Gespräch im Park: "Meine Ideen müssen reifen"

Alexandra Glawischnig-Rudiferia in ihrer Gartenlaube in Gmünd: Beauty-Coach, Kulturproduzentin, Pädagogin und dreifache Mutter
  • Alexandra Glawischnig-Rudiferia in ihrer Gartenlaube in Gmünd: Beauty-Coach, Kulturproduzentin, Pädagogin und dreifache Mutter
  • hochgeladen von Verena Niedermüller

GMÜND (ven). Die WOCHE traf sich mit Alexandra Glawischnig-Rudiferia in ihrem Garten in Gmünd. Die Produzentin, Beauty-Coach und dreifache Mutter ist ein wahrer Tausendsassa. 

Erzählen Sie ein bisschen über Ihren Werdegang.
Ich bin in Bratislava geboren. Alle in meiner Familie sind Lehrer, das war für mich dann auch klar, dass ich Pädagogik studieren werde. Nach der Matura bin ich nach Österreich gekommen, um Deutsch zu lernen. Ich war ein kommunistisches Kind, meine Fremdsprache in der Schule war damals Russisch. Der Liebe wegen bin ich hier geblieben. Jetzt bin ich schon länger in Österreich als in der Slowakei und es ist meine Heimat geworden. 

Gibt es da viele Verwandtschaftsbesuche?
Ich bin jedes Wochenende in die Slowakei gefahren, weil ich dort Kulturologie studiert habe. Es ist für mich ein Wiederentdecken meiner Wurzeln und bin dort auch noch stark verbunden. 

Wie ist der Kontakt zur Familie? Würden Sie sich mehr Kontakt wünschen?
Es passt gut, sie sprechen alle Deutsch und meine Kinder haben eine gute Verbindung. Ich hab noch einen Bruder, der oft hier ist.

Wann haben Sie Ihren Mann kennengelernt?
Mit 22 bin ich mit meinen ersten Mann nach Gmünd gekommen. Mit 30 hab ich Christian geheiratet. Deshalb auch der Doppelname.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaften für das Theater entdeckt?
Ich habe Geschichte studiert und mich interessierte immer die Vermittlung dessen. Wie vermittle ich Geschichte, sodass die Leute sagen, es ist spannend und interessant. Denn Geschichte ist extrem spannend. Wir kennen das aus dem Schulunterricht, es liegt immer am Lehrer, wie er es vermittelt. Es war ein Impuls, etwas zu machen, was die Menschen in den Bann zieht. Etwas spannendes und gleichzeitig lehrreiches, denn wir können aus der Geschichte nur lernen. Zumindest wäre es wünschenswert. Ich wollte einfach nur die Geschichte vermitteln. Theater alleine ist mir zu wenig, mich interessiert auch die musische Komponente dazu, ich glaube mit Musik, wird es noch interessanter.

War die Eva Faschaunerin die erste Produktion?
Ja.

Gab es da auch schlaflose Nächte?
Ja natürlich. Nicht Angst, dass ich es nicht schaffe, sondern ich wusste nicht, wie es ankommt. Meine produktivste Zeit ist die Nacht. Ich schlafe, aber gleichzeitig überlege ich auch. Ich notiere dann auch die Ideen in der Nacht. Es ist vor allem Nachtarbeit. Wenn alle schlafen, hab ich Zeit, über solche Dinge nachzudenken. Ich wusste nicht, wie das Endprodukt aussehen wird. Es hat sich Schritt für Schritt entwickelt. 

Wie lange haben die Vorbereitungsarbeiten gedauert?
Die Idee entsteht ganz ganz lange vorher. Es muss reifen. Es kommt eine kleine Idee und dauert sicher ein halbes Jahr, bis sich das in meinen Kopf wie Mosaiksteine zusammensetzt. Und wenn wir schon anfangen zu arbeiten, entstehend trotzdem neue Sachen, so wie auch bei dem Stück "Die Hutterer". Bei einer Produktion arbeiten so viele tolle Menschen zusammen und gemeinsam. Es entsteht ein wunderschönes Mosaik.

