Bezirk St. Pölten
Brunftzeit ist Wildzeit – Wildwechsel erhöht Unfallgefahr
Jeder Unfall mit "jagdbarem" Wild ist bei der Polizei anzeigepflichtig. Das Tier darf nicht mitgenommen werden.
ST. PÖLTEN (pw). Über 28.000 Wildtiere sterben jedes Jahr auf Niederösterreichs Straßen. Allein im Bezirk St. Pölten waren es 1.672. Und auch zwei Menschen sind vergangenes Jahr bei Unfällen ums Leben gekommen. Um die Unfallzahlen zu senken, setzt der NÖ Jagdverband unter anderem auf Duftzäune und optische Warnmelder. Ein Lokalaugenschein.
Morgens und abends sind Wildtiere am aktivsten. Der ständig wachsende Ausbau der Verkehrswege begünstigt auch einen Anstieg des Wildwechsels auf unseren Straßen. Erst vor Kurzem kam es auf der A1 bei Loosdorf zu einer Karambolage, weil mehrere Wildschweine versuchten, die Autobahn zu überqueren. Doch auch rund um St. Pölten ist man nicht davor gefeit.
"Die Gefahr ist permanent da. Auch am Stadtrand gibt es immer wieder Unfälle mit Hasen, Fasanen oder Rehen", bestätigt Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler.
Etwa auf der B39 Richtung Völtendorf kommt es vermehrt zu Zusammenstößen: "Gefahrenstellen sind bekannt und mit Wildwechselschildern gekennzeichnet", erklärt Bezirkspolizeikommandant Gerhard Pichler. Viele Autofahrer unterschätzen aber die Kräfte bei einem Frontalcrash mit einem Wild:
"Bei 50 km/h und einem 20-Kilo-Reh hat man 500 Kilo auf der Motorhaube", so Pichler.
Starker Anstieg
Ein besonderes Problem stellen die Kukuruzfelder dar. "Auf meinem Weg zur Arbeit gibt es eine Baumallee, wo links und rechts Kukuruz angebaut wird. Selbst bei 30 km/h kracht es dort ständig", erzählt Christoph Lindner. Er selbst war schon rund 50-mal in einen Wildunfall verwickelt. Aber auch beruflich wird er oft mit dem Thema konfrontiert. Er ist beim ÖAMTC auch für die Schadensbegutachtung nach Wildunfällen zuständig. "Im Herbst gibt es einen starken Anstieg", bestätigt er.
Zusammenprall
"Erst vor zwei Tagen hat eine vor mir fahrende Fahrzeuglenkerin in Waitzendorf ein Reh erwischt. Obwohl sie langsam gefahren ist, waren Scheinwerfer und Stoßstange beschädigt", so Lindner.
Um Unfällen vorzubeugen, wurden etwa in Neidling und St. Georgen Wildvergrämungsmaßnahmen installiert. "Optische Wildwarngeräte lenken das Scheinwerferlicht auf den Wald, was die Tiere besser abschreckt und warnt. Optisch-akustische geben einen Ton ab, der nur für das Ohr der Tiere zu hören ist. Untersuchungen zeigen eine Minimierung des Unfallrisikos um siebzig Prozent", erklärt Bezirksjägermeister Johannes Schiesser.
Richtiges Verhalten
Ist ein Zusammenstoß mit einem Wildtier nicht mehr zu vermeiden, sollte man nicht ausweichen, stark bremsen und das Lenkrad gut festhalten. Nach einem Wildunfall muss die Unfallstelle abgesichert und die Polizei verständigt werden. Grundsätzlich muss jeder Unfall gemeldet werden.
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