Mini Med Studium über das "Kraftwerk Niere"

Referent EOA Dr. Klaus Arneitz mit Moderatorin Dr. Edeltraud Lenhard
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SPITTAL. Mit dem "Kraftwerk Niere" hat sich Erster Oberarzt Dr. Klaus Arneitz im ersten Mini-Med-Med-Vortrag des Herbstes in der Lieserstadt befasst. Vor rund 100 Zuhörern im Ahnensaal von Schloss Porcia, unter ihnen der Gesundheitsausschussobmann Bruno Kogler, wunderte sich der Leiter der Dialysestation im LKH, dass dieses "eher unbekannte, versteckte Organ" auf ein so großes Interesse gestoßen sei, zumal es auch bei Medizinstudenten wegen seiner Komplexität eher unbeliebt sei.
Dies bestätigte auch die Spittaler Medizinstudentin Melanie Tischitz, die im fünften Semester eigens zur Vorbereitung aufs Staatsexamen zum Vortrag kam. Der Rennweger Josef Peitler erschien, nachdem ihm eine halbe Niere entfernt worden war.
Sozusagen in einem Vorbeugeprogramm animierte die Moderatorin, die Spittaler Allgemeinmedizinerin Dr. Edeltraud Lenhard, das Publikum eingang zu Streckübungen, bevor der Villacher Nephrologe in gut 90 Minuten die Funktion der Niere, Erkrankungsformen sowie Therapien erläuterte.
Die paarig angelegten, etwa männerfaustgroßen Nieren liegen auf Höhe des unteren Rippenbogens beidseits der Wirbelsäule an der Rückseite des Bauchraums. Obwohl beide Organe nur 0,5 Prozent des Körpergewichtes ausmachen, werden sie dauernd von ein Viertel der gesamten vom Herz ausgeworfenen Blutmenge (1.500 Liter/Tag) durchströmt und sind damit das am besten durchblutete Organ.

Funktionen der Niere

Aufgebaut sind die Nieren aus der Nierenrinde (vor allem Nierenkörperchen), dem Mark (vor allem Nierenkanälchen), den Nierenkelchen in denen der Harn gesammelt wird und weiter über das Nierenbecken und den Harnleiter in die Harnblase geleitet wird. Die Niere ist reichlichst mit Blutgefäßen versorgt, sie ist das am besten durchblutete Organ des Organismus. Es werden täglich 180 Liter Plasma filtriert, aber nur etwa eineinhalb Liter Harn ausgeschieden.
Die Aufgabe der Niere besteht aber nicht nur in der Ausscheidung des überschüssigen Wassers und der im Stoffwechsel anfallenden, schädigenden Produkte, den sogenannten harnpflichtigen Substanzen. Die Niere reguliert auch das "innere Milieu" des Körpers, das heißt, sie schafft durch exakte Steuerung der Körperflüssigkeit und der darin gelösten Salze die Voraussetzung für ein optimales Funktionieren der übrigen Körperorgane und Gewebe.

Messung der Nierenfunktion

Zur Messung der Nierenfunktion wird die stickstoffhaltige Substanz Kreatinin, die im Muskelstoffwechsel entsteht und nur über die Niere ausgeschieden wird, herangezogen. Ist das Kreatinin erhöht, bedeutet dies allerdings bereits eine Einschränkung der Nierenfunktion auf die Hälfte des Normalwertes. Etwas genauer ist die aus dem Kreatinin, Alter, Geschlecht und Gewicht errechnete sogenannte glomeruläre Filtrationsrate, deren Wert entspricht etwa der tatsächlichen Nierenleistung in Prozent.

Formen der Nierenerkrankungen

Bei den Nierenerkrankungen wird zwischen den primären, also dejenigen in der Niere selbst (zum Beispiel die erbliche Zystenniere, von der auch eine aus Norwegen stammende Zuhörerin betroffen ist) und den sekundären unterschieden. Von letzteren sind nach Angaben des Nierenspzialisten zwei Drittel aller Dialysepatienten betroffen.
In den letzten Jahrzehnten haben die Nierenschäden auf Basis der Volkserkrankungen, Bluthochdruck (Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Fettsucht (Adipositas) enorm zugenommen. Zusätzlich nimmt die Überalterung zu; gleichzeitig werden viele ältere Menschen mit zahlreichen Medikamenten behandelt, was ebenfalls Risiken für die Nierenfunktion beinhalten kann, zumal die Nierenleistung mit dem Alter abnimmt. Ein wesentliches Warnsignal ist, wenn der Harn Eiweiß und Blutaufweist.

