"Ich trete in sehr große Fußstapfen"
Franz-Josef Leitner übernimmt nach zehn Jahren den Posten des Bezirksstellenleiters des Roten Kreuzes in Spittal.
BEZIRK SPITTAL (ven). Im Rahmen einer außerordentlichen Bezirksversammlung der Spittaler Rotkreuzler wurde der im Krankenhaus tätige Arzt Franz-Josef Leitner als neuer Chef der Retter einstimmig gewählt.
"Zehn Jahre an der Spitze einer großen Rettungsorganisation sind genug", sagt der bisherige Bezirksstellenleiter Gerald Bruckmann, der Platz für neue gestaltende Kräfte macht. Die WOCHE sprach mit Leitner über seine neuen Aufgaben.
WOCHE: Beschreiben Sie bitte Ihren Werdegang
LEITNER: Ich bin in St. Lorenzen bei Knittelfeld (Obersteiermark) 1973 geboren und da auch zur VS gegangen. Meine Eltern haben dort einen Bauernhof. Danach acht Jahre Internat im Abteigymnasium Seckau. Nach der Matura studierte ich in Graz Medizin und promovierte 2000. Im Anschluss absolvierte ich in Spittal die Ausbildung zum Allgemeinmediziner. Was anfangs nur als Flucht nach vorne gedacht war, enpuppte sich als tiefgreifender Einschnitt in mein Leben, denn ich lernte meine Frau kennen. So war es vorbei mit der großen Flexibilität, denn ich litt unter starkem Heimweh. Danach machte ich bei den Elisabethinen Klagenfurt, in Spittal und im LKH Klagenfurt die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesie. 2009 kam ich als Facharzt nach Spittal zurück. Heute arbeite ich als Anästhesist und Intensivmediziner, OP-Manager und OP-Koordinator. Daneben bin ich Notarzt am RTH RK1 und systemführender Notarzt am Stützpunkt Spittal. 2013 habe ich ein Studium zum Master of Advanced Studies in Business Management abgeschlossen.
Seit wann sind Sie beim Roten Kreuz (RK) dabei?
Formell bin ich erst seit kurzem Mitglied, arbeite aber seit 2004 als Notarzt eng mit dem Team zusammen. Ich bin seit Jahren bei der Feuerwehr, daher kenne ich das Leben in gemeinnützigen Blaulichtorganisationen. Natürlich ist das Spektrum des RK wesentlich breiter: Rettungsdienst, GSD, soziale Begleitung, die Tafel, Ausbildungen, Hospiz, Krisenintervention, betreutes Reisen, Besuchsdienste, usw.
Warum haben Sie sich entschlossen, neben einem eh schon anstrengenden Job im Schichtdienst noch ehrenamtlich tätig zu sein?
Ich sehe die freiwillige Arbeit, egal in welcher Institution, als Möglichkeit der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Unserer Familie geht es gut, unseren Freunden, Verwandten und Bekannten geht es gut. Daneben bin ich durch meine Ausbildungen wohl ganz gut geeignet, um einen Verein im gemeinnützigen Bereich zu führen.
Warum haben Sie sich zur Wahl als Bezirksstellenleiter gestellt?
Gerald Bruckmann wollte nach zehn Jahren nicht mehr kandidieren und fragte mich, ob ich nicht in seine Fußstapfen treten wollte. Nach langen Überlegungen und Gesprächen mit meiner Familie habe ich schließlich zugesagt. Ich glaube, dass ich dafür ganz gut geeignet sein werde.
Welche Aufgaben haben Sie nun?
Der Bezirksstellenleiter ist an sich die höchste Instanz im Bezirk. Die gelebte Realität ist, dass die beruflichen Mitarbeiter direkt dem Landesverband bzw. dem Geschäftsleiter Karl Tschiggerl unterstehen und die Freiwilligen vom Bezirksstellenleiter betreut werden. Die Aufgaben sind dabei vielfältig: repräsentative Aufgaben, Koordination, Mediation, aber auch das Treffen von Entscheidungen oder Meinungsbildung im LV.
Gerald Bruckmann war zehn Jahre lang Bezirksstellenleiter. Die Fußstapfen, in die Sie treten, sind sicherlich groß…
…sehr groß. Das hat natürlich den Vorteil, dass ich einen gut funktionierenden Betrieb vorgefunden habe.
Haben Sie Neuerungen geplant? Oder wird der eingeschlagene Weg Bruckmanns weitergeführt?
