Kirchenstatistik: 953 weniger Gläubige im Bezirk

Die Austrittszahlen aus den Kirchen nehmen gegenüber den Eintritten immer noch Überhand | Foto: KK/Tiefenbacher
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BEZIRK (ven). Die neueste Kirchenstatistik ist da. Insgesamt gibt es im Bezirk Spittal 2015 832 weniger Katholiken als noch im Jahr davor, auch in den evangelischen Pfarrgemeinden sind 121 Schäfchen weniger. Die Gründe sind neben den Austritten auch in Abwanderung und Geburtenrückgang zu finden. Die WOCHE sprach mit Dechant Ernst Windbichler und dem evangelischen Pfarrer Oliver Prieschl darüber.

Papstbonus nicht eingetreten

Wir hatten eigentlich gehofft, dass der „Papstbonus“, der mit Papst Franziskus eingetreten ist, sich auch im Rückgang der Kirchenaustritte niederschlägt. Das ist anscheinend nicht der Fall. Vielleicht ein Anzeichen dafür, dass der Abstand zur Kirche schon zu groß geworden ist, ist, dass auch religiöse „Sonderangebote“ und Lichtgestalten nicht den gewünschten Effekt bringen. Der Kirchenbeitrag bringt oft das Fass zum Überlaufen", so Dechant von Spittal Ernst Windbichler.

Mehr Identifizierung

Windbichler sehe aber auch in denen, die bleiben, eine vermehrte Beteiligung und Identifizierung mit der Kirche. Dies dürfte vielleicht auch ein wichtiges Gegenmittel gegen Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit sein: "Nämlich die Freude und Überzeugungskraft derer, die ihren Glauben schätzen. Auch wenn für viele die Kirche nur mehr eine Art Servicestation zu den Lebenswenden von der Geburt bis zum Tod ist, so möchte ich das nicht abschätzig bewerten und die wenigen Berührungspunkte, die es gibt, gut und wertschätzend gestalten", sagt der Dechant der Pfarre Spittal.
Ob mit der Zeit ein Übergang von der Quantität zur Qualität stattfindet? "Ich weiß es nicht. Es ist jedenfalls schade um jeden, der geht. Unsere Gebete begleiten ihn und auch das Angebot, dass die Türen jederzeit offen sind", appelliert der Pfarrer.

Beitrag als Auslöser

Auch in der evangelischen Pfarrgemeinde sind mehr abhanden, als dazugekommen sind. "Das ist die übliche Entwicklung und spiegelt die zunehmende Entfremdung von den Kirchen wieder. Der Kirchenbeitrag ist vielfach ein Auslöser für den Austritt, aber nicht die Ursache. Die liegt eher darin, dass den Menschen die Kirche als Institution nicht mehr viel bedeutet", glaubt Prieschl. Er betont, dass es auch immer mehr Ratgeber, vor allem im esoterischen Bereich gebe. "Und hier wird wahrscheinlich auch viel mehr Geld umgesetzt", vermutet er.

Katholiken als Mehrheit

Prieschl glaubt nicht daran, dass die Entwicklung wirklich aufzuhalten sei. Auch, wen man sich über einen leichten Rückgang der Austrittszahlen insgesamt freue.
Ein weiteres Problem sieht er auch in der Minderheitensituation. "Mehr als 80 Prozent unserer Mitglieder sind mit Katholiken oder mit Partnern ohne Religionsbekenntnis verheiratet oder in einer Lebensgemeinschaft. Das hat Auswirkungen auf die Konfession der Kinder", erklärt er. Bei konfessionsverschiedenen Trauungen müssen sich die katholischen Partner immer noch verpflichten, sich für die katholische Erziehung der Kinder einzusetzen. Dazu käme die geringe Geburtenrate. Der Schwund hat also auch demographische Ursachen.

"Müssen zusammenstehen"

"Ich glaube, dass wir als Christen verschiedener Kirchen mehr zusammenstehen müssen. Wir müssen gemeinsames Zeugnis ablegen. Aber oft werden wir ja nicht mehr gefragt. Deshalb müssen wir uns auf die Menschen zubewegen", so Prieschl, der auch moderne, ansprechende Gottesdienste neben den traditionellen anspricht. "Wirklich überzeugen werden wir aber nur, wo wir den Menschen diakonisch zur Seite stehen. Das heißt, wo wir Menschen in ihren Nöten helfen und uns für sie einsetzen", schließt er.

Zur Sache:

Dekanat Gmünd-Millstatt
Katholiken: 16.290
Austritte 2015: 120
Wiedereintritte, Übertritte, Widerrufe: 3
Veränderung durch Abwanderung und Geburtenrückgang: -108
Veränderung der Katholikenzahl gesamt: -225

Dekanat Greifenburg
Katholiken: 11.113
Austritte 2015: 31
Wiedereintritte, Übertritte, Widerrufe: 4
Veränderung durch Abwanderung und Geburtenrückgang: -78
Veränderung der Katholikenzahl gesamt: -105

Dekanat Obervellach
Katholiken: 13.087
Austritte 2015: 63
Wiedereintritte, Übertritte, Widerrufe: 14
Veränderung durch Abwanderung und Geburtenrückgang: -105
Veränderung der Katholikenzahl gesamt: -154

Dekanat Spittal/Drau
Katholiken: 20.225
Austritte 2015: 196
Wiedereintritte, Übertritte, Widerrufe: 22
Veränderung durch Abwanderung und Geburtenrückgang: -174
Veränderung der Katholikenzahl gesamt: -348

Evangelische Pfarrgemeinden:
In Dornbach, Eisentratten, Trebesing, Unterhaus-Millstättersee, Spittal/Drau, Radenthein, Wiedweg-Bad Kleinkirchheim
Austritte: 121
Eintritte: 12

Die Austrittszahlen aus den Kirchen nehmen gegenüber den Eintritten immer noch Überhand | Foto: KK/Tiefenbacher
Evangelischer Pfarrer Oliver Prieschl mit Dechant Ernst Windbichler
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