Aktionstag für faire Bauernpreise

Beispiele für den Anteil vom Preis, den die Bauern für ihre Produkte erhalten. | Foto: LK Steiermark
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  • Beispiele für den Anteil vom Preis, den die Bauern für ihre Produkte erhalten.
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BEZIRK. Angesichts der drastischen Preisverfalls bei Milch und Schweinefleisch geht die Bauernvertretung in die Offensive. Die Landwirtschaftskammer (LK) Kärnten ruft am Samstag, 19. September, unter dem Titel „Faire Preise für unsere Bauern“ zu einem Aktionstag auf, um die Bevölkerung auf die Situation aufmerksam zu machen und für die Anliegen der bäuerlichen Familien­betriebe in Kärnten zu werben.

In Spittal wird vor Schloss Porcia und Rathaus zwischen 10 und 12 Uhr ein Informationsflyer über den sinkenden Anteil der Bauernpreise am Endkundenpreis verteilt. Die Information wird von der LK Kärnten zusammen mit Verteilprodukten (Joghurt, Milchdrinks etc.) von Kärntner Lebensmittelbetrieben zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird auf Plakaten vor Ort auf die derzeitige Situation aufmerksam gemacht. Im Vordergrund soll immer der Dialog mit dem Konsumenten stehen.

In ihrer Ankündung schreibt die LK: "Die bäuerlichen Erzeugerpreise sind enorm unter Druck. Der Lebensmittelhandel in Österreich treibt dabei oft ein scheinheiliges Spiel: Geworben wird mit Regionalität und heiler Bauernhofidylle, bezahlt werden aber Preise auf Weltmarktniveau."

Weiter heißt es: "Die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft in Kärnten steht derzeit massiv unter Druck. Die Einkommensentwicklung in den Betrieben war in den letzten Jahren rückläufig und liegt im Jahr 2014 voraussichtlich um zirka 14 Prozent unter dem Niveau von 2010. In den letzten Monaten hat sich insbesondere in den Bereichen Milch und Schweinefleisch die Preissituation dramatisch verschlechtert. Der Milchpreis droht unter die 30-Cent-Marke zu sinken, der Preis für Schweinefleisch befindet sich auf einem Sieben-Jahres-Tief. Auch die Getreidenotierungen lassen zu wünschen übrig. Das bedeutet aller Voraussicht nach ein weiteres Einkommenminus im Jahr 2015. Darüber hinaus machen die Erzeugerpreise für die Bauern mittlerweile nur noch einen Bruchteil der Konsumentenpreise aus. Und dieser Anteil ist bei den wichtigsten Produktgruppen in den letzten Jahren sogar noch gesunken."

Solidaritätsbekundungen statt Protest

"Diese Situation ist besorgniserregend. Nicht nur für die Bauern, sondern in weiterer Folge auch für den ländlichen Raum und ganz Kärnten. Immerhin hängen an jedem bäuerlichen Betrieb drei bis vier Arbeitsplätze in der vor- und nachgelagerten Wirtschaft. Die Konsumenten entscheiden mit ihrem Einkaufsverhalten über den Erhalt der bäuerlichen Betriebe in Kärnten. Dies soll ihnen bewusst gemacht werden und zudem soll darüber informiert werden, welchen geringen Anteil am Endpreis die Bäuerinnen und Bauern für ihre Produkte bekommen.

Deshalb hat sich die LK Kärnten entschlossen, einen Aktionstag zu initiieren, bei dem um die Solidarität der Kunden geworben werden soll. Es geht dabei nicht um Proteste, sondern um ein Aufzeigen und Bewusstmachen.

Mößler klagt Handelsketten an

LK-Präsident Johann Mößler ergänzt: "Der Handel predigt gerne Regionalität. Wenn es um die Preisgestaltung geht, orientiert er sich aber am Weltmarkt. Regionale Produkte verdienen mehr Wertschätzung.“ Deshalb fordert er "einen gerechten Anteil an der Wertschöpfung für die bäuerlichen Betriebe“, sprich: einen steigenden Anteil der Bauernpreise am Endverbraucherpreis.
Die Marktmacht des Handels ist dabei erdrückend. Die drei großen Handelsketten beherrschen mittlerweile 86 Prozent des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels und sorgen damit für die höchste Handelskonzentration in ganz Europa.

