Apotheken kämpfen mit Lieferengpass
"Engpass kostet nicht nur Geld"
Der Lieferengpass von wichtigen Medikamenten stellt Apotheker vor Herausforderungen.
BEZIRK. Über 540 Medikamente sind in Österreich derzeit schwer oder gar nicht zu bekommen. Dabei geht es nicht nur um spezielle Hustensäfte, sondern auch wichtige Arzneispezialitäten. Für Apotheker bedeuten diese Lieferengpässe in erster Linie einen erheblichen Mehraufwand. Rund drei Stunden pro Tag investiert jede Apotheke im Schnitt in die aufwendige Suche nach gleichwertigen Lösungen. MeinBezirk hat in der Jakobus Apotheke Seeboden sowie in der Teurnia Apotheke Möllbrücke nachgefragt, wie die Lage im Bezirk aussieht.
Ozempic nicht lieferbar
Auch in der Jakobus Apotheke herrscht derzeit eine Knappheit an verschiedenen Medikamenten, darunter die Abnehmspritze Ozempic: "Diese Engpässe können erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit wichtiger therapeutischer Optionen haben", erklärt Walpurga Wegscheider. Neben Ozempic seien auch andere Arzneimittel von dieser Problematik betroffen, was eine eingehende Analyse und das Erkunden von Alternativen erfordert. "Wir suchen stets nach Lösungen und Alternativen, um sicherzustellen, dass eine angemessene medizinische Versorgung gewährleistet ist", so Wegscheider. Stefan Kain von der Teurnia Apotheke in Möllbrücke kann das bestätigen, er zeigt sich jedoch optimistisch: "Es kommt immer wieder vor, dass etwas fehlt, aber ich denke, die Situation bessert sich."
"Suchen auch im Ausland"
Wenn Medikamente nicht verfügbar sind, streben die beiden Apotheker mit ihren Mitarbeitern zunächst an, Präparate mit dem gleichen Wirkstoff zu identifizieren. Zudem wird nach Verfügbarkeit sowohl in Österreich als auch im Ausland gesucht. "Sollte dies nicht möglich sein, arbeiten wir eng mit dem behandelnden Arzt zusammen, um alternative Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Aufgrund möglicher bürokratischer Hürden kann dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch setzen wir alles daran, effizient zu handeln, um dem Patienten so schnell wie möglich die optimale Therapie bereitzustellen", erklärt Wegscheider. In Möllbrücke ist es auch dazu gekommen, dass wichtige Medikamente selbst hergestellt wurden, "zum Beispiel Antibiotikasäfte für Kinder", sagt Kain.
Kosten und Aufwand
Für die Apotheken bedeutet der Medikamentenmangel mehr Aufwand in der Beschaffung, mehr verunsicherte Kunden, weil das Präparat nicht wie gewohnt aussieht bzw. heißt und gleichzeitig steigen meist auch die Kosten für die Apotheke, aber auch für den Endverbraucher. Wegscheider: "Die ganze Situation ist sehr unangenehm, wir würden es uns definitiv anders wünschen." Zudem kommt, dass die Apotheke selbst keinen Einfluss auf die Lieferbarkeit hat. Kain: "Es erfordert viel Recherchearbeit sowie Rücksprache mit dem Patienten und dem behandelnden Arzt. Außerdem versuchen wir ständig unsere Lagerhaltung zu optimieren und nehmen ein größeres Warenlager in Kauf, um Engpässe möglichst gut überbrücken zu können. Mein Team und ich sind stets bemüht eine gute Lösung für die Kunden zu finden, so dass sie in den meisten Fällen trotzdem zufrieden die Apotheke verlassen."
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