen oder fahren. Viele Plätze und Straßen sind nach verdienten - auch lokalen - Persönlichkeiten benannt.
Olympiasieger
Die jüngsten Benennungen gab es wohl hinsichtlich Olympiasieger in der Skination Österreich. In Seeboden finden wir den Thomas-Morgenstern-Platz, in Steinfeld den Fritz-Strobl-Platz.
Bekannte Persönlichkeiten
In Spittal finden wir schon weitaus mehr Straßennamen und Plätze von großen Namen der Geschichte. Dazu bedient sich die WOCHE dem Wissen von Stadtarchiv unter Jasmin Granig und Franz Burgstaller, der sogar ein Buch zu den Spittaler Straßen und Plätze verfasst hat.
Noch zu Zeiten der Monarchie
Das Verbindungsstück zwischen Bahnhofstraße und Ortenburger Straße bildet in Spittal die Bismarckstraße. Hier fällt besonders die Villa Goldeck, um 1906 im Jugendstil erbaut, auf. "Wann und aus welchen Beweggründen die Straßenbenennung erfolgte, lässt sich nicht genau feststellen; sie dürfte um 1900 als Widerspiegelung des damals herrschenden Zeitgeistes erfolgt sein", so Granig.
Otto von Bismarck (1815 – 1898) war preußischer Staatskanzler. Er galt als größter Staatsmann seiner Epoche, ebenso als gefinkelter Diplomat, der als Gesandter in Russland und Frankreich und als Außenminister seine Erfahrungen auf dem „glatten“ europäischen Parkett erfolgreich zu nutzen verstand.
Planer der Eisenbahn
Im Carl-Wurmb-Weg finden sich hauptsächlich Personal- und Eisenbahnerhäuser nahe dem Bahnhof. Als Spezialist des Tunnelbaus projektierte Carl Wurmb Tauernbahn und Tauerntunnel, am 16.2.1909 fuhr die erste Lokomotive durch den 8551m langen Tunnel.
Die Eröffnung des Bahnhofes Spittal erfolgte am 5.7.1909 durch Kaiser Franz Josef I.. Weitere Projekte von Wurmb waren der Arlberg-, Karawanken- und Pyhrnpasstunnel.
Gründer des Krankenhauses
Die Straße zwischen Lutherstraße und Feldstraße trägt den Namen des Volksarztes Dr. Franz Albertini. Er errichtete bereits 1925 in Spittal ein Privatkrankenhaus, dem Vorläufer des heutigen Krankenhauses der Familie Samonigg. Damals war es noch ein recht kleines Haus in einer Allee, die heute die Tiroler Straße in Spittal bildet. Die zwei Ärzte - Franz Albertini und Stylian Jatrou - boten im ehemaligen Gasthof Fleißner eine Übernachtungsmöglichkeit für Patienten.
Sitz der Landesregierung in Spittal
Kein Platz der Stadt hat so oft den Namen gewechselt wie der Dr.-Arthur-Lemisch-Platz. Er war von November 1918 bis Juni 1921 Landesverweser (Landeshauptmann) von Kärnten und spielte in dieser Zeit in der Verwaltung des Landes eine maßgebliche Rolle. Dabei erwarb er sich laut Burgstaller auch große Verdienste um den Kärntner Abwehrkampf und die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920. Die Kärntner Landesregierung hatte unter ihm auch kurz den Sitz in Spittal (25. bis 27. Juni 1919). In seine Amtszeit fiel auch die Stadterhebung von Spittal am 10. Oktober 1930.
2010 beschloss der Spittaler Gemeinderat, den Verkehrsweg von der Marienkapelle in der Villacher Straße bis zur Edlinger Kirche als Dr.-Walter-Porges-Straße (geb. 1887) zu benennen. Er war ein Spittaler Arzt, der 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde. Er diente im 1. Weltkrieg als Militärarzt und nahm am Kärntner Abwehrkampf teil. Mehr dazu lesen Sie hier.
FH-Gründer
Der Dr.-Wilhelm-Kappl-Park beim Lieserpark-Hochhaus ist nach dem Spittaler Hofrat (1927-1994) benannt. Er hat sich mit Nachdruck für die Entwicklung der Stadt eingesetzt. Sein besonderes Anliegen war die Errichtung und Förderung der Fachhochschule in Spittal.
Erste Briefmarke?
Der Egarterplatz, an dem sich das Hauptpostamt befindet, ist nach dem Postmeister Ferdinand Egarter benannt. Er schuf die erste Briefmarke, gestempelt am 20.2.1839, diese wurde schlussendlich aber nicht als erste Marke anerkannt.