Also Ihre Produktionen sind eher basisdemokratische Angelegenheiten? 
Da bin ich relativ flexibel im Denken. Die Regisseurin hat andere Ideen, der Komponist wieder andere. Es ist ein Sammelsurium von vielen Ideen.

Sie sind nun Mutter, Produzentin, Studentin, Unternehmerin..als was sehen Sie sich am meisten?
Ich glaube ich bin so bunt (lacht). Ich kann das schwer definieren, was ich bin. Alles was ich mache, mach ich mit Herz.

Sie sind zusätzlich noch bei Frau in der Wirtschaft aktiv und im Verein "Offen für Kultur." Haben Sie zu viel Freizeit?
Man nimmt sich die Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind.

Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Das Netzwerk ist wichtig. Familiär werde ich sehr gut unterstützt. Viele Ideen entstehen im Stillen, wenn alle schlafen. 

Haben Sie manchmal Angst, sich zu verzetteln?
Nein.

Sind Sie so strukturiert und organisiert?
Gute Frage, es geht sich immer irgendwie aus. Grundsätzlich bin ich schon organisiert, aber trotzdem sehr flexibel. Ich sehe nicht nur Schwarz und Weiß, sondern nehme auch alles andere wahr. Ich sehe das Ziel, aber es ist nicht fix definiert. Es kann sich ruhig verändern. Der Weg ist das Ziel. Ich bin keine Chaos-Queen.

Die Kulturproduktion und die Visagistik sind zwei völlig verschiedene Dinge. Wie passt das zusammen?
Es hat beides mit Menschen zu tun, beides ist bunt, lebhaft und ich hätte mich nicht nur als Visagistin beschrieben. Ich bin Beauty-Coach. Wir zelebrieren das Leben, die Schönheit davon. Das mache ich auch bei den Kulturproduktionen und in meiner Arbeit als Pädagogin.

Sie sind ein durchwegs positiver Mensch..
Natürlich passieren immer wieder Dinge, aber es ist eine Stärke, wenn man in allem das Positive sieht.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für all die Dinge, die Sie auf die Beine stellen?
Die kommen von alleine. Das klingt total einfach und simpel, aber das ist es auch. Ich fahre sehr viel mit dem Auto und dort höre ich nie Musik, sondern ich höre in mich selbst. Die besten Ideen entstehen unterwegs. Es wohnt in uns allen. Wenn man Zeit hat, sich selbst mehr zuzuhören, entdeckt man ganz tolle Sachen.

Ein Großteil des Hutterer-Ensembles ist nun bei der Stadtbühne Spittal aktiv. Sehen Sie das als Mitbewerb?
Nein, ganz und gar nicht. Es ist bei allen Produktionen so gewesen, dass sich neue Verbindungen aufgetan haben und ich finde das großartig. Von Kultur kann man nicht genug haben. Ich fokussiere mich nicht aufs Theater, Kultur ist viel breiter als nur Theater. Es ist ein riesengroßer Gewinn für Spittal.

Wird es von Ihnen eine weitere Produktion geben?
Ja, ich habe etwas geplant. Ich habe keinen Druck, ich muss nichts. Wenn es reif ist, darf es wieder entstehen. 

Beschreiben Sie Ihre Heimat Gmünd mit drei Adjektiven.
Naturnah, vielseitig, inspirierend.

Wir sitzen in Ihrer wunderschönen Gartenlaube. Sind Sie diejenige, die man bis zu den Ellbogen in der Erde vorfindet?
Mich nicht, aber meinen Ehemann (lacht). Ich bin diejenige, die die Ideen hat, und er setzt sie um. Ich habe die Vision, bin eher die Gemüsegärtnerin. Es ist seine Art, zu entspannen. 

Verkochen Sie das Gemüse? Sind Sie eine gute Köchin? 
Ja, ich kann sagen, ich bin eine sehr gute Köchin (lacht).

Kochen Sie eher Kärntner Hausmannskost oder gibt es auch Slowakisches?
Europäische Küche, mit regionalen kleinen Unterschieden. Aber es ist Küche aus Zeiten der Monarchie, wo wir uns gegenseitig beeinflusst haben und das ist bis heute so.

Sind Sie auch eine gute Hausfrau? 
Jein (lacht). Für mich hat Familie oberste Priorität, andere Dinge dürfen anstehen (lacht). Wir genießen das Leben. 

