Drohbriefe und gegenseitige Beschuldigungen in Lendorf
Das Asylheim in Lendorf lässt nun auch politisch die Wogen hoch gehen.
LENDORF (ven). Die Diskussion um das nun fixe Asylquartier in Lendorf hat nun auch den Gemeinderat erreicht und wird politisch.
Drohbrief an Vizebürgermeisterin
Vizebürgermeisterin Marika Lagger-Pöllinger (SPÖ) hat mittlerweile einen Drohbrief eines anonymen Absenders auf Villach erhalten. "Im Brief waren rassistische Unterlagen. Ich fühle mich persönlich bedroht und übergebe den Brief der Polizei", so Lagger-Pöllinger. Auch hat die "Identitäre Bewegung Österreich" dem Heim einen Besuch abgestattet und ein Transparent mit "Stoppt den Asylwahn" errichtet. "Wir haben diesen Akt dieser radikalen Gruppierung dem Verfassungsschutz gemeldet", erklärt die Vizebürgermeisterin.
Postwurf von FPÖ
Seitens der FPÖ wurde ein offener Brief an die Bevölkerung mittels Postwurf verteilt. Darin heißt es, dass die Lendorfer Gemeindeführung ohne Bürgerinformation die Verträge für das Asylheim "unterschrieben beziehungsweise mit unterstützt" hätten. "Dieses Thema ist offensichtlich auf der Gemeinde schon seit Sommer im Gespräch gewesen, wir erfuhren dies jedoch erst im selben Zeitraum wie ihr!" heißt es weiter im Wortlaut. "Ich lasse mich nicht als Lügnerin darstellen", so Lagger-Pöllinger in Richtung Vizebürgermeister Josef Fercher (FPÖ). "Wer hat gesagt, sie seien eine Lügnerin?" entgegnet Fercher. Lagger-Pöllinger sieht durch den Postwurf einen Bruch in der "grundsätzlich guten Zusammenarbeit mit der FPÖ". Lagger-Pöllinger wurde auch vorgeworfen, die Petition selbst nicht unterschrieben zu haben. "In der Petition steht 'gegen Asylwerber'". Ich bin keinesfalls gegen Flüchtlinge", entgegnet sie.
SPÖ reagierte
Die SPÖ reagierte ebenfalls mit einem Postwurf auf die Vorwürfe. "Aus der zeitlichen Abfolge geht eindeutig hervor, dass der gesamte Gemeindevorstand bereits am Tag nach der Mitteilung der beabsichtigen Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft an den Bürgermeister davon informiert wurde." Dies war der 26. September. Die Bürger wurden allerdings erst in der Woche vom 10. Oktober - großteils durch mediale Berichterstattung - von dem geplanten Asylheim in Lendorf informiert. Bei der Bürgerversammlung am 16. Oktober stand fest: Der Vertrag zwischen dem Land und dem Betreiber-Ehepaar war bereits abgeschlossen. Gemeinderat Hans Huber sendete ein persönliches Schreiben an Landeshauptmann und Bundesministerin Mikl-Leitner.
Am 26. Oktober fand neuerlich eine Bürgerversammlung statt. Dort hieß es von Willegger, dass am 2. Oktober noch nichts festgestanden sei. Willegger wurde am 26. September vom Landeshauptmann informiert. Am Abend des selben Tages wurde der Gemeindevorstand informiert. Am 2. Oktober war ein weiteres Treffen des Betreiber-Ehepaares mit dem Bürgermeister. "Somit steht fest: Selbst wenn die Gemeinde nichts tun kann, ist bereits eine Woche vergangen und die Anrainer sind noch immer nicht informiert worden. Punkt zwei: Laut Aussage der Betreiber wurde am 2. Oktober folgende Aussage getätigt: 'Aus Sicht des Gemeindevorstandes spricht nichts gegen ein Asylantenheim'", so ein Anrainer. "Das Land hat entschieden", so Willegger. Die Betreiberin wollte die Nachbarn einladen und informieren. Es stand dann im Raum, dass die Anrainer einen Tag vor Ankunft der Asylanten per Postwurf informiert werden hätten sollen. "Am 6. Oktober habt ihr von der Gemeinde bei der ersten Bürgerzusammenkunft immer noch so getan, als würdet ihr nichts wissen und hättet auch nur Gerüchte gehört", so der Anrainer in Richtung Gemeindeführung.
"Wir haben einen entscheidenden Fehler gemacht, was tun wir jetzt", hat Lagger-Pöllinger in einer Gemeindevorstandssitzung erklärt. Der Vorstand sei selber mit dem Thema überfordert gewesen. "Dass die Asylanten nun kommen, akzeptieren wir. Aber wir werden keine Ruhe geben", so eine weitere Anrainerin.
Dringlichkeitsantrag abgelehnt
Einig sind sich allerdings alle Parteien: Sie wollen ein Mitspracherecht und weniger Asylwerber in der Unterkunft. Landtagsabgeordneter Christoph Staudacher hat einen Dringlichkeitsantrag zum Aufnahmestopp mit weit über 1.000 gesammelten Unterschriften im Landtag eingebracht. Sein Antrag blitzte bei SPÖ, ÖVP und Grüne allerdings ab.
Eine Chronologie der Ereignisse finden Sie hier.
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