Privatsammlung von Stavros Diamantakis
100 Jahre Volksabstimmung Kärnten in Fotos
Angesichts der Volksabstimmung Kärnten vor 100 Jahren gewährt Stavros Diamantakis der WOCHE einen Blick in sein Fotoarchiv.
PENK. Die bislang unveröffentlichten Schwarz-weiß-Aufnahmen, die der 76-Jährige vor Jahren von einer Unterkärntnerin geschenkt bekommen hatte, gelangen in diesen Tagen zu einer aktuellen Bedeutung. Sie zeigen, aufgenommen von Unbekannten, Umzüge und Verbrüderungsszenen von Kärntnern und Slowenen. Zusammen mit den historisch wertvollen Fotos wurden Diamantakis auch zwei Fotoapparate überlassen, mit denen die damaligen Szenen festgehalten worden waren.
Über 4.000 Exponate
Die beiden Kameras sind Teil einer nicht weniger als mehr als 4.000 Exponate zählenden Sammlung von Fotoapparaten und Filmprojektoren, deren ältester Apparat für das 1839 entwickelte Daguerreotypie-Verfahren aus dem Jahr 1880 stammt. Das älteste seiner Glasplattenfotos ist 185 Jahre alt. "Plötzlich hatte ich einen Fotoapparat in der Hand, ohne je von Agfa oder Kodak gehört zu haben", gestand der Grieche. "Ich bekam mehr und mehr Kameras geschenkt und sagte scherzhaft: Wann erhalte ich endlich mal eine Krawatte oder Socken?" Inzwischen hat er erkannt: "In der Dunkelkammer ist die Welt für mich in Ordnung."
Im Kino aufgewachsen
Wie die Sammelwut von Kameras und cineastischen Geräten entstanden ist? "Ich bin sozusagen im Kino aufgewachsen", erzählt er. Der Vater hatte in einem 600 Plätze fassenden Kino auf Kreta gearbeitet und Sohn Stavros als Achtjährigen mit der Aufgabe des Platzeinweiser betraut. Zehn Jahre hatte der junge Grieche mit diesem lukrativen Job sein Taschengeld verdient.
Erst München, dann Militär
Als 19-Jähriger zog es ihn ohne jedwede Deutschkenntnisse nach München, angelockt vom legendären "Made in Germany", wie er sagt. Sozusagen auf der Straße eignete er sich in verschiedenen Jobs die Sprachkenntnisse für ein Studium an, doch unmittelbar vor dem Examen zum Bauingenieur zog ihn 1968 die Militärjunta ein. Es folgten zweieinhalb "verlorene" Jahre, "die mein Leben zerstört haben".
Ehefrau nach Penk gefolgt
Immerhin heiratete Diamantakis während eines Kurzurlaubs seine in München kennengelernte schwangere Freundin Gretl, zog nach der Militärzeit zu ihr nach Penk im Mölltal, jobbte für zwei Jahre bei einer Baufirma und führte anschließend mit seiner Frau in der Spittaler Bahnhofstraße 37 Jahre ein Spielwarengeschäft. Neben den Schwiegereltern baute Diamantakis gemeinsam mit seiner Frau ein selbst entworfenes Haus, mit 63 ging er in Pension und seiner Sammelleidenschaft nach. Er eignete sich selbst Computerkenntnisse an und baute eine umfangreiche Dokumentation auf. So kann er beispielsweise lückenlos den Weg einer Ernemann-Klappkamera aus dem Jahr 1914 zurückverfolgen, mit der ein 1984 gestorbener Wiener als kriegsgefangener Major im Ersten Weltkrieg seine fünf Jahre in Sibirien dokumentiert hatte.
Portrait im "Millino"
Anfang Dezember wird, sofern es die Anti-Corona-Auflagen zulassen, bei einem Filmfestival im "Millino" zu Millstatt der Kurzfilm „Sammeln aus Leidenschaft“ gezeigt, in dem Franz Wieser Diamantakis portraitiert. Der 13-minütige Streifen "in Kinoqualität", während einer viertägigen Klausur gedreht, hatte im Februar unter 23 eingesandten Filmen die Silbermedaille in einem Landeswettbewerb gewonnen und stellt sich nun der Konkurrenz aus ganz Österreich.
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