Aus dem Landesgericht St. Pölten
40 Monate Haft ließen Täterin zusammenbrechen
Als Mitglied einer kriminellen Organisation fungierte eine 48-jährige Tschechin, indem sie als Taxifahrerin „falsche Polizisten“ zu meist betagten Opfern brachte, beziehungsweise sie auch wieder abholte. Am Landesgericht St. Pölten forderte Staatsanwalt Michael Lindenbauer eine besonders strenge Bestrafung für „eine der schlimmsten Betrugsformen“.
ST. PÖLTEN/BADEN/LILIENFELD. Angeklagt war die Frau als Beitragstäterin in zehn Fällen mit einer Gesamtschadenssumme von rund zwei Millionen Euro, wobei es bei einigen Fakten beim Versuch geblieben war, zwei Fakten in Baden, wobei versucht worden war, je 500.000 Euro zu ergaunern, konnten ihr letzten Endes nicht zweifelsfrei zugeordnet werden.
Ihren nachgewiesenen ersten Einsatz hatte die Beschuldigte am 9. Februar 2023 in St. Pölten, bei dem ein unbekannter Abholer Gold im Wert von mindestens 50.000 Euro von einem Opfer übernahm. Der Forderung von weiteren 50.000 Euro Bargeld war die Frau nicht nachgekommen. In Wien händigte ein Mann 100.000 Euro aus, danach überließ eine St. Pöltnerin am 19. April einem Abholer 120.000 Euro. In Eisenstadt gelangten Golddukaten im Wert von 140.000 Euro in die Hände der Betrüger, während es in Oberösterreich dreimal beim Versuch geblieben war.
Die Handschellen klickten...
...schließlich im Bezirk Lilienfeld, als eine noch strafunmündige Abholerin am 17. Mai in St. Veit an der Gölsen mit 120.000 Euro und mehreren Schmuckstücken von der Angeklagten chauffiert worden war.
"Die Masche sei schon länger bekannt"
, meinte Lindenbauer. Mit Schockanrufen melden sich Hintermänner der Organisation bei ausgesuchten Opfern, geben sich als Polizisten aus und fordern Kautionen für nahe Angehörige, die einen tödlichen Verkehrsunfall verschuldet hätten. Während sie die geschockten Personen am Telefon hielten, erteilten sie der Beschuldigten und den jeweiligen Abholern mit einem weiteren Handy entsprechende Anweisungen. Wie die Tschechin meist schluchzend zugab, habe sie pro erfolgreicher Fahrt 1000 Euro erhalten.
Verfahrenshelferin Andrea Schmidt meinte in ihrem Schlussplädoyer:
„Als Taxifahrerin hat die Angeklagte nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt.“
Natürlich habe sie gewusst, dass etwas faul sei, wenn man für diverse Fahrten ein Taxi aus dem Ausland bestellt und dafür 1000 Euro hinblättert, wozu sie sich reuig geständig gezeigt habe.
Zuletzt erhielt auch die Angeklagte eine Schocknachricht: 40 Monate Haft, sowie Schadensgutmachung von mehr als 400.000 Euro für ein, wie die vorsitzende Richterin meinte, „äußerst verwerfliches Vorgehen“. Nach Rücksprache mit Verfahrenshelferin Schmidt nahm sie das nun bereits rechtskräftige Urteil an. Nach dem Verlassen des Saales brach die Frau zusammen und wurde mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht.
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