"Es geht in Richtung Privatschulen"

HLW-Direktorin Johanna Egger geht ab 1. September in Pension
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SPITTAL (ven). WOCHE: Wie lange sind Sie nun als Lehrerin aktiv gewesen?
EGGER: Seit 1976. Seit 1997 bin ich Direktorin.

War das immer Ihr Berufsziel?
Ich wollte immer Lehrerin werden, weil ich immer schon gerne Wissen weitergegeben habe. Ich habe als Kind schon immer Lehrerin gespielt. Ich hatte eine kleine Schulbank. Sehr zum leidwesen meiner Freundinnen und meiner Geschwister. Mein Bruder war immer der Schüler.

Ihr schönstes und ihr schlimmstes Erlebnis in Ihrer Laufbahn?
Die schönsten Erlebnisse sind, wenn die Schüler etwas können, hinausgehen und wenn sie zurückkommen und sagen, dass sie das, was gelernt wurde, auch gebraucht haben. Das ist sehr schön. Schlimm ist immer, wenn ein Schüler verunglückt.

Waren Sie eine gute Schülerin?
Ich war immer eine fleißige Schülerin, aber eigentlich immer Durchschnittschülerin. Ich war aber immer gewissenhaft.

Bildung heute: Hat sich Ihrer Meinung nach das Unterrichtssystem in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verbessert?
Das kann man so nicht sagen. Es hat sich überhaupt alles verändert. Man muss sich der Zeit anpassen. Die Jugend ist anders, heute gibt es Social Media, das kann man nicht vergleichen.

Können Sie sich noch an den ersten Tag als Lehrerin erinnern?
Ja. Der war wunderschön. Man hatte im Probejahr ja einen Begleitlehrer. Aber als ich dann alleine war, habe ich eine wahnsinnig schlimme Klasse bekommen. Das war eine Handelsschulklasse. Ich habe diese Probleme aber mit Bravour gelöst. Ich hatte nie disziplinäre Probleme mit einem Schüler. Wenn man Werte und Ziele vorlebt und versucht, diese tatsächlich zu erreichen, tut man sich leichter. Es ist natürlich schwierig, diese Ziele und Linie immer einzuhalten und keinen Zentimeter davon abzuweichen.

Waren Sie nervös?
Nein, ich war immer sehr selbstbewusst und nie nervös.

Glauben Sie, dass sie bei Ihren Schülern beliebt sind?
Diese Frage stellt sich für mich überhaupt nicht, das ist kein Thema für mich. Meine Schüler wollen von mir etwas lernen. Sie wollen gerecht behandelt werden und da stellt sich die Frage nicht, ob sie mich mögen oder nicht, sondern sie müssen mich respektieren. Und das ist mein Ziel, das habe ich immer gelebt.

Was macht einen guten Lehrer aus?
Ein guter Lehrer sollte korrekt sein, eine Vorbildwirkung haben und sollte auf den Schüler eingehen soweit möglich und soll natürlich vorbereitet sein. Außerdem gerecht und er soll die Leistung transparent beurteilen. Was für mich noch wichtig ist, ist, dass es keine Freunderlwirtschaft gibt. Man muss jeden Schüler gleich behandeln, egal, ob er mir zu Gesicht steht oder nicht.

Zentralmatura: Wie stehen Sie dazu?
Absolut positiv. Für mich hat es nur Vorteile, weil die Unterrichts- und Schulsysteme untereinander vergleichbar werden. Wir können endlich von einem Niveau ausgehen. Jeder Lehrer wird gefordert sein, seine Lehrziele durchzubringen und kann nicht sagen 'Ich lass das jetzt aus'. Das ist mit einem Male alles weg. Man muss den Lehrplan einhalten. Wir sind die einzige HLW in Kärnten mit der Zentralmatura und wir haben hervorragende Ergebnisse. Von 32 Maturanten ist kein einziger durchgefallen.

Was halten Sie von einer Gesamtschule?
Ich halte davon relativ wenig. Jeder Mensch ist ein Individuum, jeder Mensch hat andere Fähigkeiten und daher bin ich dafür, dass man die jungen Menschen möglichst früh ihren Interessen entsprechend fördert. Das ist mit der Gesamtschule aus meiner Sicht nicht so möglich. Gesamtschule ja, aber es müsste unter allen Umständen alles neu definiert werden. Es müssten die Unterrichtsstunden neu definiert werden. Man kann nicht irgendwo ein Dach raufsetzen, wenn man unten kein Fundament hat. Die, die es sich dann leisten können, schicken ihre Kinder dann in Privatschulen.

Wohin glauben Sie, wird sich „Schule und Unterricht“ entwickeln?
Ich glaube es geht in Richtung Privatschulen. Das ist sehr heikel. Die Gefahr besteht, dass das Bildungssystem wird immer weiter nach unten nivelliert wird. Es ist ja bekannt, dass in Volks- und Pflichtschulen kein Fünfer gegeben werden soll. Wir werden dann vielleicht irgendwann ein breites Heer von Menschen haben, die keinen Job bekommen, weil sie nichts können. Wenn Eltern sich das leisten können und wollen, dass die Kinder was lernen, werden sie in Privatschulen geschickt.

Denken Sie schon mit Wehmut an die Pensionierung?
Nein, mit Freude. Gemäß dem Motto "Schließe ab mit dem was war". Bis 1. September bin ich noch Leiterin der Schule. Der Posten ist ausgeschrieben, was das Hearing bringt, kann ich nicht sagen.

Was werden Sie mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen?
Ich hab so viel vor. Ich möchte ein bisschen mit meinem Mann reisen, die Welt anschauen. Ich habe eine Tochter in der Schweiz, die ich öfter besuchen möchte, dann habe ich meinen Enkelsohn Josef, der mich auch braucht. Ich habe auch einen großen Garten, also genügend Arbeit. Ich möchte auch meine Sprachkenntnisse wieder verbessern. Vor allem Englisch.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger? Welche Tipps geben Sie ihm?
Ich gebe ihm überhaupt keine Tipps, weil jeder ist eine eigene Persönlichkeit. Jeder hat seine eigene Vorstellung von Führung und Management. Ich wünsche ihm aber, dass er mit den tollen Mitarbeitern, die ich hier in der Schule habe, so weiterarbeitet, dass die Zukunft der HLW weiterhin so gedeiht wie bisher und den Anforderungen der Wirtschaft gerecht wird. Und das setzt voraus, dass man immer arbeiten und an Neuem interessiert sein muss.

Zur Person:

Name: Johanna Egger
Geburtstag: 9. Jänner 1951
Familie: Verheiratet, zwei Töchter, ein Enkelsohn
Hobbies: Schifahren, Schwimmen, Lesen
Genre: Wirtschaftszeitungen und -bücher, zuletzt "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin
Motto: Schließe ab, mit dem was war, sei glücklich über das, was ist. Bleibe offen für das, was kommt.
Lieblingsfach in der Schule: Kaufmännische Fächer

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