Wenig Bewerber für freiwilliges soziales Jahr
Freiwilliges Jahr ist noch zu unbekannt. Im Bezirk Spittal gibt es nur eine Einrichtung, die anbietet.
BEZIRK SPITTAL (ven). Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist hierzulande noch sehr unbekannt. Im Bezirk Spittal gibt es zwei Mädels, die das Angebot vom Sozialhilfeverband (SHV) als einzige Einrichtung in Anspruch nehmen.
Nicht untätig sein
Melanie Tengg ist 20 und stammt aus Möllbrücke. Nach der Matura an der HLW Spittal wollte sie in die Hebammenschule, wurde leider nicht aufgenommen. "Ich will aber unbedingt in diesem Bereich beruflich tätig sein und habe mich nun bei diversen Krankenschwesternschulen beworben. In der Zwischenzeit wollte ich nicht untätig sein und habe mich deshalb beworben", erzählt sie.
In der Nähe
Seit 10. Oktober ist sie im Spittaler "Haus Peinten" des Sozialhilfeverbandes (SHV) tätig. Sie hat in dieser Einrichtung auch bereits ein dreimonatiges Praktikum zu Schulzeiten absolviert. "Ich habe mich in Graz bei der FSJ-Regionalstelle beworben und freute mich, dass ich eine Stelle in der Nähe meines Wohnortes bekommen konnte."
Wertvolle Stütze
Nun ist sie bis Juli 34 Stunden pro Woche dort beschäftigt, hilft beim Bettenmachen, bei der Essensausgabe, gestaltet sogenannte "Morgenrunden" oder geht mit den Einwohnern spazieren. "Sie ist eine wertvolle Stütze und nachdem sie schon länger hier ist, arbeitet sie gut selbstständig", so die stellvertretende Heim- und Pflegedienstleiterin Sandra Taurer.
Viel mitgenommen
Tengg selbst kann das FSJ nur weiterempfehlen. "Ich habe persönlich auch bereits viel daraus mitgenommen. Zuerst war ich doch recht schüchtern und zurückhaltend, nun bin ich viel offener. Und für die Krankenschwesternschule kann ich doch schon ein bisschen Erfahrung mitbringen."
Nur SHV im Bezirk
SHV-Leiter Thomas Schell freut sich über das Engagement der jungen Menschen. "Wir wundern uns, warum uns laut Statistik täglich sechs junge Menschen verlassen bzw. abwandern. Hier bieten wir erstmals eine Möglichkeit, um jungen Menschen eine berufliche Orientierung zu bieten." Er hat sich mit seiner Institution beim Verein beworben, nun ist der SHV die einzige im Bezirk, die dies anbietet. Die Einsatzstelle bezahlt 635 Euro im Monat, die Freiwilligen bekommen 245 Euro Taschengeld.
Als Zivildienstersatz
Eva-Maria Zarfl vom FSJ: "Derzeit sind kärntenweit 14 Personen im Einsatz, wir haben 15 Bewerber aus dem Bezirk Spittal." Das Jahr kann auch als Zivildienstersatz geleistet werden. "Man muss genau hinsehen: was ist die Motivation, warum jemand ein FSJ statt dem Zivildienst machen möchte. Es ist uns wichtig, die Bewerber gut kennenzulernen, damit wir die passende Einsatzstelle vermitteln können und wir sie auch während des Einsatzes pädagogisch gut begleiten können." Derzeit gebe es aber viel mehr weibliche Bewerberinnen als männliche Bewerber.
Mehr Einrichtungen gewünscht
Zarfl wünscht sich aber mehr Einrichtungen, die sich bewerben. "Der Bedarf wäre auf alle Fälle da und wir sind offen für neue Einsatzstellen, vor allem im Kinder- und Jugendbereich sowie im Bereich Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Ideal ist es, wenn auch eine Wohnmöglichkeit vorhanden ist."
Zum Freiwilligen Sozialen Jahr:
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein Jugendprojekt. Junge Menschen leisten dieses Freiwilligenjahr, weil sie sich sozial engagieren möchten und ihre Fähigkeiten und Grenzen entdecken wollen. Sie nutzen die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung und nehmen sich Zeit für die berufliche Orientierung. Sie verbessern ihre Chance auf Aufnahme in eine Ausbildung im Sozialbereich, manchmal überbrücken sie mit dem FSJ auch ein Wartejahr bis zur Aufnahme in diese Ausbildungen. Viele möchten aber auch zwischen Schulbank und Studium ganz konkret zupacken und mithelfen.
Seit 1968 wird dieses Projekt vom „Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste“ angeboten, der Name „Freiwilliges Soziales Jahr“ ist markenrechtlich geschützt. Es ist uns wichtig, die hohen Standards hinsichtlich Bildungsprogramm, Begleitung der Jugendlichen und Auswahl der Einsatzstellen weiterhin zu halten und zu verbessern!
Der Einsatz ist im Freiwilligengesetz geregelt, der Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste ist vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz als Träger eines freiwilligen Sozialjahres anerkannt.
Der Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste ist als gemeinnütziger Verein registriert.
Gründungs- und Trägerorganisationen:
Katholische Jugend Österreich,
Katholische Jungschar Österreichs,
Pfadfinder und PfadfinderInnen Österreichs,
Kolping Österreich,
Menschen für Andere – Jesuitenmission
Die Bewerbungsphase für den FSJ Start im Herbst 2017 läuft bereits. Nähere Informationen zur Anmeldung bzw. zum Aufnahmeverfahren gibt es auf www.fsj.at
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