Wassergebühren steigen in Millstatt
Tour d'horizon aktueller Themen in dreistündige Bürgerversammlung behandelt.
SPITTAL. Auf äußerst reges Interesse stieß die dritte Bürgerversammlung der Legislaturperiode. Der Andrang war so groß, dass noch etwa 20 weitere Stühle in den Großen Saal des Kongresshauses getragen werden, gleichwohl viele Einwohner die knapp dreistündige Versammlung im Stehen vor der Tür verfolgen mussten.
In einer Tour d'horizon informierten Bürgermeister Hans Schuster und die Gemeindevorstände über die aktuellen Themen, Bürger konnten Fragen stellen und auch ein parteipolitisches Hickhack wie in Gemeinderatssitzungen blieb nicht aus. Die wichtigste Information: Die Wassergebühren steigen. Nach Schusters Angaben muss der Wasserpreis zur Kostendeckung von jetzt 1.20 auf 1.70 Euro/Kubikmeter erhöht werden - erstmals spürbar im April 2019.
Erste Rechnung erst 2019
Begründet wurde dieser Schritt mit den laufenden Instandhaltungskosten des 112 Kilometer langen Rohrnetzes. Die Erneuerung eines einzigen Kilometers verschlinge jährlich 200.000 Euro. Finanzreferentin Judith Oberzaucher erinnerte an den für einen Kurort unwürdigen Vorfall vom vergangenen Sommer, als in Obermillstatt zwei Wochen lang das aus der Leitung kommende Wasser nur abgekocht benutzt werden werden durfte. Eine Erneuerung der 50 bis 100 Jahre haltenden Rohre zum jetzigen Zeitpunkt sei optimal mit den wegen der Fernwärme aufgerissenen Straßen zu verknüpfen. Mit diesem Argument wurde dem ÖVP-Einwand von Norbert Santner und Sabine Brandner nach einer "suksessiven" Kostenerhöhung, die vor allem Großabnehmer wie Hotels und Pensionen betreffe, begegnet.
Zur aktuellen finanziellen Lage der Marktgemeinde erinnerten Judith Oberzaucher und ihr Mann Georg, Finanzausschussvorsitzender, wie - ausgehend von einem Schuldenstand in Höhe von 4,5 Millionen Euro - ein Kassasturz und 200 Vorschläge von Bürgern zur Budgetkonsolidierung folgten. Ohne den anstehenden Verkauf des Gärtnereiareals für 400.000 Euro bezifferte Oberzaucher die gegenwärtigen finanziellen Belastungen auf 3,8 Millionen Euro.
"Nur 1,9 Millionen"
"Weniger dramatisch" stellt sich für Vizebürgermeister Albert Burgstaller die Situation dar. Die noch zu bedienenden Darlehen von Gemeinde und Bäderbetrieben setzt er mit 3,1 Millionen an, den Schuldenstand der Marktgemeinde zum Jahresende gar nur mit 1,9 Millionen Euro.
Der bisherige Vorsitzende des Tourismusverbandes Millstatt und jetziges Vorstandsmitglied Manfred Maier erinnerte daran, dass Millstatt ob seiner Besitzungen im Wert von 40 Millionen Euro "nicht arm, aber nur eben nicht liquide sei. Schuster nahm diesen Ball auf und fragte das Publikum, was es davon halte, von den 45.000 Quadratmetern des Campingplatzes Pesenthein einschließlich Bad jene 2.800 Quadratmeter mit Campingplatzcafé und Bootsanlegesteg zu verkaufen, die touristisch wenig attraktiv seien?
Klares Nein zum Verkauf
Daraufhin brandete ein Sturm der Entrüstung auf. Es wurde daran erinnert, dass dem Verkauf eines Seegrundstücks ein bindender Volksentscheid voraus gehen müsste, das Land sowieso eine Bebauung in der Roten Zone untersage und die 100 Euro pro Quadratmeter ein "Witzpreis" (Thomas Wolf) seien. Alexander Thoma, Geschäftsführer der Millstätter Bäderbetriebe (MBB), ergänzte, in den vergangenen drei Jahren hätten alle seine Einrichtungen schwarze Zahlen geschrieben und den Schuldenberg kontinuierlich abgebaut. Als ein mögliches von der Gemeinde noch zu verkaufendes Grundstück führte Schuster die rund 800.000 Quadratmeter des Sporerwegs hinter der Alexanderhofsiedlung an.
"Lass was springen!"
Zum "Dauerbrenner" Sprungturmsanierung gab der Bürgermeister bekannt, man stehe kurz vor der gewerberechtlichen Genehmigung, so dass mit einer Wiedereröffnung des Millstätter Wahrzeichens im nächsten Jahr zu rechnen sei. Geplant sei noch eine Sammelaktion ("Fundraising") unter dem Motto "Lass was springen!"
Zum Schluss fragte noch Heinz Jungmeier, wie es mit der unter reger Bürgerbeteilung vorgeschlagenen Ortskernentwicklung voran ginge. Bürgermeister Schuster führte als Beispiel unter anderem die von Landschaftsarchitekt Andreas Winkler entwickelte Öffnung des Strandbades außerhalb der wenigen Saisonmonate für die Allgemeinheit an, nur handle es sich angesichts des finanziellen Engpasses der Marktgemeinde um einen auf zehn, 20 Jahre angelegten Prozess.
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