Schmerzsymptom fehlt

Das Heimtückische an diesen Erkrankungen ist, dass sie lange Zeit ohne Symptome (Krankheitszeichen) verlaufen und die Patienten meist erst auffällig werden, wenn die Nierenfunktion unter 20 Prozent der normalen Nierenleistung gesunken ist. Liegt die Nierenleistung nur mehr unter zehn Prozent kommen die Symptome der "Harnvergiftung" (Urämie) zum Tragen: Wesensveränderung, Müdigkeit, Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen, Muskelschwäche, zunehmende Blutarmut und Juckreiz. Wenn auch die Harnproduktion zurückgeht, kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) vor allem im Bereich der Beine und der Augenlider. Dr. Arneitz: "Überhaupt fehlt bei der Niere das Schmerzsympton, das bei anderen Organen signalisiert: hier stimmt was nicht."

Behandlungsmöglichkeiten (Therapie)

Wenn es möglich ist, wird die Ursache der Krankheit behandelt, je früher diese erkannt wird, umso besser wird die Therapie sein. Blutzucker und Blutdruck müssen im jedem Fall möglichst optimal eingestellt werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zumindest zu verzögern.
Ist das Endstadium der Nierenfunktionsschwäche, die Harnvergiftung (Urämie), erreicht, rettet nur mehr die Nierenersatztherapie das Leben.
Diese kann auf drei Arten erfolgen:

Die Blutwäsche (Hämodialyse): Diese wird drei Mal in der Woche über vier bis fünf Stunden mittels eines Dialysegerätes im Spital durchgeführt.
Die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse): Ein chirurgisch eingesetzter Plastikschlauch in den Bauchraum ermöglicht das Einleiten und Ableiten einer Spüllösung, wobei das Bauchfell als Filter arbeitet. Diese Behandlung führt der Patient selbst aus (händisch oder mittels Maschine) und kommt meist nur einmal im Monat zur Kontrolle ins Krankenhaus. Diese beiden Dialyseverfahren sind zumindest in den ersten drei Jahren gleichwertig.

Die Nierentransplantation: Sie bietet die beste Lebensqualität. Um die Abstoßung der Niere zu verhindern ist allerdings eine tägliche Medikamenteneinnahme unabdingbar. In Österreich leben derzeit 8.700 Menschen mit einer künstlichen Niere, jeder zweite Betroffene erhält ein passendes Organ. Die Wartezeit beträgt derzeit zirka drei Jahre. Auf der Warteliste stehen derzeit rund 1.000 Patienten.
Die chronische Niereninsuffizienz ist eine leider weitgehend unbekannte Volkskrankheit. 400.000 Österreicher haben eine deutlich eingeschränkte Nierenfunktion (fünf Prozent der Bevölkerung). Eine schlechte Nierenfunktion erhöht das Risiko der Herz-Kreislauf-Erkrankungen dramatisch! („auf Herz und Nieren prüfen“). In der Nierenersatztherapie finden sich nur 8.500 Patienten (ein Promille der Bevölkerung).

Wichtig: Früherkennung

Empfohlen wird jedem vom 65. Lebensjahr an ein Screening: Zuckerkranke und Bluthochdruckpatienten sowie Menschen mit Nierenerkrankungen in der Familie sollten einmal im Jahr die Nierenfunktion bestimmen lassen (Blutabnahme, Kreatinin) sowie eine Harnuntersuchung auf rote und weiße Blutkörperchen, sowie Eiweiß durchführen lassen.

Wichtig: Vorbeugung (Prävention)

So banal es auch klingen mag: Die beste Prävention für Nierenerkrankungen ist eine vernünftige gesunde Lebensweise. Ausgewogene Ernährung, Vermeidung von Übergewicht, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, körperliche Bewegung (die Niere liebt den Sport!), Kontrolle von Blutzucker und Blutdruck, nicht Rauchen, keine Salz- und Eiweißexzesse, kontrollierter Schmerzmittelkonsum. Deshalb: "Vermeiden Sie, was Ihnen ,an die Nieren gehen' könnte und Aie werden es Ihnen mit lebenslanger, präziser und eleganter Hochleistungsarbeit danken."

Der nächste, wieder kostenlose MINI-MED-Vortrag im Schloss Porcia befasst sich am Montag, 24. November, mit dem Thema "Ein Leben in Würde bis zuletzt". Referent ist Primarius Dr. Richard Gaugeler, Ärztlicher Leiter des Krankenhauses Waiern und Mitglied der Diakonie Kärnten de La Tour.

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