Aufgrund dieses Marktversagens unterstützt LK-Präsident Mößler die in den letzten Tagen erhobene Forderung nach Einrichtung einer unabhängigen Preisbeobachtungsstelle, die durch regelmäßige Marktberichte, Preisbeobachtung und unverbindliche Preisempfehlungen mehr Transparenz schaffen und Dumpingpreise verhindern soll. Diese „Agrarmarkt-Control“ soll ähnlich funktionieren wie die „e-control“ im Energiebereich und bei der Bundeswettbewerbsbehörde angesiedelt sein.

Ein Landwirt, der sich am Samstag auf jeden Fall am Aktionstag beteiligt, ist Hermann Schluder aus Kleblach-Lind. "Ich nehme mir auf jeden Fall die Zeit", um die Bevölkerung zu informieren, so der Vizebürgermeister der Drautalgemeinde. Er verfügt nach eigenen Angaben über eine Nutzfläche von 75 Hektar und 40 Milchkühe. Angesichts des derzeitigen Milchpreisverfalls meint der ÖVP-Politiker im Gespräch mit der WOCHE: "Ich muss einen Spagat leisten, um über die Runden zu kommen."

"Reine Alibihandlung"

Von dem Aktionstag verspricht sich Peter Suntinger gar nichts. Der Zweite LK-Vizepräsident, Obmann der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft, spricht vielmehr von einer "Alibi-Handlung" des Bauernbundes, der als reiner Interessenvertreter der Agrarindustrie auf Kosten der Berglandwirtschaft agiere. Suntinger, auch Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Großkirchheim, führt im Nebenerwerb auf 1.370 Meter Höhe einen Minibetrieb mit neun Mutterkühen, drei bis vier Stück Jungvieh und zurzeit zwei Schweinen. Es gebe 80 landwirtschaftliche Betriebe in Großkirchheim, von denen 95 Prozent nur noch im Nebenerwerb betrieben werden könnten.

Damit die Bergbauern überhaupt noch eine Zukunft haben, fordert Suntinger einmal, wieder ein Lieferkontingent für Milch, zum anderen die im Vorjahr abgeschaffte Mutterkuhprämie von 200 Euro pro Jahr wieder einzuführen. Suntinger: "Es muss endlich Schluss damit sein, die großen gegen die kleinen Betriebe auszuspielen." Der FPÖ-Politiker meint, seit dem EU-Beitritt Österreichs vor 20 Jahren sei bekannt, dass heuer die Milchquote ausläuft. Die entsprechenden Konsequenzen aber seien nicht gezogen worden.

"Das bringt nichts"

Hans Meißnitzer, ein Bergbauer aus Rennweg-St. Peter, nennt 30 Milchkühe und 40 Stück Jungvieh sein Eigen. Er wird sich am Aktionstag nicht beteiligen: "Das bringt eh nichts." Zwar sei er noch Mitglied im Bauernbund, fühle sich aber von diesem nicht mehr angemessen vertreten und werde wohl austreten. Dabei haben er und seine Frau Wally zurzeit einen besonders schweren Stand: Um den EU-Richtlinien im Hinblick auf Tierschutz- und Bio-Standarts zu entsprechen, wurden gerade 350.000 Euro für einen neuen Stall investiert.

Und auch Cornelia Watzinger, die mit ihrem Mann Jakob in St. Peter im Holz einen Hof mit 70 Rindern betreibt, wird sich nicht am Aktionstag beteiligen. Dem Aufwand stehe zu wenig Erfolg gegenüber: "Nun ist die Politik gefragt", meint die Lendorfer Landwirtin, müssten Einfuhr- und Preisregelungen her. "Wir stehen da mehr oder weniger auf verlorenem Posten", klagt sie angesichts des Preisverfalls von 40 auf jetzt 32 Cent/Liter in den vergangenen zwei Jahren.

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