Gemeindeverwalter Hössl
Die schmale Einbahnstraße Hößlgasse ist nach dem Bäckermeister, Gast- und Landwirt Matthias Hößl benannt. Er war von 1934 bis 1938 Bürgermeister, von 1943 bis 1948 bestellte ihn die britische Besatzung zum Gemeindeverwalter.
Die Verbindung von Neuem Platz mit der Rizzistraße ist die Johann-Berger-Straße, benannt nach dem Spittaler Großkaufmann und Gutsbesitzer (1863-1935). Er war viele Jahre Gemeinderat, als Obmann des Bauausschusses ist er unter anderem an der Errichtung des Edlinger Friedhofs beteiligt.
Dichter und Denker
Im Süden der Stadt befindet sich die Johann-Friedrich-Perkonig-Straße (1890 in Ferlach bis 1959 in Klagenfurt). Der Kärntner Dichter gilt als geistiger Vater des Kärntner Freiheitskampfes und des Abstimmungsergebnisses.
Von der Löhnestraße nach Osten hin zweigt die Josef-Hopfgartner-Straße ab (1913 in Gerlamoos - 1981). Er war Hauptschuldirektor in Spittal, veröffentlichte mehrere Gedichtbände.
Theodor Körner (1873-1957) - nach ihm wurde die Körnerstraße benannt - war Generalstabschef der Isonzo-Armee. Er wurde als Sozialdemokrat wegen gewaltsamen Widerstandes gegen die austrofaschistische Diktatur 1934 verhaftet, 1944 während des 2. Weltkrieges erneut. 1945 bis 1961 war er Bürgermeister von Wien, von 1951 bis 1957 Bundespräsident.
Musiker und Maler
Rudolf Kummerer (1883-1961) ist ebenfalls eine Straße in Spittal gewidmet. Er kam aus dem Sudentenland, war Musiklehrer und Komponist (Kaiserschützen-Marsch, Gendarmerie-Marsch). Die Gründung der Jugendkapelle Spittal ging auf seine Initiative zurück. Mehr als ein Dutzend Musikkapellen hat Kummerer ausgebildet, viele seiner Kompositionen zählen heute noch zum Repertoire.
Die Ladinigstraße geht auf den akademischen Maler Martin Ladinig (1852-1944) zurück. Am Ende der Ponauer Straße befindet sich der Max-Pirker-Weg, ein prominenter Sohn (1862-1931) des "alten Marktes und der neuen Stadt" laut Burgstaller. Seine "Kärntner Theatergeschichte" gilt heute noch als fundamentale Schrift der Theaterwissenschaft. Er war lange Zeit Direktor der Studienbibliothek von Klagenfurt.
Politik und Literatur
Parallel zum Bahndamm verläuft die Michael-Pfeifer-Straße. Pfeifer (1885 in Föderlach/Gailtal - 1971) war "erster frei gewählter Bürgermeister der Stadt Spittal, und zwar von 1. April 1946 bis 13. Dezember 1948.
Dem Literaten Peter Rosegger (1842-1918) ist in Spittal ebenfalls eine Straße gewidmet, seine Werke erzielten unzählige Auflage.
Im Osten der Stadt verläuft die Rudolf-Kattnig-Straße (1885-1957). Er war Komponist und Kapellmeister, sowie Direktor des Innsbrucker Konservatoriums und Professor der Wiener Akademie.
Bürgermeister und Lehrer
Der nächste Bürgermeister, nach dem eine Straße benannt wurde, ist Karl Schäffner (1886-1962). Als Pionieroffizier war er im 1. Weltkrieg in Russland und Italien. Wegen politischer und wirtschaftlicher Spannungsverhältnisse der Zwischenkriegszeit wanderte er in die Türkei aus. Nach seiner Rückkehr gründete er in Spittal eine Baufirma und wurde 1949 Bürgermeister. Seine Schwerpunkte waren laut Burgstaller "Barackenbekämpfung, Wohnbau, Infrastruktur und Modernisierung der Verwaltung."
Zum Schulzentrum führt die Zernattostraße. Professor Guido Zernatto (1879-1952) war jahrelang Religionsprofessor im BG und BRG Spittal und leitete als Chormeister viele Jahre lang den MGV Frohsinn. Er verfasste auch eine Chronik von Spittal, deren Kurzfassung in der Kirchturmkuppel aufbewahrt wird.
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