7.707 Retter suchen ihre Chefs
Im Jänner wählen die 117 Feuerwehren im Bezirk St. Pölten ihre Kommandanten – ein Job für SpezialistInnen.
ST. PÖLTEN (red). 7.269 Einsätze leisteten die 117 Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk St. Pölten im Jahr 2015 (Stand 7. 1., siehe zur Sache). Nun wird es für die 7.707 freiwilligen Helfer der Region spannend, denn bis Ende Jänner werden die Kommandanten aller 1.728 NÖ-Feuerwehren neu gewählt. Was für viele wie ein Kindheitstraum klingt, ist ein Knochenjob mit jeder Menge Papierkram und ohne Entlohnung. Die Bezirksblätter haben mit alten und neuen Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen, warum sie sich diese Belastung trotzdem antun wollen.
Anders als in anderen Teilen des Landes gab es im Raum St. Pölten laut Ignaz Mascha keine Probleme bei der Suche nach neuen Kandidaten. "Bei rund 30 Prozent der heimischen Feuerwehren wird es neue Kommandanten geben", sagt der Bezirksfeuerwehrkommandant-Stellvertreter, der sich nach 15 Jahren als Kommandant der FF Neulengbach selbst nicht mehr zur Wahl stellt. Er kandidiert auf höherer Ebene und bietet mit seiner Kandidatur an, Dietmar Fahrafellner als Bezirksfeuerwehrkommandant nachzufolgen.
Das Wissen, geholfen zu haben
"Man muss mit Leuten umgehen können", sagt Mascha, das sei eine Grundvoraussetzung für die Führungsposition. Ein Kommandant müsse motivieren können, er müsse teamfähig sein und Florianis gemäß ihren Qualifikationen Aufgaben zuteilen können. "Man muss als Kommandant oft alle Hebel in Bewegung setzen, um etwa rasch die Einsatzbereitschaft herzustellen", sagt der erfahrene Floriani. Das Wissen, geholfen zu haben, würde aber unter anderem dafür entschädigen, dass man als Kommandant für so gut wie alles verantwortlich ist.
Aus dem Alltag gerissen
Die Verantwortung betont auch Josef Flieger, neuer Kommandant der FF Kirchberg an der Pielach. "Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und können vom Brand bis zu einem Unfall reichen", sagt er. "Man muss bei jedem Einsatz mit allem rechnen und wird oft schlagartig aus seinem Alltag gerissen." Dennoch stelle Flieger seine Freizeit gerne der Mannschaft und seinem Heimatort zur Verfügung – ebenso wie Stefan Luef, neuer Kommandant der FF Oberndorf. "Hin und wieder ist es ein Knochenjob. Als Kommandant hat man mehr Termine und gesellschaftliche Verpflichtungen, die es wahrzunehmen gilt", spricht Luef einen weiteren Aspekt an.
Frauenpower im Bezirk
Derartige Verpflichtungen könnten bald auch auf Iris Rath zukommen. Die 24-jährige Gärtnerin soll dem langjährigen Kommandanten der FF Unterwolfsbach, Mario Pfeiffer, folgen. Sie wäre die erste Kommandantin im Bezirk St. Pölten und gleichzeitig das jüngste Feuerwehrmitglied im Bezirk in dieser Funktion. Wie sie sich in der einstigen Männerdomäne der Silberhelme durchsetzen wird, wollte sie den Bezirksblättern nicht verraten: „Warten wir einmal die Wahl ab!“
Zur Sache
117 Feuerwehren rückten im vergangenen Jahr zu insgesamt 7.269 Einsätzen aus. Im Jahr 2014 waren es 8.129, im Jahr 2013 waren es 7.526, 2012 waren es 8.321 und im Jahr 2011 waren es 8.332 Einsätze. Insgesamt gibt es im Bezirk St. Pölten 7.707 Feuerwehrmitglieder. Davon sind 7.236 Florianis bei den Kommandanten-Wahlen, die im Jänner durchgeführt werden, wahlberechtigt.
Wir haben alle Feuerwehreinsätze in einer Karte dargestellt. Je dunkler das Grün, desto mehr Einsätze gab es in diesem Bezirk. Für mehr Details einfach in die Karte klicken.
Die Einsatzzahlen für das Jahr 2015 sind vorläufige Zahlen. Bis Mitte Februar kann es noch zu Nachnennungen kommen.
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