Vom Park direkt kostenlos ins Wasser
Unter Beteligung der Bürger 325 Ideen für ein "lebenswertes Millstatt" entwickelt
MILLSTATT. Vom Park direkt kostenlos ins Wasser, einen weitgehend autofreien Marktplatz mit Caféstühlen sowie einen Bürgerservice - dies sind einige der Zukunftsvisionen, die in einem mehrmonatigen Ortsentwicklungsprozess unter Beteiligung der Bürger enstanden sind. Der federführende Landschaftsarchitekt Andreas Winkler aus Seeboden hat die Ergebnisse im Kongresshaus an markanten Beispielen erläutert, bevor nach eineinhalb Stunden die Diskussion im Freien am eigens für den Autoverkehr gesperrten Marktplatz in kleinen Gruppen im Stehen fortgesetzt wurde - ein Getränkegutschein der Gemeinde animierte zum Verweilen und diente sozusagen als Vorgeschmack auf eine künftige Belebung des Platzes.
Kein fertiger Plan
"Es ist kein fertiger Plan, den wir heute präsentieren, sondern der Beginn eines auf Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte angelegten Prozesses", betonte Winkler, der die Beteiligung der 63 beziehungsweise 71 Bürger würdigte, die den beiden Workshops beziehungsweise Impulsvorträgen beigewohnt hatten. Entwickelt worden seien nicht weniger als 325 Ideen für ein "lebenswertes Millstatt", die zum Teil ohne großen Kostenaufwand sofort umsetzbar seien.
Oberste Priorität: Marktplatz
Oberste Priorität hat der Marktplatz als "verbindendes Zentrum von Berg und See", sprich: Obermillstatt, Lammersdorf, Sappl und Millstatt. Dazu gehörten ein Bürgerbüro im Rathaus als Servicestelle für Bürger, Infostelle für Kulturförderungen, Leerstandsmangement sowie nicht zuletzt als Schnittstelle zwischen Tourismus, Kultur und Wirtschaft. Vorgeschlagen wurde auch eine Markthalle, in der Produkte vom Berg und aus dem See angeboten werden. So genannte Pop-up-Stores (Designerin, Second-Hand-Mode, Antiquitäten) sollen in der Saison die sonst ganzjährig leer stehenden Läden beleben. Der Platz soll mit Ausnahme von zwölf Parkplätzen fürs Straßencafé und für Konzerte weitgehend autofrei bleiben. Ähnliches gilt für den Georgsritterplatz.
Ferner können sich die Planer eine "Promenade von der Kultur zum See" vorstellen, also einen direkten Zugang zum Wasser: In einem "Hybrid-Modell" (Winkler) soll das um ein attraktives Café erweiterte Strandbad für zwei Monate in der Hochsaison nur mit Tickets, acht weitere Monate hingegen kostenlos benutzbar sein.
"Pläne sind finanzierbar"
In der anschließenden Diskussion regte Manfred Maier, TVB, an, der Gemeinderat soll einen Ausschuss bilden, der sich mit der Finanzierung befasst, nachdem Gemeindevorstand Sepp Hofer an frühere Verbesserungsideen erinnert hatte, die ob der hohen Kosten im Sande verlaufen seien. Touristiker Maier aber appellierte an alle Beteiligten: "Die Gemeinde wird an der Verwirklichung gemessen - ich hoffe, dass es mit Millstatt weiter geht." Und auch Gemeindevorstand Norbert Santner meinte, im Gegensatz zu früheren Plänen seien die jetzt vorgeschlagenen schneller umsetzbar. Und finanzierbar." Diese Bemerkungen wurden ebenso mit Beifall quittiert wie der Beitrag des Industriellen Sepp Ortner, der davor warnte, immer nur zurück zu blicken: "Millstatt mit seiner Lage am See hat ein Potenzial wie kaum eine Gemeinde in Kärnten."
Wie geht es weiter? Das aktive 16-köpfige Beratungsgremium, dem neben Bürgermeister Schuster unter anderen mehrere Hoteliers sowie Dora Gmeiner-Jahn vom Forum Millstättersee - Verein für Ortsbild und Regionalentwicklung angehört, bleibt weiter aktiv, der Gemeinderat wird sich in seiner nächsten Sitzung mit den Vorschlägen befassen, vorrangig mit dem Bürgerservice. Winkler: "Was wir jetzt brauchen sind Kümmerer."
Diskussion bis nach Mitternacht
Bis nach Mitternacht zog sich der Plausch zwischen Bürgermeister Johann Schuster, seinen Stellvertretern und weiteren Politikern mit Millstättern und Angehörigen des Winkler-Teams - musikalisch begleitet von Richard Pusavec am Sax.
Während der Öffnungszeiten des Rathauses werden die Projektergebnisse noch den gesamten Juli für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
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