Wir werden sehr stark als Team agieren. Ich habe mit Martin Klar und Sabine Eichberger zwei Stellvertreter, die aus sehr unterschiedlichen Sparten des RK kommen und es wirklich gut kennen. Wir planen eine Evaluierungsphase und in weiterer Folge die Bearbeitung einiger Projekte. Wir werden uns bemühen müssen, um in den nächsten Jahren die Kennzahlen halten zu können.
Was sind die nächsten Ziele?
Zunächst lassen wir es langsam angehen. In den letzten Wochen sind die Bittsteller bereits Schlange gestanden, um ihre Anliegen vorzubringen. Wir werden die Anliegen unserer Mitarbeiter sichten und evaluieren; einige Dinge werden davon in der nächsten Zeit implementiert werden. Es ist allerdings nicht sinnvoll, zu viele Projekte parallel zu beginnen. Die Ortsstelle Gmünd ist zur Zeit bezüglich der Infrastruktur ein Stiefkind, das könnte eines unserer ersten Projekte werden…
Mit welchen Schwierigkeiten hat das Rote Kreuz derzeit zu kämpfen? Wo liegen Probleme?
Zur Zeit sind die Kennzahlen der freiwilligen Mitarbeiter noch hervorragend, allerdings werden wir uns bemühen müssen, um dieses hohe Niveau zu halten. Es ist nicht immer einfach, motivierte Mitarbeiter zu finden. Werbekampagnen („Raus aus der Couch-rein ins Leben“ oder „Bist du stark genug?“) bringen nur zum Teil Erfolg.
Wo liegen Potenziale? Was könnte noch ausgebaut werden?
Ich glaube, wir müssen noch mehr auf Kameradschaft, Teamgeist und Freundschaft setzen. Vielleicht schaffen wir es, dass es trendy wird, beim RK seine Freizeit sinnvoll zu verbringen. Daneben gibt es Fachbereiche, die noch breiter aufgestellt werden könnten: Der GSD, soziale Begleitung, Hospiz, usw. In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit gibt es fast nur den Rettungsdienst.
Was sagt Ihre Familie zur neuen Aufgabe?
Meine Frau kennt mich und weiß, dass ich solche Dinge gerne mache, darum hat sie nicht versucht, mich davon abzuhalten. Sie unterstützt mich, wo sie nur kann und managt zuhause fast alles alleine. Ich versuche viele Aktivitäten so zu setzen, dass meine Familie nicht darunter leidet.
Steckbrief:
Name: Dr. med. univ. Franz Josef Leitner, MAS
Geburtstag: 17. November 1973
Familie: verheiratet, 1 Sohn 8 Jahre)
Wohnort: Seeboden
Beruf: Anästhesist, OP-Manager, Notarzt
Hobbies:Lesen, Laufen, Schifahren
Vorbilder: keine
Lebensmotto:“Geht nicht, gibt´s nicht“
Ziele: Viele Chancen nützen
Zuletzt gelesen habe ich: „ Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger
Freiwilligkeit ist für mich: eine Form „Danke“ zu sagen; gelebte Menschlichkeit
Von der Gesellschaft wünsche ich mir: Bewusstsein, dass ein soziales System aus „Nehmen und Geben“ besteht
Fakten zum RK Spittal:
Zahl der Hauptamtlichen: 96
Zahl der Ehrenamtlichen: 633
Einsätze im Jahr: ca. 245.000 Stunden
Bezirksstelle: ist eine Frage der Definition: 1965 Errichtung der alten Dienststelle, 2011 wurde die Dienstelle in der heutigen Form eröffnet
RK-Ortsstellen in: Spittal, Greifenburg, Winklern, Obervellach, Gmünd, Radenthein
Für die nächsten fünf Jahre wurden folgende Bezirksausschussmitglieder neu in die Funktionen berufen:
Bezirksstellenleiter: Franz-Josef Leitner
1. Bezirksstellenleiter-Stv.: Martin Klar
2. Bezirksstellenleiter-Stv. und Bezirkskoordinatorin der Tafel Österreich: Sabine Eichberger
Referent für Finanzen: Andreas Kampl
Pressereferentin: Elisabeth More
Referent für Aus- und Weiterbildung: Dietmar Koplenig
Referent für Gesundheits- und Soziale Dienste: Sandra Bindhammer
Referent für Jugendarbeit: Hellmuth Koch
Rettungsarzt: Helge Bachner
Rettungskommandant: Christian Pichler
Ortsrettungsstellenleiter
Greifenburg: Dr. Gerald Gatterer
Winklern: Helmuth Kühr
Obervellach: Ulrich Gradnitzer
Gmünd: Michael Hecher
Radenthein: Franz Hoffmann
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