Sind Sie eine strenge Mutter?
Ja, sehr sogar. Sehr konsequent in der Erziehung. 

Wie sehen das Ihre Kinder? Bekommen Sie Gegenwehr?
Natürlich. Es ist ambivalent.. Wie weit geht die Freiheit, was sind die Pflichten? Wir entwickeln uns gegenseitig, sie haben mir irrsinnig viel beigebracht. Kinder sind der beste Lehrmeister. Von ihnen kann man viel lernen.

Was haben Sie von Ihren Kindern gelernt?
Offenheit, Lebensfreude, und das Leben im Jetzt und in diesem Moment. Also sich nicht von Sorgen zerfressen lassen. Das ist ganz wertvoll.

Sind Sie selbst auch streng erzogen worden?
Ja, und ich glaube, das ist ein Grund, warum ich heute so bin, wie ich bin. 

Nun sind Sie so eine Power-Frau in allen Bereichen. Welches Laster haben Sie? Wo sind Sie mit sich selbst inkonsequent?
Übertriebene Selbstkritik manchmal, dass ich mich permanent auf den Prüfstand stelle, was natürlich auch hemmend sein kann. Und manchmal bin ich ungeduldig (lacht).

Was ist das Verrückteste, was Sie jemals getan haben?
Ohne Deutschkenntnisse nach Österreich zu kommen (lacht). Ich habe mich in die Uni gesetzt und kein Wort verstanden. Aber es war dieser Wille, ich wollte die Sprache kennenlernen. Mein Großvater war ein Deutscher, aber hat niemals mit uns Deutsch gesprochen. Ich wollte es unbedingt.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg..?
Eindeutig.

Welche Entscheidung würden Sie, wenn Sie könnten, heute anders treffen als in der Vergangenheit?
Ich bereue nichts. Alles, was man erlebt, ergibt einen Sinn. Man versteht es nicht immer sofort, aber es passiert schon alles aus einem bestimmten Grund.

Mit wem, egal ob bereits gestorben oder lebendig, würden Sie gerne zu Abend essen?
Michail Gorbatschow. Ich habe ihn sogar einmal getroffen, auf einem Flughafen. Da war er ohne Security unterwegs. Ich glaube nicht nur, dass er unheimlich gebildet ist, er ist auch unheimlich mutig. Er hat neue Wege eingeschlagen, obwohl das damals für alle aussichtslos aussah. Er hat sich das einfach getraut. 

Was ist für Sie Luxus?
Zeit. Alles, was ich mache, ist meine Zeit. Ich differenziere jetzt nicht in Arbeits- oder Freizeit, denn alles, was ich mache, ist für mich wie ein Hobby. Es ist meine Zeit und sie ist wunderschön. Ich habe nie das Gefühl, dass ich arbeite. Ich genieße es. 

Ihre letzten Worte sollen sein:
Alles wird gut. Das glaube ich nämlich wirklich.

Wordrap:

Golf- oder Fußballplatz: Fußballplatz. Mein Sohn spielt.
Steak oder Spinatlasagne: Spinatlasagne
Wein oder Hollerwasser: Hollerwasser
Strand oder Berg: Hmm... kann mich nicht entscheiden
Schlager oder Heavy Metal: Keines. Klassik
Buch oder Ipad: Buch
Theater oder Kino: Beides

Zur Person:

Name: Alexandra Glawischnig-Rudiferia
Geburtstag: 6. September 1976
Wohnort: Gmünd in Kärnten
Heimatort: Mittlerweile Gmünd
Familie: Verheiratet mit Christian, drei Kinder (20, 14, 9)
Beruf: Pädagogin, Diplom-Visagistin, Diplom-Farb- und Stilberaterin, Kulturproduzentin
Hobbys: Lesen, Studieren, Garten, Familie
Vorbilder: Es gibt so viele tolle Menschen, die mich inspirieren
Lieblingsspeise: Spätzle
Lieblingsplatz: Bei mir im Garten
Lebensmotto: Alles wird gut
Ziel: Es wäre toll, wenn Gmünd ein eigenes Museum bekommen könnte. 

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